Sechs Punkte hatte Bundestrainer Joachim Löw für die beiden vorentscheidenden EM-Qualifikationsspiele gegen Polen und in Schottland als Ziel formuliert. Seine Mannschaft erfüllte die Vorgabe. Der 3:1-Erfolg am Freitag in Frankfurt am Main gegen Polen, bis dahin Tabellenführer der Gruppe, war so souverän und glänzend herausgespielt, dass bei vielen sogar Erinnerungen an den WM-Erfolg vor gut einem Jahr in Brasilien aufkamen. Der 3:2-Pflichtsieg drei Tage später in Glasgow war dagegen wieder Qualifikationsalltag. Die deutsche Mannschaft war überlegen, ohne zu zaubern. Und sie konnte sich einmal mehr auf Thomas Müller verlassen, der mit seinen beiden Treffern in der ersten Halbzeit den Grundstein zum Sieg legte, den Ilkay Gündogan mit seinem Tor im zweiten Durchgang vollendete.
Mit den Gedanken schon wieder bei der Bundesliga?
An Müller führt derzeit einfach kein Weg vorbei, weder beim deutschen Meister FC Bayern, noch in der Nationalmannschaft. Bei Mario Götze sieht die Sache etwas anders aus. Seiner Gala beim Polen-Spiel folgte ein eher durchschnittlicher Auftritt gegen die Schotten. Einen Strick sollte man dem WM-Helden von Rio, der bei den Münchenern allzu oft auf der Ersatzbank sitzt, daraus allerdings nicht drehen. Denn er befand sich in guter Gesellschaft. So war auch von anderen Leistungsträgern wie Mesut Özil oder Bastian Schweinsteiger wenig zu sehen. In Glasgow zeigte sich wieder einmal deutlich, dass der Kopf immer mitspielt. Gegen Polen war allen klar: Jeder muss hundert Prozent und mehr geben, damit die Mannschaft das Tor zum Einzug in die EM-Endrunde 2016 in Frankreich weit aufstößt. Drei Tage später gegen die Schotten dürfte sich bei dem einen oder anderen vielleicht doch der Hintergedanke eingenistet haben, dass auch 80 Prozent reichen dürften, um den Platz als Sieger zu verlassen. Und schließlich wartet ja Ende der Woche auch das nächste wichtige Bundesliga-Spiel.
Baustelle Abwehr
Die Gegentreffer von Glasgow werden Bundestrainer Löw zu denken geben. Beide Tore der Schotten fielen nach Standards. Die deutsche Abwehr wirkte unkonzentriert und stand in beiden Situationen schlecht. Die Defensivabteilung dürfte die größte Baustelle vor der EM 2016 sein. Auf der rechten Seite präsentierte sich Emre Can, der schon bei seinem Länderspieldebüt gegen die Polen in vielen Situationen überfordert schien, auch gegen die Schotten häufig fahrig. Gleiches gilt für Mats Hummels im Abwehrzentrum, der sich in beiden Spielen nicht von seiner besten Seite zeigte. Dennoch: Schlaflose Nächte wird Löw deshalb wohl kaum verbringen. Seine Mannschaft wird das EM-Ticket im Oktober lösen. Und bis zum Turnier hat der Bundestrainer noch ausreichend Zeit, an den Details zu feilen. Wir erinnern uns: Auch vor der WM in Brasilien galt die Verteidigung als größte Problemzone der Mannschaft. Am Ende stand die Abwehr wie eine Eins, und die Mannschaft wurde zur Nummer Eins. Es besteht also keinerlei Grund zur Panik. Löws Elf ist auf Kurs.
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