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Nur im Feind vereint

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl
22. Juli 2016

Es hätte für Donald Trump kaum besser laufen können. Die Pannen auf dem Parteitag lenkten von der Inhaltsleere ab, und mit Ted Cruz gibt es jetzt ein Ventil für alle Frustrierten, analysiert Ines Pohl in Cleveland.

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Donald Trump bei der Republikanischen Konvention in Cleveland (Foto: picture-alliance/newscom/P. Marovich)
Bild: picture-alliance/newscom/P. Marovich

Der Prozess, in dem die beiden großen Parteien der Vereinigten Staaten ihre Präsidentschaftskandidaten wählen, ist brutal. Monatelang ziehen die innerparteilichen Konkurrenten durch das große Land und bekämpfen sich aufs Schärfste. Diese Auseinandersetzungen sind immer hart. Und in diesem Jahr wurde zweifelsohne ein neuer Tiefpunkt erreicht. Sogar die Größe des Geschlechts wurde vor laufenden Kameras verhandelt.

Fest der Versöhnung

Weil jeder der Kandidaten, auch der Sieger, am Ende verwundet und beschädigt ist, haben die Parteitage in erster Linie die Funktion, die Partei wieder zusammenzuführen. Die extremen Positionen, mit denen man sich in den Vorwahlen zu profilieren versuchte, weichen moderateren Tönen, hinter denen sich die Mehrheit versammeln kann. In einem mehr oder weniger ehrlichen Fest der Versöhnung bitten auch die ehemaligen Konkurrenten, sich hinter dem gekürten Kandidaten zu versammeln.

Dieser Parteitag in Cleveland allerdings ist anders. Von Tag eins an degradiert Donald Trump die 2500 Delegierten unter den Augen der 15.000 Medienvertreter aus aller Welt zu Zuschauern bombastisch inszenierter Trump-Festspiele. Dabei ist der Hausherr allgegenwärtig. Lässt sich mit Hubschrauber einfliegen, sendet von der goldenen Videowand Botschaften aus dem Trump Tower hinab in den Saal, schickt Frau und Kinder auf die Bühne, damit auch ja keine Programmeinheit vergeht, ohne dass ein Mitglied der Trump-Familie die Bühne dominiert und der Welt erklärt, was für ein wunderbar erfolgreicher, starker und großartiger Mann der Vater und Ehemann doch ist.

Ines Pohl, US-Korrespondentin der DW (Foto: DW)
Ines Pohl, US-Korrespondentin der DW

Unterhaltung statt Inhalt

Diskussionen um ein Parteiprogramm für den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner finden in dieser Seifenoper keinen Platz. Warum Inhalt, wenn es Unterhaltung gibt?

Nicht allen Republikanern gefällt diese neue Wirklichkeit. Viele sind erst gar nicht angereist zu diesem selbstgefälligen Spektakel eines Mannes, der keinerlei Anstalten macht, sich den Gepflogenheiten der Partei anzupassen. Der im Gegenteil die Partei bereits gekapert hatte, als die Republikaner noch immer dachten, der Spuk sei bald vorbei.

Die Bush-Familie beispielsweise fehlt komplett. Auch andere Parteigrößen wie John McCain haben ihm seine abfälligen Bemerkungen nicht verziehen.

Ted Cruz verweigert sich

Einer kommt und kämpft. Ted Cruz, der Senator von Texas, nimmt die Einladung an und spricht. Doppelt so lange, wie vorgesehen. Den einen Satz aber, auf den es ankommt, bringt er nicht über seine Lippen. "Ich unterstütze Donald Trump", ist nicht zu hören. Später, nachdem er von der Bühne gebuht wurde, wird er erklären, dass er Trump nicht verzeiht, dass dieser Frau und Vater beleidigt hat.

Für Trump kommt diese Attacke wie gerufen. Denn am Tag drei werden diese Trump-Festspiele langsam ganz schön öde. Die Aufregung um die Rede seiner Frau, die fleißig von Michelle Obama abgekupfert hatte, klingt langsam ab. Die Journalisten fangen an, ihre Arbeit zu machen und zu fragen, ob es außer den Bauplänen für eine Mauer an der texanischen Grenze noch andere Themen gibt.

Auch die Delegierten werden unruhig. Sie spüren, dass es außer einen um sich selbst kreisenden Narzissten wenig gibt, mit dem Donald Trump für die Partei um die Rückkehr ins Weiße Haus kämpfen will.

Die Reihen schließen

Da tut es gut, am vierten und letzten Tag, allen Frust und alle Wut auf den Verräter Ted Cruz zu richten. Einige wenige haben Verständnis für den stolzen Texaner. Die meisten aber projizieren ihre Sorgen um das Auseinanderbrechen der Partei auf ihn. Am Ende ist es genau sein Affront, der die Reihen hinter Trump schließt. Vielleicht, weil es so gut in die eingeübte Struktur passt, die schon gegen Hillary Clinton ihre Wirkung zeigte. So wenig Viele mit Trumps Person, Politik und Rhetorik anfangen können, so sehr sind sie vereint im Hass auf die Kandidatin der Demokraten. Eine andere gemeinsame Basis scheint es für die Republikaner im Moment nicht zu geben. Es ist eine Partei, die nur im Feind vereint ist.

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Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl