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Kommentar: Platzverweis für Rassisten!

Joscha Weber17. Dezember 2013

Endlich greift die FIFA durch: Der kroatische Fußballer Josip Simunic ist wegen rassistischer Rufe bei der WM in Brasilien gesperrt. Eine Strafe, die noch nicht weit genug geht, meint DW-Sportredakteur Joscha Weber.

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Eigentlich gibt's in diesem Fall nichts zum Schmunzeln. Und doch hat Josip Simunic unfreiwillig selbst eine echte Pointe geliefert: Nach dem FIFA-Urteil ist Simunic nun im Wortsinn "für die Heimat bereit". Denn während seine Kollegen der kroatischen Nationalmannschaft ihr Land bei der WM in Brasilien hoffentlich würdiger vertreten, darf Simunic in der heiß geliebten Heimat bleiben. Um den Weltmeistertitel kicken? Geht für Simunic allenfalls auf der Playstation.

DW-Sportredakteur Joscha Weber (Foto: DW)
DW-Sportredakteur Joscha WeberBild: DW

Nicht nur räumlich, sondern auch moralisch hat sich der kroatische Nationalspieler ins Abseits manövriert. Mit seinem umstrittenen Ustascha-Gruß "Za Dom - Spremni!" ("Für die Heimat - bereit!") wollte Simunic nach dem WM-Playoff-Spiel zwischen Kroatien und Island am 19. November in Zagreb bei seinen Fans punkten. Fünf Mal rief er vor einem Millionen-Publikum im Fernsehen den Schlachtruf laut ins Stadion-Mikro. Applaus und Jubel waren das Echo von den Rängen. Der reine Wortlaut des Rufes klingt zwar martialisch, aber irgendwie noch hinnehmbar. Der Kontext von "Za Dom - Spremni!" ist es nicht.

Huldigung einer rassistischen und mörderischen Organisation

Die faschistische Bewegung Ustascha nutzte ihn während des Zweiten Weltkrieges als Kampfparole. Gegründet als Geheimorganisation und ideologisch beeinflusst vom italienischen Faschismus, war sie während der Nazi-Besatzungszeit 1941-1945 tragende politische Kraft in Kroatien. In dieser Zeit erlies die Ustascha Rassengesetze nach deutschem Vorbild, verfolgte Juden, Serben sowie Roma und tötete Tausende von ihnen in Konzentrationslagern. Simunics Ausruf von Zagreb ist also keine Lappalie. Er huldigt damit einer rassistischen und mörderischen Organisation, während eines WM-Playoff-Spiels, vor den Augen der Fußball-Welt. Ein Affront für die FIFA, die bei diesem heiklen Thema zuletzt nicht immer eine gute Figur abgab.

Josip Simunic im Spiel Kroatien-Island am 19.11.13 (Foto: dpa)
Im Abseits? Josip Simunic darf nicht mit zur WM, erfährt aber viel Unterstützung in der HeimatBild: picture alliance/CITYPRESS 24

Die nun verhängte Sperre Simunic' für zehn Spiele ist ein wichtiges Signal: "Sag' nein zu Rassismus" ist nicht mehr bloß der Slogan einer FIFA-Kampagne, sondern endlich gelebte Realität. Lange mussten wir auf ein solches Machtwort der FIFA warten, es wurde höchste Zeit: Denn der Ruf "Für die Heimat - bereit!" ist in kroatischen Stadien keine Seltenheit, rassistische Äußerungen gehören in dem Balkanland - wie übrigens in vielen europäischen Nationen - leider für einige Unbelehrbare zur Fußballkultur dazu.

Ein Problem nahezu überall in Europa

Das zeigt sich auch anhand der Reaktionen auf die Simunic-Sperre. Fußball-Kollegen wie die aktiven oder ehemaligen Bundesliga-Profis Ivica Olic, Ivan Rakitic und Zoran Mamic solidarisieren sich mit Simunic. Kroatiens Presse nennt die FIFA-Strafe "gnadenlose" und "brutal" und auf Facebook formieren sich spontan mehr als 160.000 Simunic-Fans in einer Unterstützer-Gruppe. Geht's noch?

Wenn Täter zu Opfern umgedeutet werden, hat man es ganz offensichtlich mit einem größeren, gesellschaftlichen Problem zu tun. Rassisten versuchen den Fußball nahezu überall in Europa zu unterwandern, mit unterschiedlichem Erfolg. Die FIFA muss jetzt handeln, auch in anderen Ländern eine ähnliche Konsequenz zeigen. Am besten geht sie noch einen Schritt weiter: Der griechische Verband sperrte Ex-U21-Nationalspieler Giorgos Katidis wegen eines Hitlergrußes lebenslang fürs Nationalteam. Richtig so. Rassisten haben im Stadion nichts zu suchen, zeigt ihnen die Rote Karte!