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Kommentar: Qualität schlägt Leidenschaft

Jens Krepela8. Juli 2014

Die Geschichte legendärer WM-Spiele der deutschen Nationalelf ist um eine Partie reicher. Im Halbfinale gelingt eine fantastische Leistung, die sogar eine Bürde ist, meint DW-Sportredakteur Jens Krepela.

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Brasiliens Oscar und Deutschlands Schweinsteiger im Zweikampf um den Ball (REUTERS/Kai Pfaffenbach)
Bild: Reuters

Zielstrebig im Angriff, abgeklärt in der Verteidigung, taktisch überlegen - es lässt sich alles loben nach dieser Vorstellung der deutschen Kicker. Gegen Brasilien boten Lahm und Co. die beste Leistung innerhalb des Turniers. Angesichts der Bedeutung der Partie und dem Druck gegen den Gastgeber antreten zu müssen die beste Leistung in der Ära von Bundestrainer Joachim Löw. Historisch ist die Leistung ohnehin: noch nie kassierte Brasilien sieben Gegentreffer. Noch nie gab es ein höheres Ergebnis in einem WM-Halbfinale. Noch nie hat ein Stürmer mehr WM-Tore erzielt als Miroslav Klose, dem beim zwischenzeitlichen 2:0 (23. Minute) sein 16. WM-Treffer gelang.

Reif für den Titel

Jens Krepela
Jens KrepelaBild: Privat

Angesichts des Spielverlaufs ist es verlockend mit Superlativen um sich zu werfen, dennoch ist noch nichts gewonnen. Der große Titelhunger der deutschen Spieler und Fans ist noch nicht gestillt. Und so ist es vielleicht das größte Kompliment, wenn man der „goldenen“ Generation um Schweinsteiger und Lahm eine reife Leistung attestiert. Diesmal waren sie in einem Halbfinale hellwach und präsent. Bei der Heim-WM 2006 waren sie schlicht noch nicht so weit. Sie scheiterten dramatisch an italienischer Cleverness. 2010 bei der knappen Niederlage gegen den späteren Weltmeister Spanien wirkten sie gehemmt, erdrückt vom Tiki-Taka der Iberer. Bei der EM 2012 war sich die Mannschaft und Trainer Löw ihrer Stärke nicht sicher genug. Die Taktik wurde verändert, es folgte das ärgerliche Aus gegen Italien. Aus diesen Kapiteln hat die Mannschaft gelernt. Sie hat trotz eher schwacher Vorstellungen gegen Ghana und Algerien an sich geglaubt und im entscheidenden Moment ihre Stärken auf den Platz gebracht. Eine reife Leistung eben. Titelreif könnte man auch sagen. Wobei sich die Elf mit diesem historischen Halbfinale selbst eine Bürde für das Endspiel auferlegt hat. Die Favoritenrolle kann sie nicht mehr von sich weisen.