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Raus aus der EU!

Hofmann Max Kommentarbild
Max Hofmann
4. September 2015

Viktor Orban macht in der Flüchtlingskrise in seinem Land alles falsch, meint Max Hofmann. Deswegen hat er dem ungarischen Premier einen offenen Brief mit einigen konkreten, leicht verständlichen Vorschlägen geschrieben.

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Ungarn Viktor Orban Premierminister
Bild: Getty Images/S. Gallup

Lieber Herr Orban,

wir wissen ja jetzt, dass Sie seit Neuestem der Hüter des heiligen EU-Rechtes sind, wenn es um die Registrierung von Flüchtlingen und Ähnliches geht. (Selbst wenn es Ihnen vorher ganz recht war, dass sich die Flüchtlinge nach dem Überqueren der ungarisch-serbischen Grenze schnellstmöglich Richtung Österreich und Deutschland verdünnisiert haben). Was Sie vielleicht noch nicht wissen ist, dass ein Gesetz nicht nur aus Buchstaben besteht, sondern dass dahinter Werte und ein bestimmter Geist stehen. In der EU heißt das: Menschenrechte und Menschenwürde achten!

Flüchtlinge haben ein Recht auf Versorgung

Konkret bedeutet das: die erschöpften und traumatisierten Menschen, vor allem die Kinder, mit dem Notwendigsten zu versorgen - egal, ob sie jetzt in einem Aufnahmelager sind oder nicht. Wasser und Nahrungsmittel wären schon mal eine gute Idee. Außerdem: Toiletten, Decken, Matratzen und Zelte. Es kommt für Sie vielleicht überraschend, aber in zivilisierten Ländern gehören auch medizinische Untersuchungen dazu.

Es bedeutet, mit einer gewissen Grundoffenheit und positiv auf diese Menschen zuzugehen. Viele der Flüchtlinge, wahrscheinlich die allermeisten, sind ehrliche, hart arbeitende Leute, die ihrer Heimat wegen extrem widriger Umstände den Rücken gekehrt haben. Sie werden den Ländern, die sie freundlich aufnehmen, alles und noch viel mehr mit einer gesellschaftlichen Frischzellenkur und harter Arbeit zurückzahlen. So etwas könnte auch Ihr Land gut gebrauchen, das in den vergangenen Tagen doch einen recht isolierten und extrem rückständigen Eindruck machte.

Deutsche Welle Studio Brüssel Max Hofmann
Max Hofmann leitet das DW-Studio in BrüsselBild: DW/B. Riegert

Es bedeutet, ehrlich und transparent vorzugehen. Als erstes wäre es vermutlich keine schlechte Idee, Menschen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea nicht mit Informationsblättern auf Ungarisch zu versorgen. Außerdem müssen diese Informationen inhaltlich verständlich und verlässlich sein. In diesem Zusammenhang nicht zielführend ist es beispielsweise, verzweifelte Flüchtlinge in einen Zug zu locken und dann einen außerplanmäßigen Halt mit Polizeigeleit vor einem Lager einzulegen. Nun haben Sie den Menschen in ihrer Not wenigstens doch noch Busse für den Weg zur österreichischen Grenze bereitgestellt.

Behörden muss man vertrauen können

Auf der anderen Seite sind Flüchtlinge wie ausgewechselt, wenn sie Vertrauen zu den Behörden haben und nicht den ganzen Tag von ungarischen Robocops malträtiert werden. Ich weiß, diese Erfahrung haben Sie in ihrem Land noch nicht gemacht. Aber es stimmt: Wenn Vertrauen da ist, kann man Flüchtlinge sogar bitten, mit in ein Aufnahmelager zur Registrierung zu kommen, ohne dass sie sich verzweifelt auf Bahngleise werfen. Das mit den Flüchtlingszentren und der Registrierung macht nämlich, oh Wunder, auch Deutschland. Der Unterschied? Vertrauen!

Das, lieber Herr Orban, wäre nur ein Anfang, aber ein wichtiger. Er würde Ihnen nicht nur die Anerkennung vieler anderer EU-Staaten einbringen, sondern auch ganz praktische Unannehmlichkeiten ersparen: tausende verzweifelte Flüchtlinge in den Passagen vor dem Budapester Bahnhof zum Beispiel. Aber vielleicht ist es ja genau das, was Sie für Ihren dumpfen Populismus brauchen. Dann allerdings haben Sie es nicht verdient, in der EU zu bleiben - ganz im Gegensatz zu den Flüchtlingen!

Mit freundlichen Grüßen

Max Hofmann, der in dieser Woche als Reporter in Budapest war

PS: Sie können diese Vorschläge auch gerne an andere, mit Ihnen befreundete EU-Regierungen weiterleiten.