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Reichtum ist keine Schande!

Fabian Schmidt20. Januar 2015

Das reichste Prozent der Weltbevölkerung besitzt schon bald die Hälfte des gesamten Wohlstands und Vermögens unserer Erde. Ist das nicht ungerecht? Nein, ist es nicht, meint Fabian Schmidt.

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Arm und reich
Bild: Gina Sanders/Fotolia

Die internationale Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam warnt vor einer wachsenden Ungleichheit: 2016 werde ein Prozent der Weltbevölkerung soviel Reichtum angehäuft haben wie alle anderen 99 Prozent zusammen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht also immer weiter auseinander. Das soll suggerieren: Die Reichen werden immer reicher - die Armen werden immer ärmer.

Das stimmt aber nicht. Richtig ist: Die Reichen werden immer reicher und die Armen werden auch immer reicher - nur nicht ganz so schnell. Noch nie in der Weltgeschichte sind mehr Menschen aus einfachen Verhältnissen in die Mittelschicht aufgestiegen wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Und nie seit dem 19. Jahrhundert litten weniger Menschen an Hunger als heute - trotz einer stetig steigenden Weltbevölkerung.

Deutsche Welle Fabian Schmidt
DW-Redakteur Fabian SchmidtBild: DW/P.Henriksen

Allein Marktwirtschaft schafft Wohlstand

Der moralisch erhobene Zeigefinger aus der Mottenkiste der Kapitalismus-Kritik verdeckt die unbequeme Wahrheit: Es ist die freie Marktwirtschaft, die diesen Wohlstand für immer breitere Schichten möglich gemacht hat. Die Wirtschaftsentwicklung war in den vergangenen Jahrzehnten nämlich gerade dort besonders kräftig, wo nach dem Scheitern der sozialistischen Umverteilungssysteme der Markt eine Chance bekam - in Osteuropa und Asien. Richtig nachhaltig war sie überall dort, wo dann noch Freiheit und Demokratie und - ganz wichtig - Zugang zu Bildung, Einzug hielten. Die Armutsbekämpfung indes schlägt überall dort fehl, wo korrupte oder totalitäre Regime in die eigene Tasche wirtschaften und jeglichen Innovationsgeist - ohne den kein Fortschritt möglich ist - im Keim ersticken.

Die Vorstellung, Reiche schwelgen auf Kosten der Allgemeinheit im Luxus, ist jedenfalls grundfalsch. Selbst wenn einige Superreiche ihr Geld für Luxusgüter auf den Kopf hauen, nützt das allen: Von jeder produzierten Super-Yacht und jedem Edel-Auto hängen Hunderte Arbeitsplätze ab. Erfindungen, die im hochpreisigen Sektor erstmals erprobt werden, finden sich später oft in Massenprodukten wieder. Jeder Luxus-Urlaub und jedes teure Mode-Label beschäftigt ganze Wirtschaftszweige.

Großer Reichtum ist für den Reichen nutzlos

Die meisten Reichen stellen ihren Wohlstand zudem gar nicht sehr offensiv zur Schau. Ein Grund dafür: Reichtum war noch nie so nutzlos wie heute. Die rasante technologische Entwicklung verschafft nämlich ohnehin breiten Schichten Zugang zu Waren und Dienstleistungen, die noch vor wenigen Jahrzehnten eine exklusive Domäne der Reichen waren und für die es sich zu zahlen lohnte. Aber heute können sich auch einfache Arbeiter und Angestellte aus Industrie- und Schwellenländern Flugreisen leisten. Sie kommunizieren mit denselben Smartphones und Computern wie die Multimillionäre. Und haben genauso Zugang zu modernster Medizin und sogar zu eigenen Produktionsmitteln.

Aber was tut dann das eine Prozent der Weltbevölkerung mit seinem ganzen Geld? Na klar: Investieren und weiter vermehren! Und auch das kommt dann letztlich wieder allen zugute.