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Kommentar: Sicherheitsabkommen macht Hoffnung

Florian Weigand24. November 2013

Das Sicherheitsabkommen mit den USA schmeckt nicht allen Afghanen. Aber es ist die notwendige Voraussetzung für eine stabile Zukunft, mein Florian Weigand.

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Diesmal kein Getöse über den Satan aus Übersee - die Afghanen in der Loja Dschirga haben alle Ressentiments gegen die USA beiseite geschoben und als kluge Realpolitiker abgewogen: Wer wird nach dem NATO-Abzug 2014 ihr Schicksal bestimmen? Der Iran oder gar das ungeliebte Pakistan? Dschihadisten aller Länder? Bei dieser Auswahl schlüpfte die große Ratsversammlung doch lieber unter den Schutzschirm der USA.

Denn: so schmerzlich sie diese Wahl empfinden mögen und wie schwer sie an den Bedingungen der USA würgen, die Afghanen brauchen die US-Soldaten. Ein robustes, souveränes Afghanistan ist noch immer eine ferne Vision. Bis dahin ist Unlce Sam am Hindukush auch nach 2014 vonnöten. Die dann immer noch 18.000 GIs bilden nicht nur aus und kämpfen gegen die Taliban, sondern senden ein starkes Signal in die Region: Wer sich in Islamabad oder Teheran mit Afghanistan anlegt, bekommt es mit den USA zu tun. Und auch die US-Amerikaner profitieren. Ein Vorposten an der Grenze zum Iran erinnert Teheran ständig daran, dass Washington ein Auge auf den Mullahstaat hat, selbst dann wenn die Atomgespräche weiterhin hoffnungsvoll verlaufen. Und vor allem Pakistan bleibt im Visier. Das Land hat bereits die Atombombe, zusammen mit Islamismus und den Taliban eine brisante Mixtur.

So bleibt Afghanistan auch über das Jahr 2014 hinaus ein Hotspot auf der Landkarte der internationalen Politik. Und das ist ganz im Interesse Kabuls. Es wird weiter Geld in das immer noch bitterarme Land fließen, die Entwicklungshilfe geht weiter. Und nicht zuletzt winken die USA mit Geld zum weiteren Aufbau der afghanischen Armee.

Florian Weigand, Leiter der Afghanistan-Redaktion
Florian Weigand, Leiter der Afghanistan-RedaktionBild: DW/P. Henriksen

Die Stammesältesten haben somit eine kluge Entscheidung getroffen und ein Blick in die Region mag dabei geholfen haben. 2011 hatten die USA ihre Truppen aus dem Irak abgezogen, weil es keine Einigung über ein Sicherheitsabkommen gab. Wie unruhig es dort seitdem ist, kann jeder Afghane in den Abendnachrichten verfolgen. Afghanistan will nach 35 Jahren Krieg, Terror und Zerstörung endlich Frieden. Die Loja Dschirga hat ein feines Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung bewiesen, dass sie dafür bereit war, große Kompromisse einzugehen.

Noch steht die Zustimmung des Parlaments zwar aus, der Vorgabe einer Loja Dschirga kann es sich aber kaum entziehen, ebensowenig Karsai, der noch immer mit der Unterschrift zaudert. Die Ratsversammlungen genießen ein zu großes Prestige im Volk.

Und jetzt schon gibt es einen klaren Gewinner: Die Menschen in Kabul. Anders als befürchtet, hat es während der Versammlung keine Anschläge gegeben. Dafür haben afghanische und - in unauffälliger Zusammenarbeit - Sicherheitskräfte aus den USA gesorgt. Wenn das ein erstes Zeichen für eine funktionierende Sicherheitspartnerschaft ist, dann gibt es wieder Hoffnung am Hindukush.