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Kommentar: Tolles Zeichen der Werder-Fans

Andreas Sten-Ziemons28. April 2013

Mit Sprechchören haben sich die Bremer Fans für ihren Trainer Thomas Schaaf eingesetzt und so wohlmöglich seine vorzeitige Entlassung verhindert. Eine vorbildliche Aktion findet DW-Reporter Andreas Sten-Ziemons.

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Thomas Schaaf lebt Werder Bremen wie kein Zweiter. Man könnte fast sagen: Er ist Werder. Seit über 40 Jahren im Verein kennt keiner die Grün-Weißen so gut wie er. 1999 übernahm Schaaf das Cheftrainer-Amt in Bremen. Unter seiner Leitung gewann Werder 2004 das Double und war Dauergast in der Champions League. Große Verdienste, die vor allem Schaaf und seinem kongenialen Ex-Partner Klaus Allofs zuzuschreiben sind.

Seit drei Jahren ist Bremen nun nicht mehr im Europapokal vertreten. Die jetzige Saison ist zweifellos eine einzige Katastrophe. Bremen hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und Klaus Allofs ist seit einigen Monaten auch nicht mehr da. Spätestens seitdem wird darüber diskutiert, wie lange sich Schaaf auf dem Bremer Trainerstuhl wohl noch halten wird. Seit Wochen wird Allofs-Nachfolger Thomas Eichin nach jedem Spiel gefragt, ob Thomas Schaaf auch in der nächsten Woche noch auf der Bank sitzen werde.

Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Bild: DW

Um diesem unwürdigen Frage-und-Antwort-Spiel ein für allemal ein Ende zu setzen, sind am Wochenende die Bremer Fans beim Auswärtsspiel in Leverkusen für Schaaf in die Bresche gesprungen. Die Werder-Anhänger haben sich mit Schaaf-Lobgesängen in der Endlos-Schleife zu ihrem Trainer bekannt und auch die Leistung ihrer Mannschaft eine halbe Stunde nach dem Abpfiff noch lautstark gefeiert. Damit haben sie es Manager Thomas Eichin faktisch unmöglich gemacht, den Trainer nach dem zehnten sieglosen Spiel in Folge zu entlassen.

Bis zum Saisonende, mehr nicht!?

Bremens Trainer Thomas Schaaf gestikuliert. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In Zeiten, in denen schnell mal der Kopf des Trainers gefordert wird, eine tolle Aktion! Nach dem Spiel bestätigte Eichin, dass Schaaf bis zum Ende der Spielzeit bleibt. Mehr allerdings nicht. Und machen wir uns nichts vor: Wenn die Mechanismen des Bundesliga-Geschäfts wie gewohnt greifen, wird Thomas Schaaf in der kommenden Saison wohl nicht mehr Cheftrainer bei Werder Bremen sein. So aber hat er wenigstens die Möglichkeit, eine völlig verkorkste Saison noch zu einem guten Abschluss zu bringen und seine Mannschaft nach erreichtem Klassenerhalt an einen Nachfolger zu übergeben. Ein Rauswurf drei Spieltage vor Saisonende, um einem der vielen Feuerwehrmänner unter Deutschlands Fußballlehrern Platz zu machen, damit der für Schaaf die Kohlen aus dem Feuer holt, wäre ein unrühmliches Ende für das Werder-Urgestein gewesen.

Und noch ein persönliches Wort zu den Werder-Fans: Sympathiebekundungen wie diese kenne ich eigentlich nur von meinem eigenen Verein, bei dem ich seit Jahren Dauerkarteninhaber und Mitglied bin. Mein Club dümpelt am unteren Ende der 3. Liga herum, hat seit Wochen keinen Sieg mehr verbucht, ist noch dazu insolvent und kann daher nur noch eine dürftig aufgebesserte U23 aufstellen, die sich zwar redlich bemüht aber dennoch nicht konkurrenzfähig ist. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga im vergangenen Sommer wird in diesem Sommer der nächste Abstieg folgen. Trotzdem wird die Mannschaft gefeiert, Pfiffe gibt es so gut wie nie. Genau wie bei den Werder Fans beim Spiel in Leverkusen. Zwar sind deren und mein Fan-Schicksal, was die Härte der sportlichen Tragödie angeht, nicht mal ansatzweise zu vergleichen, aber einen guten Anfang haben die Bremer gemacht. Sie haben ein feines Gespür bewiesen und ein beispielhaftes Zeichen gesetzt. Respekt!