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Veränderung, keine Revolution

24. Oktober 2015

Das Abschlussdokument der Bischofssynode will Menschen zum Leben in Gemeinschaft ermutigen. Die bisher verschlossene Tür für wiederverheiratete Geschiedene ist nun einen Spalt weit offen. Immerhin, so Christoph Strack.

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Synode im Vatikan mit Papst Franziskus
Bild: picture-alliance/ZUMA Press

Was für ein Statement! Da entschuldigen sich wichtige katholische Bischöfe. Die Kirche habe mit zu harten und unbarmherzigen Haltungen immer wieder Leid über Menschen gebracht - "über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Als Bischöfe unserer Kirche bitten wir diese Menschen um Verzeihung".

Abwertung anderer Lebensformen

Die Sätze erinnern an eine grundlegende Fehlentwicklung in der Kirche. Im Streben danach, Ehe und Familie wertzuschätzen, ging man zur moralischen Abwertung anderer Lebensformen über. Außer der Ehe und der zölibatären Entschiedenheit wurde alles abgewertet. Und nun eine Bitte um Verzeihung.

Allein - diese spannenden Zeilen finden sich nicht in der Schlusserklärung der römischen Bischofssynode zu Ehe und Familie. Sie standen "nur" im Entwurf der deutschen Sprachgruppe. Einmütig äußerten sich konservativere und reform-orientierte Bischöfe, Kardinal Gerhard Ludwig Müller als oberster Hüter der Lehre nach dem Papst ebenso wie die Kardinäle Walter Kasper und Reinhard Marx. Immerhin.

Deren Fähigkeit zur Verständigung zeigt, dass die deutschsprachige Theologie immer noch zu den führenden Strömungen innerhalb der katholischen Weltkirche zählt. Doch die Äußerung gegenüber Homosexuellen ging anderen zu weit. Gerade Afrikanern. Auch jenem afrikanischen Kurienkardinal, der bei den Beratungen "westliche Ideologie über Homosexualität" mit islamistischem Fanatismus gleichsetzte.

Christoph Strack
Christoph Strack, DW-KirchenexperteBild: DW

Der Konflikt macht den Spagat der katholischen Kirche als Weltkirche deutlich. Mit fast zwei Jahren Vorlauf hat Papst Franziskus die Bischöfe und Gläubige in aller Welt auf diese mit so viel Spannung erwartete Synode vorbereitet. Dieser Papst aus der Ferne, der den Begriff der Barmherzigheit immer stärker in den Mittelpunkt seiner Worte stellt und das Zugehen auf die Menschen am Rande vorlebt.

Mitteleuropäer haben das kaum auf dem Schirm

Für ihn geht es ausdrücklich um alle Widrigkeiten für Familien weltweit. Zum Beispiel Flucht und Vertreibung, wirtschaftliche Not oder Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Mitteleuropäer haben das kaum auf dem Schirm. In Asien, Afrika und Lateinamerika sind solche Widrigkeiten oft Alltag.

Kein Wort zur Homosexualität

Aus Sicht vieler westlicher Länder hätte die Synode mutigere Schritte hin zu einer Neubewertung von Sexualität gehen müssen. Doch das war zu viel verlangt. Nun kommt das Thema Homosexualität im Abschlusstext kaum vor.

Dafür fällt ein anderer Punkt auf: das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen. Sie sind bislang von den Sakramenten ausgeschlossen. Diese Frage wird nicht explizit benannt. Aber statt der strikten und unbarmherzigen Absage findet sich die wiederholte Erwähnung des Gewissens. Da geht es um eine "Logik der Integration" als Schlüssel für seelsorgerliche Begleitung und ruhige Gespräche mit einem Priester. Eben nicht - mehr - um kirchengerichtliche Aufarbeitung. Es ist lange her, dass ein so wichtiges römisches Gremium bei solch heißen Eisen von "Gewissen" geredet hat.

Zwischen Bewahrern, die Papiere früherer Jahrzehnte und ihre Positionen nur neu betonieren wollten, und Reformern verlief diese Synode. Die bislang geschlossene Tür ist einen Spalt weit aufgestoßen worden. Aber revolutionär kann man das Treffen nicht nennen. Aber die katholische Kirche bewegt sich doch. Auch wenn das langsam, zu langsam geschieht. Und die Synode lässt diesen Papst zumindest nicht ganz allein.