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VW-Skandal – Winterkorn muss gehen

21. September 2015

Nach Bekanntwerden manipulierter Abgastests in den USA wird die Wut auf Volkswagen immer größer. Im Zentrum der Kritik: VW-Chef Martin Winterkorn. Sein Rücktritt ist jetzt unvermeidlich, meint Thomas Neufeld.

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Porträt Martin Winterkorn (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck

Als im Frühjahr Ferdinand Piëch den Volkswagen-Chef stürzen wollte, war die Sache für Martin Winterkorn klar: Er lasse sich nicht vom Hof jagen, hieß es damals aus der Konzernzentrale. Der 68-Jährige kämpfte und gewann. Piëch legte seine Aufsichtsratsämter nieder und Winterkorn schien mächtiger denn je. Das ist schon heute Geschichte. Denn egal wie viel er von den Betrügereien wusste, die Verantwortung trägt er in jedem Fall. Niemand steht so sehr für Volkswagen wie der noch amtierende Konzernchef.

Mittlerweile nimmt die Affäre Fahrt auf. Politiker aller Parteien fordern Aufklärung und personelle Konsequenzen - sogar eine Aktuelle Stunde im Deutschen Bundestag wurde beantragt. Das zeigt, welche Bedeutung der Weltkonzern für Deutschland und das Ansehen der Automobilindustrie insgesamt hat.

Am Mittwoch trifft sich das mächtige Präsidium des Volkswagen-Aufsichtsrates. Einziger Tagesordnungspunkt der Krisensitzung: die Folgen aus dem Abgasskandal. Die Aufseher wollen dann Fakten und Klartext vom Konzernlenker, aber wie sehen die denn aus? "Ja, wir haben gelogen und betrogen, und nein, ich habe davon nichts gewusst, obwohl ich doch Amerika zur Chefsache gemacht habe." Doch genau diesen Job hat er nicht richtig gemacht. Das große Spiel als mächtigster Autoboss ist aus für den Fußballfan Winterkorn.

Porträt Thomas Neufeld (Foto: DW)
Thomas Neufeld, Leiter der DW-Wirtschaftsredaktion

Tragisch für einen Ingenieur, der den biederen Volkswagenkonzern aus Niedersachsen an die Weltspitze geführt hat. Keiner beschäftigt so viele Mitarbeiter, baut so viele Autos und macht einen höheren Umsatz. Jetzt braucht der 200-Milliarden-Gigant aber einen personellen Neuanfang, damit der Konzern weltgrößter und profitabler Autobauer bleiben kann.

Vorstand und Aufsichtsrat müssen schnell entscheiden, denn der gute Ruf der gesamten deutschen Automobilindustrie steht auf dem Spiel. Davon hängen Hunderttausende Arbeitsplätze weltweit ab.

Großaktionär Ferdinand Piëch wird die ganze Szenerie mit einem lachenden Auge aus dem fernen Salzburg genießen. Schließlich wollte er den Konzernchef ja schon im April stürzen - übrigens auch mit dem Argument, Winterkorn bekomme das US-Geschäft nicht in den Griff. Damit hatte Fedinand Piëch wohl Recht.