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VW und das Milliardengrab Dieselgate

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Henrik Böhme
11. Januar 2017

Die Bewältigung des Dieselskandals wird für VW immer teurer. Mittlerweile reichen die Rückstellungen schon nicht mehr aus. Ein Ende ist noch lange nicht absehbar, meint Henrik Böhme.

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Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Es war einmal ein Konzernboss, der verkündete vor zehn Jahren: Bis 2018 wolle man die Nummer Eins der Welt sein. Am 2. September anno 2015 - der Boss hatte gerade einen aufreibenden internen Machtkampf gewonnen - ließ sein Arbeitgeber verlauten, man wolle den Chef gerne bis 2018 behalten, zwei Jahre länger als geplant. Wohl, damit er noch selbst die Erfüllung des großen Ziels verkünden kann.

Es kam alles ganz anders

Drei Wochen nach der Ankündigung mit dem neuen Vertrag platzt die Bombe.  Unser Konzernboss, Martin Winterkorn, der Chef von Europas größtem Autobauer Volkswagen, muss gehen. Dieselgate nimmt seinen Lauf. Seit jenen Septembertagen des Jahres 2015 ist bei VW nichts mehr, wie es einmal war. Von nun an bestimmen Worte wie "Wiedergutmachung", "Rückrufaktionen", "Strafverfolgungsbehörden", "US-Justiz", "Staatsanwaltschaft"  und vor allem "Milliardenstrafen" die Mitteilungen aus Wolfsburg und die Berichte auf den Wirtschaftsseiten, wenn es um Volkswagen geht.

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Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Immer neue Milliarden-Lasten kommen hinzu

Nun liegt die neueste dieser Meldungen vor. Der jüngste Vergleich mit den US-Justizbehörden sieht eine Zahlung von weiteren 4,3 Milliarden Dollar vor. Damit will der Konzern langwierigen und zeitraubenden straf- und zivilrechtlichen Verfahren vor US-Gerichten aus dem Weg gehen. Diese Milliarden summieren sich mit bereits getroffenen Vergleichen auf 21 Milliarden Dollar. 21.000 Millionen Dollar! Damit ist klar: Volkswagen muss noch erheblich mehr als die bislang zurückgestellten 18 Milliarden Euro auf die Seite legen.

Und es geht noch weiter  

Auch wenn der nun getroffene Vergleich erst mal eine gute Nachricht ist, vor allem auch, weil er vor dem Machtwechsel im Weißen Haus zustande kam, so hat die Sache freilich einen Haken: Denn VW hat in diesem Vergleich auch eingeräumt, gegen US-Gesetze verstoßen zu haben. Dieses Schuldanerkenntnis wird den Anwälten vieler Investoren, die sich um ihr Geld betrogen sehen, neues Futter liefern. Auch und erst recht in Deutschland, wo sich die Schadensersatzklagen mittlerweile auf mehr als acht Milliarden Euro summieren.

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug

Nun präsentiert sich der Autobauer in diesen Tagen tapfer in der Höhle des Löwen, auf der Automesse in Detroit, tut alles, um neues Vertrauen zu gewinnen, spricht von Neustart. Was man eben so tut, wenn man das Büßerhemd anhat. Während gerade ein neues E-Auto auf die Bühne von Detroit rollt, wird ein paar Tausend Kilometer weiter südlich, in Florida, ein dort urlaubender VW-Manager vom FBI verhaftet. Der Vorwurf lautet auf Betrug. Er habe von den Schummeleien gewusst, sie aber gegenüber US-Behörden verheimlicht. Und während in Detroit der VW-Markenchef Herbert Diess die nächste Neuvorstellung enthüllt, enthüllt ein Rechercheverbund in Deutschland: Er, Diess, habe gemeinsam mit Martin Winterkorn schon im Sommer jenes verhängnisvollen Jahres 2015 von den Manipulationen gewusst. Beide würden von Kronzeugen schwer belastet.

Nein, das ist kein Ende mit Schrecken.

Das bleibt ein Schrecken ohne Ende. Da helfen auch die Milliarden nicht, die nun gezahlt werden. Die negativen Schlagzeilen, sie werden auch im neuen Jahr nicht einfach aufhören.

Übrigens: Das Ziel, der weltgrößte Autobauer zu werden, könnte Volkswagen schon im Jahr 2016 erreicht haben. Das lassen die gerade veröffentlichten Absatzzahlen vermuten. Das ist ja dann doch noch eine gute Nachricht aus Wolfsburg. Martin Winterkorn darf das nicht mehr verkünden. Er wird es verschmerzen, mit 3100 Euro Pension, pro Tag versteht sich. Aber das ist eine andere Geschichte.

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