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Was kommt nach Ferguson?

Miodrag Soric, Washington26. August 2014

Mehr als zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown trauert St. Louis um den schwarzen Teenager. Es ist auch im Interesse der Weißen, den bestehenden Rassismus in den USA zu beenden, meint Miodrag Soric.

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Proteste in Ferguson (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Rassismus in den USA - das ist kein neues Thema. Nach der Wahl des ersten schwarzen Präsidenten glaubten viele, dass es sich bald erledigt hätte. Schließlich kannte der Hausherr im Weißen Haus die Diskriminierung von Schwarzen aus eigener Erfahrung. Im Wahlkampf hatte Barack Obama versprochen, die gespaltene Nation zu einigen, Minderheiten besser zu schützen. Der Präsident ist ein großartiger Redner. Bei Millionen Afroamerikanern war die Hoffnung groß, den Kampf um gleiche Rechte für alle beenden zu können.

Miodrag Soric, USA-Korrespondent der DW (Foto: privat)
DW-Korrespondent Miodrag SoricBild: privat

Diese Hoffnung hatten auch die mehrheitlich schwarzen Einwohner von Ferguson, einem Vorort von St. Louis im Bundesstaat Missouri. Sie glaubten daran, dass Obama Geld geben würde für ihre Schulen. Sie versprachen sich von "ihrem Mann" in Washington mehr Jobs. Oder, wenn das länger dauern würde, sollte der Präsident wenigstens die alltägliche Diskriminierung durch die Polizei, die Gerichte oder die Lokalpolitiker beenden. Wer heute die Menschen in Ferguson auf den mächtigsten Mann der USA anspricht, bekommt abfällige oder zynische Antworten: "Obama hat nichts für uns getan."

Kein Vertrauen in Justiz und Polizei

Die Enttäuschung ist verständlich. Die Wut darüber, dass wieder einmal ein weißer Polizist einen unbewaffneten Schwarzen erschossen hat, ist groß. Umfragen belegen: Die Mehrheit der Afroamerikaner glaubt nicht, dass es zu einem fairen Prozess kommen wird. Die schwarzen Bürger haben kein Vertrauen in das amerikanische Justizsystem. Als Beispiel verweisen sie auf den ermittelnden Staatsanwalt in Ferguson. Dessen Familie unterhält enge Beziehungen mit der örtlichen Polizei. Die Eltern des erschossenen Michael Brown werden lange darauf warten müssen, dass der Täter - der Polizist Darren Wilson - festgenommen wird. Wilson ist abgetaucht. Die örtliche Polizei hält ihn versteckt - angeblich, um ihn zu schützen. Keine Festnahme des Täters - das nährt das Misstrauen der Afroamerikaner.

Und Michael Brown ist kein Einzelfall. Allein in den vergangenen Wochen gab es mehrere vergleichbare Ereignisse. Die Polizisten in den USA sind - im Vergleich zu ihren Kollegen in Westeuropa - oft schlecht ausgebildet, schlecht bezahlt, überfordert bei Demonstrationen. Sie greifen viel zu schnell zu Schusswaffen. Die örtliche Polizei verfügt sogar über militärisches Gerät, das ihr von der Regierung in Washington nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 anvertraut wurde. Ob das sinnvoll und richtig war, stellt Präsident Obama gerade infrage. Er will es vom Kongress untersuchen lassen. Doch das wird Jahre dauern. Die Einwohner von Ferguson versprechen sich nicht viel davon.

Weiße sind bald selbst in der Minderheit

Sie verweisen auf die Fakten, die sich seit Jahrzehnten nicht verändert haben: Für dieselben Verbrechen werden Schwarze viel strenger bestraft als Weiße. Die Polizei behandelt sie - nicht nur in Ferguson - oft respektlos. Gleiches Recht für alle? Davon kann in den USA nicht die Rede sein. Wenn ein schwarzer Präsident in all den Jahren das nicht hat ändern können, wer dann, fragen viele Afroamerikaner.

Vielleicht wird der bevorstehende demografische Wandel eine Änderung bringen. Langfristig kann es nicht im Interesse der Weißen sein, Minderheiten zu diskriminieren. Denn in 20 bis 30 Jahren werden sie in den USA selbst in der Minderheit sein. Und was dann?