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Kommentar: Weitere Taten müssen folgen!

Stefan Dege6. Februar 2014

Nach den Vorwürfen von UN-Experten muss der Vatikan den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche entschiedener aufklären und mit Strafbehörden zusammenarbeiten, meint DW-Redakteur Stefan Dege.

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Porträt - Stefan Dege
Bild: DW/K. Dahmann

Für den Vatikan ist es eine schallende Ohrfeige: Die Katholische Kirche deckt den sexuellen Missbrauch durch Geistliche und lässt die Schuldigen ohne Strafe davonkommen, stellt der UN-Kinderrechtsausschuss fest. Gravierende Vorwürfe sind das und in ihrer Deutlichkeit, zumal von einem solchen Gremium, ungewöhnlich.

Der Heilige Stuhl will die Vorhaltungen prüfen. Zwar verbittet man sich Einmischungen in die Lehren der Kirche, vor allem zur katholischen Sexualmoral. Die verhaltene Reaktion aus Rom aber zeigt: Die Botschaft, die sich schon bei einer Anhörung von Kurien-Vertretern in Genf Mitte Januar abzeichnete, ist angekommen. Sie ist Teil des Preises, den die Katholische Kirche für die zögerliche Aufarbeitung des Kindesmissbrauchs zahlen muss.

In vielen Ländern der Welt haben Geistliche über Jahrzehnte tausende Kinder sexuell missbraucht. Kinderschänder im Priestergewand blieben vor Konsequenzen bewahrt. Pädophile haben ihren Nimbus als Kirchenmänner schamlos ausgenutzt. Vorgesetzte und Kirchenobere haben Verbrechen vertuscht. Täter wurden häufig nur versetzt, Mitwisser zum Schweigen verdonnert. Kirchenraison wurde über das Kindeswohl gestellt. Eine Praxis, die bis ins Machtzentrum der Weltkirche, in den Vatikan reichte.

Zu Recht erkennen die UN-Experten an, dass die Katholische Kirche mit der Aufarbeitung des Skandals begonnen hat. Schon Papst Benedikt XVI. hatte die Verbrechen verurteilt und erste Schritte dagegen unternommen. Sein Nachfolger Franziskus rief eine Kinderschutzkommission ins Leben. Kein Zweifel: Der Vatikan bewegt sich. Doch das reicht nicht.

Wer sich an Kindern vergeht, gehört vor ein weltliches Gericht. Dafür muss die Kirche mit der Justiz zusammen arbeiten. Täterakten dürfen nicht mehr vernichtet werden. Der Vatikanstaat hat sich auf die Einhaltung von Kinderrechten verpflichtet. Weitere Taten müssen folgen, für mehr Transparenz, entschiedenere Aufklärung und - vielleicht schmerzliche - Ursachenforschung.

Nur so kann die Kirche verspieltes Vertrauen zurückgewinnen.