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Kommentar: Wo ist das Problem?

Andreas Sten-Ziemons19. September 2014

Der DFB hat auf das EM-Finale 2020 verzichtet, das nach London geht. Dafür sollen die Engländer sich für eine EM-Vergabe 2024 an Deutschland stark machen. Eine legitime Vorgehensweise, findet Andreas Sten-Ziemons.

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EM 2020 UEFA Vergabe
Bild: picture-alliance/dpa/Patrick Seeger

Die schlechte Nachricht für die deutschen Fußballfans lautet: Es wird 2020 kein EM-Finale in Deutschland geben. Die gute Nachricht ist allerdings: Weil der Deutsche Fußballbund (DFB) großzügig auf das EM-Finale 2020 verzichtet hat, wird es immer wahrscheinlicher, dass vier Jahre später das gesamte Turnier in Deutschland stattfindet. "Wir haben mit den Engländern darüber gesprochen, dass sie auf die EM 2024 verzichten könnten und stattdessen unsere Bewerbung unterstützen", hatte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock schon zwei Wochen vor der Abstimmung gesagt. Der DFB würde dafür auf die Finalspiele der EM 2020 verzichten und England bei einer Bewerbung um die EM 2028 unterstützen, so Sandrock. Nach der Abstimmung von Genf bestätigte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach das Zurückziehen der deutschen Finalbewerbung.

Wir geben euch dieses, dafür bekommen wir von euch jenes - Absprachen wie die Übereinkunft zwischen dem deutschen und dem englischen Fußball-Verband gehören zur Vergabe von großen Sport-Events. Wenn es darum geht, wo die nächsten Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spiele stattfinden sollen, sind sie gängige Praxis. Bei vielen anderen, kleineren Sportveranstaltungen ebenfalls.

Deutschland hat erst vor einigen Jahren von einer solchen Absprache profitiert: Als es um die Vergabe der Frauen-WM 2011 ging, einigte sich der DFB mit den Verbänden Frankreichs und Australiens, die ihre Kandidaturen zurückzogen. Die Deutschen bekamen die WM und stimmten im Gegenzug für die Euro 2016 in Frankreich. Australien erhielt Unterstützung für die Bewerbung um die Männer-WM 2022.

Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Andreas Sten-ZiemonsBild: DW

Wie sich der Sport hier verhält, wird ihm in der Politik vorgemacht, bei vielen Abstimmungen des Bundestages und bei der Wahl des Bundespräsidenten. Ein zutiefst menschliches Verhalten. Auch meine beiden Söhne treffen im Kinderzimmer Absprachen darüber, wer mit welchem Spielzeugauto fahren darf: "Wenn du den Bagger bekommst, möchte ich aber den Tankwagen!"

Wo ist also das Problem? Solange bei der Absprache niemand unter Druck gesetzt wird und es keine Schmiergeldzahlungen oder ähnliche halbkriminellen Begleitumstände gibt, ist doch alles in Ordnung.

Wir sollten uns freuen! Zunächst bekommt die deutsche Nationalmannschaft die Gelegenheit, 24 Jahre nach dem EM-Titel von 1996 erneut den Siegerpokal im Londoner Wembleystadion in den Himmel zu recken. Und vier Jahre später darf sie den Titel bei der EURO 2024 sogar vor heimischem Publikum verteidigen.