War es wirklich ein "historischer Tag" für den deutschen Frauenfußball, wie es bei der Präsentation des neuen Fernsehvertrags durch den DFB mehrfach hieß? Oder gar ein "Quantensprung", wie einige Medien titelten? Vorsicht vor Superlativen! Ja, es stimmt, die Erlöse aus den TV-Rechten für die Frauen-Bundesliga steigen von der kommenden Saison an um den Faktor 16. Und doch ist diese auf den ersten Blick beeindruckende Zahl mehr Schein als Sein.
Kleine Zahl, großer Faktor
Es ist simple Mathematik: Wenn ich eine kleine Zahl um einen bestimmten Wert steigere, ist der Faktor höher, als wenn ich eine größere Zahl um denselben Wert erhöhe. Ein Beispiel in Zahlen: 1 plus 5 (gleich 6) ergibt den Steigerungsfaktor 6, 5 plus 5 (gleich 10) den Faktor 2. Der vermeintliche Quantensprung relativiert sich also, wenn man die geradezu lächerlich geringe Summe zugrunde legt, die aktuell für die Fernsehrechte an der Frauen-Bundesliga bezahlt wird: rund 320.000 Euro pro Saison. Im kommenden Jahr werden es gut fünf Millionen Euro sein.
Mindestgehalt einführen
Blenden wir einfach mal aus, dass die Sender für die Männer-Bundesliga rund 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit hinblättern und dass mancher Profi, der nicht einmal ein Überflieger ist, alleine fünf Millionen Euro pro Jahr einstreicht. Sagen wir also: immerhin gut fünf Millionen Euro, die man sinnvoll einsetzen kann. Vielleicht, um die Frauen-Bundesliga endlich zu einer echten Profiliga zu machen. Nach wie vor können viele Spielerinnen allein vom Fußball nicht leben, sondern müssen nebenher noch einer Arbeit nachgehen, um über die Runden zu kommen. Die Forderung etwa von Nationalspielerin Lina Magull, in der obersten Spielklasse ein Mindestgehalt von 2000 oder 3000 Euro zu etablieren, wurde zwar viel zitiert, auf den Chefetagen der Klubs aber auch gerne überhört.
Qualität in der Breite
Auch DFB-Geschäftsführer Holger Blask wertete die neue Rekordsumme im TV-Vertrag als Signal an die Vereine, die Professionalisierung des deutschen Frauenfußballs voranzubringen. Mehr Sichtbarkeit für die Frauen-Bundesliga allein reicht aber nicht aus. Die sportliche Qualität muss nicht nur bei den Topklubs, sondern in der Breite gesichert werden. Das geht nur über professionelle Strukturen und Trainingsbedingungen in allen Vereinen, ergänzt um eine angemessene Bezahlung der Spielerinnen.
Der deutlich besser als bisher dotierte Fernseh-Vertrag sollte zum Signal für den Aufbruch werden. Damit man eines Tages vielleicht mit Recht den Tag des Abschlusses als Wendepunkt in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs einstufen kann - und damit als "historisch".