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Kommt das Ende des Billigöls?

Thomas Schmidt, dpa15. April 2016

Für die Verbraucher in Deutschland ist der niedrige Ölpreis ein Segen. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit dem Billigöl. Russland, Saudi-Arabien und andere Ölförderländer wollen der Ölflut ein Ende bereiten.

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Erdölförderung in Vereinigten Arabischen Emiraten
Bild: picture-alliance/dpa

Monatelang haben Autofahrer und Heizölkunden in Deutschland von günstigen Ölpreisen profitiert. Das schwarze Gold ist heute nur noch halb so teuer wie Mitte 2014. Doch mit dem Billigöl könnte es bald vorbei sein, denn zuletzt haben die Preise wieder zugelegt. Und es könnte noch weiter nach oben gehen.

Russland, Saudi-Arabien und andere wichtige Förderländer werden an diesem Sonntag (17. April) in Katars Hauptstadt Doha versuchen, sich auf eine gemeinsame Deckelung der Produktion zu einigen. Es könnte die Wende am Ölmarkt bedeuten. Experten haben aber ihre Zweifel.

Die Ölpreise haben sich wieder etwas berappelt. Nachdem sie seit 2014 nur die Talfahrt kannten, legen sie seit einigen Wochen wieder zu. Am Dienstag stieg der Preis für ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent immerhin wieder über 44 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2015.

Der Tiefpunkt war Ende Februar

Den Aufschwung der Ölpreise bekommen die Verbraucher auch hierzulande bereits im Portemonnaie zu spüren. Die Benzinpreise haben seit Ende Februar wieder zugelegt. Ein Liter Super E10 kostete zuletzt durchschnittlich 1,26 Euro, ein Liter Diesel 1,02 Euro. Auch beim Heizöl geht es bergauf. Am Donnerstag lag der Preis laut der Internetplattform "heizoel24" bei 44,8 Cent je Liter. Anfang des Jahres waren es noch etwa 35 Cent gewesen.

Wichtige Ölförderländer wollen eine deutliche Preiserhöhung erreichen. Denn des einen Freud ist des anderen Leid. Die Produzenten ächzen schwer unter dem Billigöl. Sie stecken in einer Zwickmühle: Je günstiger das Öl, umso geringer die Einnahmen. Das belastet die heimische Wirtschaft und die Staatskasse. Um gegenzusteuern, müssen die Länder mehr Öl verkaufen. Durch das steigende Angebot entsteht aber wiederum zusätzlicher Druck auf die Preise.

Wichtige Förderländer wollen diesen Teufelskreis durchbrechen. Wenn sich Saudi-Arabien und andere Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) sowie Russland nun in Doha an einen Tisch setzen, haben sie ein Ziel: Die Fördermenge gemeinsam deckeln und dadurch die Preise wieder nach oben treiben. Das geht nur gemeinsam, weil ohne gegenseitige Vereinbarung jeder Ölförderstaat Interesse daran hat, auszuscheren und seine Produktion hochzufahren.

Verbindliche Obergrenzen?

Eine Einigung am Sonntag mit konkreten Zahlen und Produktionsmengen könnte einen Durchbruch am Ölmarkt bedeuten. Viele Experten halten den Versuch aber für aussichtslos. Es sei nur mit einer "losen Vereinbarung ohne verbindliche Obergrenze» zu rechnen, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Aufgrund enttäuschter Erwartungen sieht er sogar das Risiko eines beträchtlichen Preisrückgangs nach dem Treffen.

Zweifel an einer Einigung haben viele Ökonomen zuletzt damit begründet, dass der Iran schwer zum Mitmachen zu bewegen sein dürfte. Denn das wichtige Förderland hat eben erst internationale Sanktionen abschütteln können, die seinen Export über Jahre abgewürgt hatten. Vor allem Saudi-Arabien hatte aber zuletzt auf einer Beteiligung des Erzrivalen bestanden.

Allerdings: Man könne die Fördermenge auch ohne Beteiligung des Iran einfrieren, sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak kurz vor den Verhandlungen. "Alle, die mitmachen wollen, können das tun. Wir werden niemanden zwingen." Zuvor hatten russische Medien mit Berufung auf Diplomatenkreise gar gemeldet, es sei hinter den Kulissen schon zu einer Einigung zwischen Russland und Saudi-Arabien gekommen.

Insolvenzen in den USA

Die USA bekommen die Folgen des billigen Öls ebenfalls zu spüren. Das Land ist in den vergangenen Jahren mit der Fördertechnik Fracking zu einem wichtigen Ölexporteur aufgestiegen. Allerdings ist die Technologie vergleichsweise teuer. Unter dem Druck des Billigöls geraten daher immer mehr US-Förderer ins Schlingern. Jüngstes Beispiel: Am Donnerstag musste der Öl- und Gasproduzent Energy XXI Insolvenz anmelden, am Freitag folgte der Konkurrent Goodrich Petroleum.

Inzwischen ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA auf den tiefsten Stand seit November 2009 gesunken, und Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) sehen kein Ende des Rückgangs. Weltweit sieht es nicht viel anders aus. Das Überangebot werde schon in der zweiten Jahreshälfte fast verschwinden, so die IEA-Experten. "Es gibt keinen Zweifel, dass sich der Ölmarkt in Richtung einer Balance von Angebot und Nachfrage bewegt."