"Lettergate" im Vatikan
21. März 2018Dario Viganò, der Kommunikationschef des Vatikans, gibt sein Amt nach einem peinlichen Vorfall auf. Letzte Woche hatte Viganò bei der offiziellen Präsentation einer Buchreihe zur Theologie von Papst Franziskus einen Brief von Benedikt XVI. an die Kommunikationsabteilung veröffentlicht, in dem der emeritierte Papst seinen Nachfolger positiv bewertet.
Manipulationsvorwurf steht im Raum
In dem Schreiben kritisierte Benedikt den "törichten" Vergleich zwischen sich und seinem Nachfolger, wonach Franziskus bloß ein "praktisch veranlagter Mann ohne besondere theologische und philosophische Bildung sei". Allerdings machte der Vatikan in einem Foto von dem Brief, das die Pressestelle verschickte, eine entscheidende Passage unkenntlich: Nämlich, dass der 90 Jahre alte Benedikt bekannte, er kenne die Bücher über seinen Nachfolger gar nicht. Er habe aus gesundheitlichen Gründen und wegen anderer Verpflichtungen die elf Bücher nicht gelesen und könne daher keine theologische Beurteilung von Franziskus abgeben, so Benedikt. Medien beschuldigten den Vatikan nach Bekanntwerden des Vorfalls der Manipulation und tauften den Vorfall "Lettergate".
Viganò war 2015 vom Papst zum Präfekten des neu geschaffenen Kommunikationssekretariats berufen worden. Die Modernisierung der Vatikanmedien ist Teil der Kurienreform, die Franziskus seit Beginn seines Pontifikats vorantreibt.
Wie der Vatikan mitteilte, nahm Papst Franziskus Viganòs Rücktrittsangebot an. Die vielen Kritiken und Polemiken der vergangenen Tage gegen seine Arbeit gefährdeten das gesamte Projekt der Medienreform im Vatikan, daher biete er seinen Rücktritt an, schrieb der Brasilianer Viganò in einem Brief an Papst Franziskus, den der Vatikan veröffentlichte. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird der bisherige Sekretär des Kommunikationssekretariats, Lucio Adrian Ruiz, die Behörde leiten.
qu/se (dpa, afp, kna, epd)