Kongolesen spenden für Deutschland
10. Mai 2016Behutsam überreicht Kambale Kilumbiro Martin den kleinen Briefumschlag, dann werden Hände geschüttelt, Fotos gemacht. Der Stolz steht dem Geistlichen ins Gesicht geschrieben. Als Superintendent vertritt Martin den Kirchenkreis einer baptistischen Gemeinschaft in Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dort hat er 1000 US-Dollar gesammelt, umgerechnet mehr als 800 Euro. Dieses Mal aber nicht für die Menschen in seiner Heimat, sondern für Flüchtlinge im Saarland.
"Auch wir machen schwere Zeiten durch in unserem Land", sagt Kambale Kilumbiro Martin. "Aber wir bleiben in Verbindung mit unseren Brüdern und Schwestern im Saarland. Sie helfen uns jedes Mal, wenn wir in Schwierigkeiten sind. Deshalb haben wir gedacht: Wir dürfen nicht schweigen." Seit 30 Jahren pflegt seine Gemeinde eine Partnerschaft mit dem Evangelischen Kirchenkreis Saar-West. Im Mai wurde in Deutschland Jubiläum gefeiert - mit einem gemeinsamen Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt.
Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten
Tausend Dollar - das ist viel Geld im Kongo. Die Millionenstadt Goma liegt ganz im Osten des riesigen Landes. Die Bevölkerung dort ist arm, die Wirtschaft liegt am Boden. Jahrzehnte der Gewalt haben die Region ins Chaos gestürzt, Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Probleme, die viele Menschen im 9000 Kilometer entfernten Saarland nur aus den Nachrichten kennen.
An eine Meldung erinnern sich viele dort noch ganz genau: Im Januar 2002 brach im Ostkongo der Vulkan Nyiragongo aus - es war die schwerste Naturkatastrophe seit Jahren in der Region. Ein gigantischer schwarzer Lavastrom, mehrere hundert Meter breit, bahnte sich damals seinen Weg Richtung Goma. Mehrere Dörfer wurden begraben, weite Teile der Stadt völlig zerstört: Wohnhäuser, Geschäfte, die Kathedrale, Büros von Hilfsorganisationen. 400.000 Menschen waren zeitweise auf der Flucht. Damals haben die Saarländer geholfen, haben Kirchen und Schulen errichtet, die Wasserversorgung verbessert.
Geld für geflüchtete Frauen
Eine Gegenleistung hätte niemand erwartet - schon gar nicht Geld. "Ich bin erfreut, aber auch beschämt", sagt Christian Weyer, Superintendent des Kirchenkreises Saar-West, der die Spende in Empfang genommen hat. "Wir haben immer und gerne geholfen. Es war und ist große Not im Kongo. Aber ich finde, es ist auch ein Stück Würde, die unsere Partner mit in diese Partnerschaft hineinbringen, indem sie sagen: Ja, wir sehen eure Not auch und wir helfen euch auch mal materiell“, so Weyer.
Die Geldspende soll dem Frauenprojekt "Nour" in der Flüchtlingsaufnahmelager Lebach zu Gute kommen. Dort können sich Frauen aller Nationalitäten beraten lassen, wenn sie beispielsweise Opfer von Gewalt wurden. Sie können sich zu Ärzten begleiten lassen oder auch zu Behördenterminen. Einige Mitarbeiter bieten auch Sprachkurse an.
"Wenn es Katastrophen gibt, dann sind es vor allem Frauen, die sehr leiden“, sagt Abigael Kavugho, die auch Mitglied im Kirchenkreis Goma ist. Ihre Heimat gilt vor allem für Frauen als einer der gefährlichsten Orte weltweit: In den umkämpften Gebieten werden sie veschleppt, vergewaltigt, verstümmelt. Deshalb findet Abigal Kavugho es richtig, wie die Spende in Lebach eingesetzt wird. "Frauen und junge Mädchen sind immer wieder Gewalt ausgesetzt. Egal, um welche Art Katastrophe es sich handelt."