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Konjunktur: Abkühlung, "aber kein Weltuntergang"

14. März 2019

Jede Menge Störfaktoren bremsen derzeit die deutsche Wirtschaft aus. Fürs laufende Jahr senken Wirtschaftsforscher daher ihre Prognosen. Doch für Schwarzmalerei sehen sie keinen Anlass.

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Deutschland Fertigungshalle Bombardier Transportation in Bautzen
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Nach einem Durchhänger in diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft laut Top-Ökonomen 2020 wieder durchstarten. Das Münchner Ifo-Institut erwartet für 2019 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP)nur noch ein mageres Plus von 0,6 Prozent, wie es am Donnerstag mitteilte. Das Berliner DIW rechnet wie auch die Bundesregierung mit einem Zuwachs von immerhin 1,0 Prozent. Es warnt zugleich vor Schwarzmalerei. "Die Konjunktur in Deutschland kühlt sich ab, aber das ist kein Weltuntergang", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Sowohl die Münchner als auch die Berliner Forscher sind zuversichtlich, dass die Durststrecke 2020 überwunden ist.

Die binnenwirtschaftlichen Antriebskräfte seien "weiterhin intakt", so Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In diesem Jahr dürften unter anderem kräftige Lohnsteigerungen, eine niedrige Inflationsrate und Steuer- und Abgaben-Entlastungen für ein "dickes Plus" bei den Realeinkommen der Haushalte sorgen. Das Institut erhöhte seine BIP-Prognose für 2020 von 1,6 auf 1,8 Prozent. Auch das DIW rechnet damit, dass die Wirtschaft nächstes Jahr in exakt diesem Umfang zulegen wird. Beide Institute sind sich einig, dass zuvor eine Durststrecke zu bewältigen ist. "Die gegenwärtigen Produktionsschwierigkeiten der deutschen Industrie dürften erst allmählich überwunden werden. Die Industrie wird 2019 als Konjunkturmotor weitgehend ausfallen", so Wollmershäuser. Die weltweite Nachfrage nach deutschen Produkten sei schwach, da die internationale Konjunktur weiter an Dynamik verliere.

"Außenwirtschaftlicher Rucksack"

Dies belegt auch eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK): Demnach erwarten nur noch 15 Prozent der international tätigen Betriebe ein besseres Auslandsgeschäft. Das ist der niedrigste Wert seit der Finanzkrise. 15 Prozent erwarten sogar eine Verschlechterung ihres Auslandsgeschäfts. "Der außenwirtschaftliche Rucksack für die deutsche Wirtschaft wird immer schwerer", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.

Laut DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen zeichnet sich aber ab der zweiten Jahreshälfte eine Besserung ab, da beispielsweise Deutschlands wichtigster Handelspartner China mit milliardenschweren Konjunkturimpulsen gegenhalte. "Das Auslandsgeschäft wird sich daher wieder beleben", sagte Michelsen. Allerdings blieben große Risiken wie etwa ein möglicher Handelskrieg zwischen der EU und den USA.

Auch das gewerkschaftsnahe Institut IMK warnt: "Klar ist, dass der längste wirtschaftliche Aufschwung im vereinigten Deutschland angesichts von Brexit, Trump und schwächerer Konjunktur in China erheblichen außenwirtschaftlichen Gegenwind bekommt. Das bremst ihn natürlich", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts, Gustav Horn. Die lange Zeit vor Kraft strotzende deutsche Wirtschaft ging zuletzt zusehends die Puste au. Zu Jahresbeginn waren Produktion und Aufträge rückläufig und die Exporte stagnierten.

Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet vor diesem Hintergrund, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal "allenfalls moderat zunehmen" werde. Im vierten Quartal 2018 war die stagnierende Wirtschaft nur haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt, nachdem das BIP im Sommer um 0,2 Prozent geschrumpft war. Auch wenn die Entwicklung zu Jahresbeginn 2019 weiter schwach war, droht der deutschen Wirtschaft laut IMK-Direktor keine Schrumpfkur: "Die aktuelle Datenlage deutet nicht akut auf eine Rezession hin."

hb/zdh (rtr)