Koreas "Meeres-Frauen" und das Klima
Sie gehen einem jahrhundertealten Beruf nach. Und doch könnten sie wegen des Klimawandels die letzte Generation sein, die diese Tradition fortführt. Den Freitaucherinnen in Südkorea macht die Meereserwärmung zu schaffen.
Frei wie ein Fisch
Jin, 28, hier rechts, arbeitet seit sechs Jahren als "Meeres-Frau". Sie taucht - und das einfach so, ohne Sauerstoffflasche. Ihr Revier: Die felsige Küste der Insel Geoje in Südkorea. Hier sucht sie nach allem, was die See bereithält - und essbar ist: Seeohren, Seegurken, Muscheln und Tang. Doch ihr Berufszweig ist in Gefahr.
Gefährdetes Ökosystem
Der Klimawandel lässt das Meer hier jedes Jahr ein bisschen wärmer werden. Für viele Arten wird es schlichtweg zu warm. Auch die Wasserverschmutzung tut ihr Übriges. Der Klimawandel stellt alle, die in Korea von der Fischerei leben, vor besonders große Herausforderungen.
Wärmeres Wasser, weniger Ertrag
In den letzten 50 Jahren ist die Wasseroberfläche der Meere rund um die koreanische Halbinsel um rund 1,2 Grad Celsius wärmer geworden. Der weltweite Durchschnittswert liegt "nur" bei 0,48 Grad Celsius. Das macht es den Frauen schwer, noch ausreichend Ware zu verkaufen.
Arten mit Migrationshintergrund
Das verursacht zum einen ein Artensterben, zum anderen kommen aber auch ganz neue Fänge hinzu. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler beobachtet, dass mehrere Dutzend Arten aus subtropischen Gebieten in koreanische Gewässer eingewandert sind, wie diese Seeigel hier.
Genug gefangen?
Die Taucherinnen absolvieren einen Knochenjob. Auch für die Lungen eine echte Herausforderung: Die Besten von ihnen können mehrere Minuten lang die Luft anhalten, bevor sie wieder an die Wasseroberfläche emportauchen - und der Fang gewogen wird. Wie lange lohnt sich der Aufwand noch?
Schutz vor der Sonne
Und auch die ständige Sonneneinstrahlung und die Lichtbrechung unter Wasser erfordern Schutzmaßnahmen. Jin und ihre Kollegin Woo schmieren sich vor dem Tauchgang mit Sonnencreme ein. Natürlich mit einem umweltverträglichen Mittel, um die Wasserqualität nicht zusätzlich zu belasten.
Jahrhundertealte Tradition
Flossen, Schnorchel, Brille und etwas Ballast zum leichteren Abtauchen - mehr brauchen die "Meeres-Frauen" aus Südkorea nicht. Mit ihrem Job folgt Jin einer jahrhundertealten koreanischen Tradition. Und schon immer war diese eine Frauendomäne.
Berufung statt Beruf
Ihre älteste Kollegin ist 86, hier ganz links. "Ich mache weiter, bis ich nicht mehr kann", sagt Ko Bok-hwa. Sie ist seit ihrem 13. Lebensjahr Freitaucherin. "Hoffentlich wird das Meer noch lange ausreichend Beute bereithalten", so ihre Hoffnung.
Markttag in Busan
Verkauft wird der Fang schlussendlich in Busan, der zweitgrößten Stadt Südkoreas. Die Insel Geoje, das Tauchrevier, liegt rund 50 Kilometer südwestlich von Busan vor der Küste des Landes. Alle Fotos: Kim Hong-Ji/Reuters