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Israelische Kliniken öffnen Corona-Stationen

21. Juni 2020

Wegen eines stetigen Anstiegs der Neuinfektionen hat Israels Gesundheitsministerium die Krankenhäuser angewiesen, ihre Corona-Abteilungen wieder aufzusperren. Der Geheimdienst warnt vor einer zweiten Corona-Welle.

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Israel Coronavirus | Corona-Station im Assaf Harofeh Krankenhaus
Ein Mitarbeiter einer Corona-Station in einer Klinik in Tel Aviv überprüft seine SchutzkleidungBild: picture-alliance/Photoshot/G. Cohen Magen

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte, ein entsprechender Brief sei an die Kliniken geschickt worden. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, bei einer Sitzung mit Leitern verschiedener Ministerien und Experten habe er mehrere Szenarien über den weiteren Pandemieverlauf gehört, alle seien düster. "Wenn wir nicht sofort unser Verhalten hinsichtlich der Maskenpflicht und Abstandsregeln ändern, werden wir uns gegen unseren Willen neue Sperrmaßnahmen einbrocken." Am Montag will er das Corona-Kabinett zusammenrufen, um über mögliche Schritte zur Eindämmung der Pandemie zu beraten.

Am Samstag hatte der Armee-Geheimdienst eindringlich vor einer zweiten Corona-Welle gewarnt. Ohne rasche Eindämmungsmaßnahmen müsse das Land damit rechnen, dass die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Monats auf mehr als 1000 am Tag steigen werde. Dann seien auch hunderte von Toten zu befürchten.

Israel Coronavirus | Corona-Stand in  Holon
In der israelischen Stadt Holon kommen Bürger zu einer mobilen Corona-TeststationBild: Imago Images/Xinhua/G. Cohen Magen

"Besorgniserregender Anstieg"

Die Professorin Sigal Sadetzki, eine ranghohe Repräsentantin im Gesundheitsministerium, sagte dem Armeesender am Sonntag: "Wir beobachten einen besorgniserregenden und fortwährenden Anstieg der Infektionen." Man wolle keine Angst schüren, aber der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen. "Die Möglichkeiten des Gesundheitssystems sind begrenzt."

Israel hatte zu Beginn der Corona-Welle sehr schnell mit rigorosen Maßnahmen reagiert, die Pandemie verlief in dem kleinen Mittelmeerland zunächst relativ glimpflich. Im Mai begannen schrittweise Lockerungen. Seit Ende Mai ist die Zahl der Neuinfektionen jedoch wieder stetig angestiegen. Das Finanzministerium wehrt sich jedoch aus Sorge vor weiterem wirtschaftlichen Schaden gegen die Verhängung neuer Sperrmaßnahmen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 20.686 Menschen in Israel nachgewiesen worden, 305 Erkrankte sind daran gestorben. Israel hat etwa neun Millionen Einwohner.

Am Freitag hatte die Regierung mitgeteilt, dass sie sich mit einer personellen Aufstockung im Gesundheitswesen gegen den Anstieg der Corona-Infektionen stemmen wolle. Das Gesundheitsministerium gab grünes Licht für die Einstellung von 300 Mitarbeitern, die unter anderem bei der Nachverfolgung von Infektionsketten helfen sollen. Mit deren Auswahl und Ausbildung soll kommende Woche begonnen werden. Die Zeitung "Israel Hayom" hatte am Donnerstag unter Berufung auf Dokumente des Ministeriums von einer Unterbesetzung von 170 Stellen in dem Bereich berichtet. Danach würden sich momentan nur 27 Fachkräfte des Ministeriums, die auf sieben Zentren im ganzen Land verteilt sind, gemeinsam mit Ärzten um diese Aufgaben kümmern.

Auch in Palästinensergebieten mehr Infizierte

Vergleichsweise glimpflich kamen bislang auch die Palästinenser im Westjordanland durch die Pandemie. Beschränkungen waren vor knapp einem Monat weitgehend aufgehoben worden. Doch seit einigen Tagen nehmen auch dort die Infektionszahlen zu. Im Westjordanland gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher 711 bekannte Infektionsfälle mit dem Coronavirus, im Gazastreifen mehr als 70, drei Infizierte starben. Wegen des Neuanstiegs der Corona-Infektionen im Westjordanland verkündete der palästinensische Regierungschef Mohammed Schtaje am Samstag neue Beschränkungen. In den besonders betroffenen Städten Hebron und Nablus wurden Sperren verhängt. Schtaje appellierte an die Bevölkerung, Masken zu tragen und sich an Abstandsregeln zu halten. Hochzeiten dürfen vorerst nicht mehr gefeiert werden.

kle/haz (dpa)