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Krawalle in Jerusalem

2. Juli 2014

Nach dem Tod eines palästinensischen Jugendlichen ist es in Jerusalem zu Zusammenstößen gekommen. Der Junge fiel vermutlich einem Racheakt für die Ermordung dreier jüdischer Schüler zum Opfer.

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Palästinensische Demonstranten in Jerusalem (Foto: /AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Mehrere hundert palästinensische Demonstranten lieferten sich im arabischen Ostteil Jerusalems stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Die Beamten wurden mit Steinen und Brandflaschen angegriffen. Sie feuerten Gummigeschosse auf die Palästinenser. Die israelische Polizeiführung kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen und löste erhöhte Alarmbereitschaft aus.

Netanjahu kündigt Aufklärung an

Der 16-Jährige Mohammed Abu Chdeir war am frühen Morgen beim Trampen im arabischen Stadtteil Schuafat von Unbekannten gezwungen worden, in ein Auto einzusteigen, wie die Polizei mitteilte. Einige Stunden später sei eine verbrannte Leiche entdeckt worden. Sicherheitsminister Jizchak Acharonovich teilte mit, die Identifizierung weise darauf hin, dass es sich bei dem Toten um den Entführten handele. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte die Tat als "verabscheuungswürdiges" Verbrechen und kündigte eine schnellstmögliche Aufklärung an. US-Außenminister John Kerry sprach von einer "ekelerregenden und widerlichen" Tat.

Nach einem Bericht der israelischen Militärrundfunks wollten die Täter vermutlich Vergeltung für die Entführung und Ermordung der drei israelischen Religionsschüler üben. Die Leichen der Talmud-Schüler waren am Montag, 18 Tage nach deren Verschwinden, im Westjordanland gefunden worden. Die israelische Regierung macht die radikal-islamische Palästinenser-Bewegung Hamas für das Verbrechen verantwortlich. Die Organisation bestreitet eine Verwicklung in die Morde.

Furcht vor weiterer Eskalation

An der Beisetzung der Mordopfer in der Stadt Modiin nahmen am Dienstagabend zehntausende Menschen teil, unter ihnen Netanjahu und Präsident Schimon Peres. Netanjahu sagte in seiner Trauerrede: "Eure Mörder treten das moralische Gesetz mit Füßen, dass Kindern keine Gewalt angetan werden darf."

Seit der Entdeckung der drei Leichen fürchten die Sicherheitsbehörden Racheakte rechtsextremistischer Israelis und radikaler Siedler. Am Dienstagabend war es in Jerusalem bereits zu anti-arabischen Ausschreitungen gekommen, an denen sich etwas 200 radikale Israelis beteiligten. Die Polizei teilte mit, sie habe 47 Menschen festgenommen.

Allerdings gingen auch Israelis gegen Gewalt auf die Straßen. Die Mehrheit wolle ein friedliches Zusammenleben aller, so lautete die Botschaft von Hunderten Demonstranten in Jerusalem am Mittwochabend. Sie forderten die Regierung auf, gegen Racheakte und Selbstjustiz vorzugehen.

Tote bei Razzien

Gleichzeitig ist die Stimmung unter den Palästinensern im besetzten Westjordanland nach den umfangreichen Razzien der israelischen Armee explosiv. Bei der Suche nach den entführten Jugendlichen waren sechs Palästinenser von Soldaten getötet und mehr als 400 weitere festgenommen worden. Die Wohnhäuser der beiden von Israel der Entführung und Ermordung der Religionsschüler beschuldigten Hamas-Mitglieder in Hebron wurden gesprengt.

Der UN-Sicherheitsrat hat die Ermordung der drei Jugendlichen einstimmig "auf das Schärfste" verurteilt und alle Konfliktparteien aufgerufen, auf Schritte zu verzichten, "die die Situation weiter destabilisieren könnten".

wl/re (dpa, afp,rtr)