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Krieg der Drogenbarone

Annika Schipke1. Mai 2004

Seit vierzig Jahren dauert der Krieg zwischen Guerillas, Paramilitärs und der Regierung in Bogotá an. Die Gruppen finanzieren sich vor allem durch den Koka-Anbau. Dem hat Präsident Uribe nun den Kampf angesagt.

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Kolumbiens Präsident Uribe geht hart gegen die Rebellen vorBild: AP

In Kolumbien stehen seit den 1960er Jahren zwei Guerillaorganisationen dem Staat gegenüber - die "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) und das "Nationale Befreiungsheer" (ELN). In diesem Konflikt agieren aber auch ultrarechte Paramilitärs, die ursprünglich von der Regierung zur Bekämpfung der Guerillas gegründet wurden.

Bislang kamen durch den Bürgerkrieg über 200.000 Menschen ums Leben, jährlich werden von den Rebellen rund 3.500 Zivilisten entführt. Auch die frühere Präsidentschaftskandidatin wurde verschleppt. Nach Schätzungen sind durch den Krieg 2,7 Millionen Menschen zu Flüchtlingen geworden.

Zwei linke Rebellengruppen

Die linksgerichteten FARC bilden mit 17.000 Kämpfern die größte aktive Rebellenorganisation des Landes. Sie entstand 1964 aus der Tradition bäuerlicher Selbstverteidigung. Von ihren revolutionären Zielen entfernte sich die FARC aber im Laufe des Bürgerkrieges: In den von ihnen kontrollierten Gebieten führten die Rebellen ein eigenes Steuersystem ein, dessen fester Bestandteil auch die Besteuerung des Kokain- und Waffenhandels ist. Deshalb wird die FARC von Regierung und Medien auch als "Narcoguerilla" bezeichnet.

Die zweitgrößte Guerillaorganisation ELN hat derzeit 3000 Kämpfer. Ihre Aktionen richten sich vor allem gegen Aktivitäten internationaler Konzerne in Kolumbien, insbesondere gegen die Ausbeutung kolumbianischer Erdölreserven.

Regierung verliert Macht über Paramilitärs

Ende der 1960er Jahre gründete die Regierung als Reaktion auf die Aufstandsbewegungen so genannte Selbstverteidigungsgruppen. Diese ultrarechten Paramilitärs setzten den Kampf gegen die Guerillas mit besonderer Brutalität und richteten ihre Angriffe auch gegen die Zivilbevölkerung als soziale Basis der Guerillas.

Zunehmend verlor die Regierung in Bogotá aber die Kontrolle über ihre Bürgerwehren, die sich in den 1980er Jahren schließlich zu den "Einheiten zur Selbstverteidigung Kolumbiens" (AUC) zusammenschlossen. Dieser illegalen Organisation gehören heute 13.000 Kämpfer an. Sie finanzieren sich durch Drogenhandel und Unterstützung von lokalen Großgrundbesitzern und Unternehmen.

Gescheiterte Friedensvermittlung

Versuche der Friedensvermittlung zwischen Guerillas, Paramilitärs und Regierung scheiterten. Trotz einer "Entspannungszone" - ein 42.000 Quadratkilometer großes Gebiet, in dem die FARC 1998 vollends die Kontrolle erhielt -wurde der Krieg aber unvermindert fortgesetzt. Aufgrund weiterer terroristischer Aktionen der FARC marschierte die Armee im Februar 2002 wieder in die Entspannungszone ein. Im gleichen Jahr eskalierte auch der Konflikt zwischen Regierung und ELN. Das Befreiungsheer erlitt durch die Aktionen der Paramilitärs in den Jahren zuvor hohe Verluste und wurde aus ihren städtischen Hochburgen vertrieben.

Uribes harter Kampf

Seitdem führt der neue Präsident Alvaró Uribe einen unerbittlichen Kampf gegen die Guerillas. Über die Kriegsgebiete verhängte er den Ausnahmezustand, der aber vom Obersten Gerichtshof als verfassungsungültig abgelehnt wurde. Auch ein Gesetz, das dem Militär an Kriegsschauplätzen uneingeschränkte Macht verleiht, scheiterte an der Justiz.

Nun soll die Zivilbevölkerung den Kampf gegen die Rebellen unterstützen: Die Regierung will eine Million Informanten rekrutieren und mit Funkgeräten ausstatten. Die geforderte Entmilitarisierung der Kämpfer schreitet aber nur langsam voran. Auch die AUC weigern sich, ihre Waffen abzugeben, obwohl Uribe ihnen im Falle einer friedlichen Lösung Straffreiheit zugestand - lediglich 1.000 der 13.000 AUC-Mitglieder folgten bisher dem Aufruf zur Demobilisierung.

Weitere Schritte gegen die Rebellen beinhaltet der "Plan Colombia", der finanziell auch von den USA unterstützt wird. Der Plan soll die Entwicklung der kolumbianischen Verwaltung und Justiz sowie die Drogenbekämpfung vorantreiben. Ziel ist vor allem die Zerstörung der Koka-Felder, um den Guerillas und den Paramilitärs ihre die wirtschaftliche Grundlage für den Krieg zu entziehen. Die USA steuerten dem Plan bisher 2,6 Millionen Dollar bei.