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KonflikteNahost

Krieg im Gazastreifen: Katar setzt Vermittlerrolle aus

10. November 2024

Inmitten der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen haben die Hoffnungen auf eine Waffenruhe einen weiteren Dämpfer erhalten: Das Golfemirat scheinen Zweifel an seiner Rolle zwischen den Konfliktparteien zu beschleichen.

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Die Skyline von Doha, Katar. Davor Einwohner am Wasser.
Die Hamas hat seit 2012 eine politische Repräsentanz in der katarischen Hauptstadt Doha (Archivbild)Bild: Lintao Zhang/Getty Images

Katar zieht sich vorerst als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zurück. Zwar dementierte das Außenministerium des Golfemirats Medienberichte über ein Ende seiner Vermittlerrolle in den indirekten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Katar habe diese aber vor zehn Tagen informiert, dass das Land seine Vermittlerrolle aussetzen werde, falls es in dieser Runde keine Einigung gebe, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid Al-Ansari.

Zahlreiche indirekte Verhandlungen der Kriegsparteien

Grundsätzlich sei Katar weiter bereit, seinen Beitrag zu einer Einigung zu leisten. "Katar wird diese Bemühungen mit seinen Partnern fortsetzen, wenn die Parteien den Willen und Ernst dabei zeigen, den brutalen Krieg zu beenden", erklärte er. Es blieb dabei zunächst unklar, ob Katars Vermittlungsbemühungen aktuell auf Eis gelegt sind oder ob es noch laufende Gespräche gibt. 

Die "Times of Israel" und internationale Medien hatten zuvor unter Berufung auf diplomatische Quellen berichtet, Doha gebe seine Vermittlerrolle auf angesichts der "Weigerung Israels und der Hamas, mit gutem Willen zu verhandeln". Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr half Katar zusammen mit den USA und Ägypten dabei, den Austausch von Geiseln aus der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen zu ermöglichen. So kamen im November 2023 bei einer kurzen Waffenruhe mehr als 100 Geiseln aus Gewalt der Hamas frei.

Seitdem gab es zahlreiche indirekte Verhandlungen der Kriegsparteien über eine weitere mögliche Waffenruhe, unter anderem in der katarischen Hauptstadt Doha, aber keinen neuen Durchbruch. Beobachter mutmaßen, Katar drohe mit einem Ausstieg aus seiner Vermittlerrolle, um seine Macht in der Region zu stärken und verschiedene Seiten gegeneinander auszuspielen.

Katar gilt als wichtiger Vermittler

Katar gilt als wichtiger Vermittler dank der Beziehungen zur Hamas, die bis in die 1990er-Jahre zurückreichen. 2012 eröffnete die Hamas ein politisches Büro in Katar nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region. Schon vorher war aus Katar viel Geld an die Hamas geflossen, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernahm. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel wurden Forderungen an die Regierung Katars lauter, das Büro zu schließen. Die EU, die USA, Israel und andere Staaten betrachten die islamistische Hamas als Terrororganisation. 

Das Außenministerium dementierte nun auch Berichte über eine angeblich angeordnete Schließung des Hamas-Büros in Doha. "Das Hauptziel des Büros in Katar ist, ein Kommunikationskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein", teilte Al-Ansari mit. Dies habe in vorigen Phasen der Verhandlungen dazu beigetragen, zeitweise eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu erreichen. 

Israel setzt Militäreinsätze in Gazastreifen und Libanon fort

Die Kämpfe im Gazastreifen wurden am Wochenende fortgesetzt. Bei zwei israelischen Luftangriffen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden 30 Menschen getötet. Ein Angriff habe ein Wohnhaus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens getroffen, teilte der Zivilschutz in dem Palästinensergebiet mit. 25 Menschen seien dabei getötet worden, unter ihnen 13 Kinder. Mehr als 30 Menschen seien zudem verletzt worden.

Tyros im Libanon: Rauch steigt von Häusern auf nach einem israelischen Luftangriff.
Auch in der Nähe der Stadt Tyros im Südlibanon hatte Israels Luftwaffe Einrichtungen derHisbollah-Miliz bombardiertBild: Hassan Ammar/AP/picture alliance

Israel bestätigte, erneut Ziele im Gazastreifen sowie im Libanon angegriffen zu haben. Dabei habe man nach eigenen Angaben Dutzende "Terroristen" unschädlich gemacht. Unter anderem seien "Terrorinfrastruktur" und Waffenlager zerstört worden, teilte die israelische Armee mit. Die Ziele befanden sich demnach in Dschabalia im nördlichen Gazastreifen sowie im nahe gelegenen Gebiet Beit Lahia. Auch im südlichen Gazastreifen in der Gegend von Rafah hätten israelische Truppen ihre "präzisen, auf Geheimdienstinformationen basierenden Operationen" fortgesetzt. 

Die israelische Luftwaffe habe in den vergangenen Tagen zudem Dutzende Kämpfer der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen und eliminiert. Auch hier seien Waffenlager und Abschussrampen das Ziel gewesen. Die Hisbollah wird von Israel, Deutschland, den USA und mehreren sunnitischen arabischen Staaten als Terrororganisation geführt.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den brutalen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit laut israelischen Angaben mehr als 1100 Toten, die meisten von ihnen Zivilisten, ausgelöst worden. Zudem wurden 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den 97 Geiseln, die sich weiterhin dort befinden, sollen 34 bereits tot sein.

Nach dem Hamas-Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen zufolge wurden dabei bisher mehr als 43.600 Menschen getötet, mehrheitlich Zivilisten. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen, die UN stufen sie als glaubhaft ein.

pg/sti/haz (dpa, afp)