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Politik

Kritik an Impfstrategie der Bundesregierung

3. Januar 2021

Vorige Woche startete in Deutschland die Impfaktion gegen das Coronavirus. Aber es geht nur langsam voran. Der Gesundheitsminister solle sich erklären, fordert die Linke.

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Corona-Pandemie | Impfstoff von BioNTech/Pfizer
Der deutschen Regierung wird vorgeworfen, im Sommer zu wenig Impfstoff geordert zu habenBild: Jack Guez/Getty Images/AFP

Das Vorgehen der Bundesregierung bei der Beschaffung und Verteilung des Impfstoffes stößt auf wachsende Kritik. Wissenschaftler werfen der großen Koalition schwere Versäumnisse vor.

Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sieht deutliche Defizite. Nach seiner Ansicht könnten Deutschland und Europa mit den Impfungen schon weiter sein. Es sei zu wenig BioNTech-Impfstoff geordert und auch beim amerikanischen Unternehmen Moderna zu wenig bestellt worden, so die Kritik.

Die Leopoldina-Neurologin Frauke Zipp, die zu den wichtigsten Beratern der Regierung gehört, betonte: "Ich halte die derzeitige Situation für grobes Versagen der Verantwortlichen." Es habe im Sommer Angebote für mehr Impfstoff gegeben, sagte sie. So habe etwa BioNTech im Spätsommer wesentlich mehr Impfdosen angeboten. Am Freitag hatte das Unternehmen erklärt, mehr Corona-Impfstoff als bisher geplant an die EU liefern zu wollen. Man befinde sich "in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfungen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können", sagte Unternehmenschef Ugur Sahin.

Wurde geschlampt?

In diesem Zusammenhang griff FDP-Fraktionsvize Michael Theurer den Bundesgesundheitsminister direkt an. Spätestens im Herbst hätte Minister Jens Spahn auf die rasanten Entwicklungen bei BioNTech reagieren müssen, sagte Theurer. Spahn habe die Fehlentscheidung der Bundesregierung nicht korrigiert und versagt. Die Linksfraktion forderte eine Regierungserklärung des Gesundheitsministers im Bundestag. "Es muss aufgearbeitet werden, wo geschlampt wurde", sagte der parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Jan Korte.

Deutschland Corona l PK Gesundheitminister Spahn und RKi-Chef Prof. Lothar H. Wieler
Jens Spahn hatte zuletzt Probleme eingeräumt und auf die bevorstehende Zulassung weiterer Vakzine verwiesenBild: Jens Schicke/Imago Images

Spahn selbst wies die Kritik mit bekannten Argumenten zurück. "Es läuft genauso, wie es geplant war", sagte Spahn. 1,3 Millionen Dosen des BioNTech-Pfizer-Impfstoffs seien bis Ende 2020 an die Bundesländer ausgeliefert worden. Bis Ende Januar werde sich diese Zahl auf insgesamt vier Millionen erhöhen. Das seien genau die Mengen, die er seit Wochen angekündigt habe, "mit dem Hinweis, dass es am Anfang knapp sein würde und wir deshalb priorisieren müssen", so Spahn.

Spahn: "Dass es natürlich schöner wäre ..."

Das Impfen funktioniere "alles in allem auch gut". Es sei in den Pflegeeinrichtungen und Impfzentren gut vorbereitet worden. "Dass es natürlich schöner wäre, mehr Impfstoff zu haben, das steht außer Frage und genau darum bemühen wir uns", fügte der Minister hinzu. Die Bundesregierung spreche mit BioNTech und dem Land Hessen darüber, wie schon im Februar in Marburg eine zusätzliche Produktionsstätte geschaffen werden könne.

Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden bis Sonntagmorgen (03.01.2021) rund 238.000 Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft. Allerdings hinken die Meldungen an das RKI teilweise der Zahl realer Impfungen in den Bundesländern hinterher.

Die Gesundheitsämter meldeten zuletzt 10315 Corona-Neuinfektionen und 312 neue Todesfälle binnen 24 Stunden. Eine Interpretation der Daten ist jedoch momentan schwierig, weil während der Weihnachtsfeiertage und um den Jahreswechsel Ämter ihre Daten zeitverzögert übermittelten.

uh/ml (dpa, afp)