Pressefreiheit in Gefahr
3. Juli 2008Anfang der 90er Jahre wurden Journalisten in Kroatien häufig angegriffen, weil sie über Kriegsverbrechen recherchierten, die von kroatischen Streitkräften begangen worden waren, oder weil sie betrügerischen Privatisierungsprojekten auf die Spur gekommen waren. Seit Ende der 90er Jahre werden Journalisten vor allem zur Zielscheibe, wenn sie versuchen, Korruption und organisiertes Verbrechen aufzudecken. Bedroht werden Journalisten und deren Angehörige durch Drohbriefe, Einbrüche in Wohnungen und sehr häufig auch durch körperliche Angriffe.
Weißbuch soll Öffentlichkeit schaffen
Zu diesem Ergebnis kommt ein vorläufiger Bericht einer Gruppe investigativer Journalisten im Auftrag des Kroatischen Journalistenverbandes (HND). Anlass für den Bericht ist ein Vorfall vor rund einem Monat, bei dem der Journalist Dusko Miljusa mit einer Metallstange zusammengeschlagen worden war. Der Journalistenverband bemängelte, dass die Ermittlungen der kroatischen Polizei in diesem wie auch in früheren Fällen wenig effizient und nachdrücklich gewesen seien.
Der Vorsitzende des HND, Zdenko Duka, rief daraufhin alle Journalisten auf, sich zu melden, wenn sie Opfer von Angriffen geworden seien. Alle Vorkommnisse dieser Art sollen demnächst in Form eines Weißbuchs veröffentlicht werden. Dieses Weißbuch soll dann allen relevanten kroatischen und internationalen Institutionen übergeben werden.
Kritik an staatlicher Untätigkeit
Die Täter, soweit sie bekannt sind, sollen in dem Weißbuch genannt werden. Angeführt wird die Liste von dem kroatischen Abgeordneten Branimir Glavas. Er hat der Statistik zufolge am häufigsten Journalisten angegriffen. So drohte Glavas beispielsweise dem Redakteur der Zeitschrift Feral Tribune, Drago Hedl, er werde ihn „zu Staub und Asche verarbeiten“, wenn er weiter über ihn schreiben würde.
Druck und Übergriffe auf Journalisten setzten sich kontinuierlich fort. Der Staat und die staatlichen Institutionen würden nichts dagegen unternehmen. Dies spräche Bände über ihr Verhältnis zu den Medien, stellte der HND in seiner Pressekonferenz fest.
Gordana Simonovic