Franz-West-Ausstellung in Köln
9. Januar 2010Karge Metallbänke, bezogen mit bunten Stoffbahnen, empfangen den Besucher und verwandeln den Ausstellungsraum im Museum Ludwig in ein Möbellager. Wer keine Angst vor einer Laufmasche in der Strumpfhose hat, kann sich getrost reinfläzen und Videos anschauen, die rechts und links auf Monitoren laufen - oder das vorbeiflanierende Publikum studieren. Selbstreflexion und Voyeurismus gehen bei Franz West einen Pakt ein. Den Besucher rückt er ins Zentrum, macht ihn zum Akteuer und Anschauungsobjekt.
Kunst zum Anpacken und Anpassen
"Passstücke" - mit dieser Wortkreation hat West Furore gemacht. Passstücke sind Objekte, die Besucher in die Hand nehmen sollen, an den Körper anpassen, aktiv werden. Das Ziel ist ein unbefangenes und zugleich unmögliches Spiel zwischen Kunstwerk und Rezipient. Die unhandlichen Papp-Ungetüme wollen so gar nicht passen, eher wirken sie wie Handmade-Prothesen für Höhlenmenschen. Mit diesem humorvollen Dialog zwischen Mensch und Kunst wurde Franz West in den 1980er Jahre bekannt. Die Passstücke zitieren die Fluxus-Bewegung der 1960er und 1970er Jahre, die einen spielerischen und demokratischen Umgang mit der Kunst suchten.
Kantinen-Kunst
1947 wurde Franz West in Wien geboren. Er studierte 1977-1982 an der Akademie der bildenden Künste und war dort Schüler des Bildhauers Bruno Gironcoli. 1992 stellte er auf der documenta IX und 1997 auf der documenta X in Kassel aus.
Die Ausstellung zeigt 40 Werke von 1972 bis heute. "Franz West - Autotheater" lautet der Titel, der Künstler selbst hat sie eingerichtet, oder besser gesagt inszeniert. Neben den Passstücken sind Möbelinstallationen und Gemälde zu sehen. Zum Beispiel die Installation "Kantine", die aus 25 Tischen und 100 Stühlen besteht. Eigentlich möblierten sie mal die Cafeteria des Museum Ludwig, doch den Gästen waren sie nicht komfortabel genug, deshalb wurden sie wieder ausrangiert. West ist eben ein unbequemer Künstler.
Autorin: Sabine Oelze
Redaktion: Elena Singer