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"Die Situation ist schrecklich"

20. September 2016

Nach dem Ende der Feuerpause in Syrien wurden nicht allein Rebellen, sondern auch Halbmond-Mitarbeiter getötet. Die Hilfsorganisation wollte notleidende Zivilisten versorgen. Doch dann kam tödlicher Beschuss.

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Dieser Lastwagen mit Hilfsgütern wurde bei Orem al-Kubra beschossen (Foto: Reuters)
Dieser Lastwagen mit Hilfsgütern wurde bei Orem al-Kubra beschossenBild: Reuters/A. Abdullah

Durch eine Serie heftiger Luftangriffe auf Rebellengebiete im Norden Syriens sind laut Aktivisten mindestens 32 Menschen getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet von mehr als 40 Bombardements in der Metropole Aleppo und deren Umland.

In dem nahegelegenen Ort Orem al-Kubra wurden auch Lastwagen mit Hilfsgütern getroffen. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden zwölf Mitarbeiter des Roten Halbmonds und Fahrer der Lastwagen getötet. Die UN bestätigten, dass 18 Fahrzeuge beschädigt wurden, die zu einem Hilfskonvoi gehörten.

UN fassungslos

Die Vereinten Nationen reagierten mit Abscheu und Fassungslosigkeit auf den tödlichen Luftangriff auf den Konvoi. Sollte sich der Angriff vorsätzlich gegen die Helfer gerichtet haben, "dann läuft dies auf ein Kriegsverbrechen hinaus", sagte der Chef der UN-Hilfseinsätze, Stephen O'Brien, in New York. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, brachte seine "enorme Empörung" über den Vorfall zum Ausdruck.

Die UN-Vertreter betonten, dass der Konvoi mit Hilfsgütern für die Region Aleppo in intensiven Verhandlungen mit den dortigen Kriegsparteien vorbereitet worden und klar als humanitärer Transport gekennzeichnet gewesen sei. Es gebe "keine Erklärung und keine Entschuldigung, keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, Krieg gegen tapfere und selbstlose humanitäre Helfer zu führen", sagte O'Brien. Er forderte eine Untersuchung.

Kein Verbandsmaterial für die Verletzten

Aktivisten machten Syriens und Russlands Luftwaffe für die Attacken verantwortlich. Ein Sprecher der Hilfsorganisation Weißhelme, Ibrahim al-Hadsch, sagte: "Die Situation ist schrecklich." In den Kliniken fehle es an grundlegendem Erste-Hilfe-Material, um Verletzte zu versorgen.

Zuvor hatte die syrische Armee die Waffenruhe für beendet erklärt, die offiziell seit einer Woche galt, aber vielfach gebrochen wurde. Man sei bereit, die Feuerpause zu verlängern und werde hierüber mit Russland beraten, erklärte zunächst der Sprecher des Außenministeriums in Washington, John Kirby.

Wenig später waren in Washington aber andere Töne zu hören: Die US-Regierung werde die Bombardierung des Hilfskonvois direkt mit Moskau thematisieren, kündigte Kirby an. "Angesichts der ungeheuerlichen Verletzung der Waffenruhe werden wir die weiteren Aussichten einer Zusammenarbeit mit Russland neu bewerten", fügte er hinzu.

Tödlicher Irrtum

Nach sieben Tagen Waffenruhe sollte eigentlich die nächste Stufe der Vereinbarung umgesetzt werden: Die USA und Russland hatten beschlossen, dann gemeinsam gegen Terrorgruppen wie den "Islamischen Staat" oder Fatah-al-Scham, die frühere Al-Nusra-Front, vorzugehen. Am Wochenende kam es jedoch zu neuen Spannungen zwischen Washington und Moskau, nachdem bei einem US-geführten Luftangriff zahlreiche Soldaten der syrischen Armee getötet worden waren. Die Vereinigten Staaten sprachen später von einem Irrtum. Russland ist der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

jj/haz (dpa, afp, rtr)