Künstlerempfang im Vatikan
21. November 2009Der ungewöhnlichen Einladung waren am Samstag (21.11.2009) Künstler aus vielen Ländern gefolgt: anwesend waren zum Beispiel der Architekt Daniel Libeskind (Jüdisches Museum, Berlin), die aus dem Irak stammende Zaha Hadid (Phaeno-Museum, Wolfsburg) und der estländische Komponist Arvo Pärt und sein Kollege Ennio Morricone.
Aus der deutschen Heimat des Papstes kamen neben Peter Stein, der Schriftsteller Uwe Timm, der Regisseur Philip Gröning und der Videokünstler Christoph Brech. Ferner der Musiker Carsten Nicolai sowie Frau und Tochter des vor zwei Jahren verstorbenen Architekten Oswald Mathias Ungers.
Wahre Schönheit gegen Aggressivität und Verzweiflung
Benedikt rief die Kulturschaffenden dazu auf, unabhängig von ihrem Glauben im Bewusstsein der großen Verantwortung zu wirken, "die Schönheit zu vermitteln sowie Verkünder und Zeugen der Hoffnung zu sein". In den Zeiten verstärkter Resignation, Aggressivität und Verzweiflung unter den Menschen könne "wahre Schönheit" wohl einen heilsamen Ruck geben.
Benedikt mahnte die anwesenden Künstler auch, dass die Kunst die Begegnung mit der Religion dabei nicht scheuen solle: "Mit eurem künstlerischen Talent macht ihr gleichsam das Schöpferwirken Gottes sichtbar", erklärte er bei dem Treffen mit der Welt der Kultur: "Der Glaube nimmt nichts von eurem Genie weg."
Künstlertreffen hat Tradition
Mit dem Treffen knüpft Benedikt XVI. an die Initiativen seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Paul VI. an. Der polnische Papst warb vor zehn Jahren in einem Brief an die Künstler für ein "fruchtbares Bündnis zwischen Evangelium und Kunst".
35 Jahre zuvor, 1964, hatte Paul VI. mit einem ersten Künstlertreffen in der Sixtinischen Kapelle versucht, den, wie er sagte, "verlorenen Faden" im Gespräch zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst wiederaufzunehmen.
Vatikan und Anglikaner betonen Zusammenhalt
Benedikt XVI. empfing am Samstag außerdem auch den anglikanischen Primas Rowan Williams. Die beiden Kirchenführer hätten die jüngsten Entwicklungen der Beziehungen zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften sowie die Herausforderungen für alle Christen am Beginn dieses Jahrtausend besprochen. Beide Seiten betonten, die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Kirchen vertiefen zu wollen.
Das seit langem geplante Gespräch fand zu einem heiklen Zeitpunkt statt, da immer mehr konservative Anglikaner weltweit zum Katholizismus übertreten. Die anglikanische Kirche hatte sich im 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche abgespalten. Weltweit zählen die Anglikaner rund 77 Millionen Anhänger. Die katholische Kirche hat etwa 1,1 Milliarden Gläubige.
Autorin: Sabrina Scholz (kna, dpa, afpd)
Redaktion: Martin Schrader