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"Chepang werden kaum unterstützt"

Friedel Taube2. Mai 2015

Während sich die Erdbebenhilfe großer Organisationen vor allem auf Städte wie Kathmandu beschränkt, wird das indigene Volk der Chepang im Süden kaum beachtet. Die Deutsche Milena Rabe ist in Süd-Nepal vor Ort.

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Nepal: Chepang Hütte
Vor dem Erdbeben: Die Häuser der Chepang sind nicht erbebensicherBild: CC-BY-SA 3.0/Krish Dulal

DW: Wo befinden Sie sich gerade und wie ist die Situation dort?

Milena Rabe: Ich befinde mich im Terai, im südlichen Flachland von Nepal, und arbeite hier in der Navodaya-Schule. Das ist eine christliche, kostenlose Schule für Kinder der Chepang [indigene Bevölkerung im südlichen Nepal, Anmerkung d. Red.]. Die Chepang sind sehr arm, von der Regierung werden sie zu den ärmsten der Armen gezählt.

Das Erdbeben haben wir auch im Terai sehr stark gespürt. Wir waren gerade mit den Kindern im zweiten Stock der Schule und auf einmal wackelte das ganze Gebäude. Da dachte man schon: "Das könnte es jetzt gewesen sein". Zum Glück haben aber die Gebäude gehalten, es ist niemand verletzt worden.

Allerdings sind die Häuser der Familien in den Bergdörfern eingestürzt. Das sind Hütten aus Lehm und Stein. Diese liegen jetzt in Trümmern. Deshalb sind viele unserer Schulkinder am Sonntag auch nachhause gereist, um mit aufzubauen. Manche haben gesagt: "Wir sterben lieber mit unseren Familien, als hierzubleiben" - dabei ist in der Schule die Versorgungslage eigentlich gut.

Sind denn Helfer in die Bergdörfer der Chepang gereist?

Das ist das Problem. Die meisten Organisationen verteilen sich auf Kathmandu und andere große Städte, in die man einfacher reisen kann. Manche der Chepang-Dörfer aber liegen sechs Stunden Fußmarsch von der nächsten Straße entfernt! Auch wir stehen vor dem Problem, wie wir den Leuten helfen können. Morgen werden einige von uns in ein nicht so weit entferntes Dorf gehen. Die meisten Dörfer liegen aber einfach sehr abgeschieden.

Was tut denn die Regierung in Kathmandu für die Chepang?

Ich weiß nicht, ob ich da eine hundertprozentig zutreffende Aussage machen kann. Aber was ich so mitbekomme - auch über die Schulleitung - ist, dass hauptsächlich in Kathmandu und Gorkha geholfen wird. Auch Helikopter werden erstmal dazu genutzt, Leute auszufliegen. Soweit ich das beurteilen kann, werden die Chepang bislang kaum unterstützt - natürlich, weil es auch schwierig ist.

Was glauben Sie denn, wie es für die Chepang jetzt weitergeht?

Ich befürchte, die Hilfe wird nur dort greifen, wo die Straßen einigermaßen gut ausgebaut sind. Wir haben Kontakt zu Fieldworkern und sammeln persönlich Spenden. Eine Schweizerin, die ich kenne, ist in ein Dorf gefahren um Zelte zu verteilen. Kleine Einzelgruppen versuchen zu helfen. Aber großflächig? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das ablaufen soll.

Wie lange wollen Sie noch bleiben?

Ich bleibe noch bis Mitte Juni. Natürlich ist es wegen der geographischen Lage kein besonders gutes Gefühl, gerade jetzt in Nepal zu sein. Es gehen auch Gerüchte um von einem noch viel schlimmeren Erdbeben, das noch kommen soll. Ich will hierbleiben und hoffe, dass die Kinder wirklich zurückkommen, wenn die Schule am Sonntag wieder losgeht. Ich will den Kindern einen Alltag ermöglichen. Eine gute, kostenlose Ausbildung zu bekommen, ist hier etwas besonderes.

Außerdem will ich weiter Spenden einsammeln. Ich versuche viele davon zu überzeugen, weil auch ein Bisschen etwas helfen kann. Wenn ich das selber mache, habe ich auch die Gewissheit, dass kein Geld wie bei NGOs für Verwaltungskosten draufgeht oder bei der Regierung bleibt. Wenn die Kinder wieder da sind und wir die genauen Bedürfnisse kennen, machen wir mit der Schulleitung einen Hilfsplan.

Milena Rabe ist 22 Jahre alt und studiert Kulturwissenschaft in Koblenz. Derzeit arbeitet sie mit Chepang-Kindern an der Navodaya-Schule im Terai.

Wenn Sie Milena Rabe bei ihrem Engagement für die Chepang unterstützen wollen, kontaktieren Sie uns bitte über die Feedbackfunktion rechts. Wir leiten Ihre Anfrage dann weiter.