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Lammert: Krieg gegen Herero "Völkermord"

8. Juli 2015

Seit langen Jahren wird gefordert, das grausame Vorgehen der Kolonialtruppen gegen die Bevölkerung in Deutsch-Südwestafrika offiziell als Völkermord einzustufen. Nun nimmt sich der Bundestagspräsident der Sache an.

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Gefangene Herero um 1905 (Foto: ullstein bild)
Gefangene Herero (Foto um 1905)Bild: ullstein bild

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia als "Völkermord" bezeichnet. Wer vom Genozid an den Armeniern 1915 im Osmanischen Reich spreche, der müsse auch die Verbrechen gegen die Bevölkerung in Deutsch-Südwestafrika so bezeichnen, schreibt Lammert in einem Beitrag für die neue Ausgabe der "Zeit". "An den heutigen Maßstäben des Völkerrechts gemessen war die Niederschlagung des Herero-Aufstandes ein Völkermord."

Bundestagspräsident Norbert Lammert (Foto: John Macdougall/AFP/Getty Images)
Bundestagspräsident Norbert LammertBild: John Macdougall/AFP/Getty Images

Deutschland zählte das heutige Namibia von 1884 bis 1915 unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika zu seinen Kolonien. Als die Herero und die Nama 1904 einen Aufstand begannen und mehr als hundert Deutsche getötet wurden, ordnete General Lothar von Trotha die Vernichtung des Stammes an. Die Bevölkerung der Herero und Nama vor dem Massaker wurde auf 50.000 bis 80.000 geschätzt, es überlebten bis 1908 nur rund 15.000 Menschen. Zuletzt waren erneut Forderungen an Deutschland laut geworden, die Vergehen als "Völkermord" anzuerkennen.

Der Linken-Politiker Niema Movassat forderte, die Bundesregierung und Bundespräsident Joachim Gauck müssten "diesen Völkermord endlich anerkennen und in aller Form Namibia und die Nachfahren der Opfer um Entschuldigung bitten". Deutschland stehe in der "moralischen und politischen Verantwortung und Verpflichtung" gegenüber Namibia.

Einsegnung der 2. Marine-Feldkompanie vor dem Abmarsch in den Kampf gegen die aufständischen Herero (Archivfoto von 1904, picture-alliance/dpa/F. Rohrmann)
Einsegnung der 2. Marine-Feldkompanie vor dem Abmarsch in den Kampf gegen die Herero (Archivfoto von 1904)Bild: picture-alliance/dpa/F. Rohrmann

Lammert bezeichnete den Krieg der Deutschen gegen die Herero und Nama als einen "Rassekrieg". "Nicht nur den Kampfhandlungen, sondern auch Krankheiten und dem gezielten Morden durch Verdursten- und Verhungernlassen fielen Zehntausende Herero und Nama zum Opfer, andere starben in Konzentrationslagern oder bei der Zwangsarbeit", schreibt der CDU-Politiker in der "Zeit".

Lammert hatte im April anlässlich der Vertreibung und Vernichtung der Armenier vor hundert Jahren im Osmanischen Reich ebenfalls von einem "Völkermord" gesprochen. Auch Gauck schloss sich dieser Bewertung zur Verärgerung der Türkei an. Die Regierung in Ankara lehnt den Begriff "Völkermord" entschieden ab. Sie zweifelt auch die Opferzahl an, die von armenischer Seite mit bis zu 1,5 Millionen Menschen angegeben wird.

sti/SC (afp, dpa, epd)