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Land unter – immer wieder

Florian Görner28. August 2002

Die Prager Altstadt von Wassermassen bedroht, Katastrophenalarm in Salzburg, Dresden eine Seenlandschaft - man ist versucht zu denken, dass es so etwas noch nicht gegeben hat. Doch das ist leider ein Trugschluss.

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Der Dresdner Zwinger steht unter WasserBild: AP

Angesichts der dramatischen Bilder stellt sich die Frage, ob sich solche Ereignisse nicht hätten vermeiden lassen können. Was ist versäumt worden? Für Prof. Dr. Hans Helmut Bernhart vom Institut für Wasserbau an der Universität Karlsruhe kommen die Ereignisse keineswegs überraschend. "Die Problematik besteht nicht erst seit heute, man hätte schon lange eine Lösung finden können. Schließlich handelt es sich bei den aktuellen Ereignissen nicht um die ersten der Art", erläutert er im Gespräch mit DW-WORLD.

Ein typisches Phänomen

Regelmäßig alle fünf Jahre gab es in letzter Zeit verheerende Überschwemmungen dieser Art. Bernhart meint: "Es stellen sich keine neuen Probleme durch die aktuellen Überschwemmungen. Auch wenn man über die Frage streiten kann, ob es Überschwemmungen in der Intensität bereits gegeben hat."

Auch die momentane Tiefdruck-Wetterlage entspricht ganz genau der von vor fünf Jahren: ein typisches Phänomen also. Bei Überschwemmungen dieser Art handelt es sich um eine Folge klimatischer Veränderungen, das sei mittlerweile unter Forschern unumstritten, so Bernhart weiter. "Selbstverständlich ist auch, dass diese Klimawandlung nicht allein naturgegeben ist, sondern dass die Menschen dazu ihren Teil beigetragen haben – in Form von Umweltverschmutzung und zu hohen Schadstoff-Emissionen."

Schutzbehauptungen

Dem Argument, es handele sich um eine ganz natürliche Klimaveränderung, wie sie im Laufe der Geschichte unseres Planeten immer wieder einmal vorgekommen sei, widerspricht Bernhart: "Es ist natürlich immer bequemer, jegliche Schuld von sich zu weisen und weiterhin am gewohnten Lebensstil festzuhalten. Das ist eine Schutzbehauptung."

Am Beispiel der verschiedenen "Jahrhundert-Überschwemmungen" in Köln veranschaulicht Bernhart, dass die Gefahr seit langem bekannt ist und man auch längst weiß, was zu tun wäre. Bernhart betont: "Ganz wichtig ist es, den Flüssen wieder Raum zu geben. Man kann sie nicht weiterhin in ihre engen Wege zwängen."

Das Problem ist unzureichender Stauraum im Falle von Hochwasser: "Es ist unumgänglich: Man muss ausreichend Polder als Rückraum für überschüssiges Wasser bauen. Was natürlich auf lokale Proteste stößt, wie in Nordrhein-Westfalen, wo Ministerin Bärbel Höhn dieses Projekt aber mit viel Mut durchgesetzt hat."

Mangelnder politischer Wille

Dieses Umdenken ist den Anfeindungen vieler Flussanwohner ausgesetzt, die ihre persönlichen Interessen gefährdet sehen, wenn Weideland oder Bauland in Polder umgewandelt werden soll. Bernhart erklärt: "Die Betroffenheit der Menschen und die Bereitschaft, etwas zu verändern, hält meistens nicht sehr lange an – wenn das Hochwasser wieder abgeflaut ist."

Ein Beispiel für diese verfehlte Politik ist Köln. Im Dezember 1993 wurde die Domstadt von dem bis dahin schlimmsten Hochwasser heimgesucht. Im April 1994 beschloss die Stadt jedoch, an ihren Bau-Plänen weiterhin festzuhalten: In genau jenen Gebieten sollte gebaut werden, in denen der Rhein vier Monate zuvor alles überflutet hatte. Bernhart erinnert: "Das Argument der Verantwortlichen damals war, man rechne nicht damit, dass der Neubau sich auf das Hochwasser auswirken würde!"

Schwere Schäden sind also vorprogrammiert. Bernhart bedauert gegenüber DW-WORLD: "Pläne sind schon lange vorhanden, die erforderlichen Maßnahmen schon lange bekannt. Aber an der Umsetzung scheitert es, am politischen Willen." So sollten beispielsweise die für den Auffang des Wassers erforderlichen Polder in Baden-Württemberg schon vor zehn Jahren fertig sein. Heute gibt man als Ziel für die Fertigstellung das Jahr 2015 oder auch 2020 an. Im Vergleich zu Hessen ist das noch vorbildlich: Dort wurden die Polderbauten komplett abgelehnt.