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Lange Haftstrafen für Mord an Politiker in Ecuador

13. Juli 2024

Der Präsidentschaftskandidat und Journalist Fernando Villavicencio wurde elf Tage vor der Wahl im August 2023 in Ecuador erschossen. Jetzt wurden die Drahtzieher verurteilt. Ein erster Schritt Richtung Gerechtigkeit?

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Amanda Villavicencio, die Tochter des ermordeten Präsidentschaftskandidaten, hat den Mund geöffnet und hält ein Schild hoch mit der spanischen Aufschrift "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"
Amanda Villavicencio, die Tochter des ermordeten Präsidentschaftskandidaten, protestiert mit weiteren Familienmitgliedern vor dem Gericht in dem MordprozessBild: Carlos Noriega/AP Photo/picture alliance

Fast ein Jahr nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio hat ein Gericht in Ecuador fünf Angeklagte zu langen Haftstrafen verurteilt.

Der Hauptverdächtige Carlos Angulo erhielt eine Strafe von 34 Jahren und acht Monaten Gefängnis. Dem Urteil zufolge hatte er den Mord aus dem Gefängnis heraus geplant und in Auftrag gegeben. Seine Mitangeklagte Laura Castillo erhielt die gleiche Strafe, da sie den Auftragsmördern Waffen, Geld und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hatte.

Vom Journalismus zur Politik

Der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio hält ein Mikrofon
Der ermordete Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio (Archivbild)Bild: Karen Toro/REUTERS

Villavicencio hatte vor seiner Kandidatur für das Amt des Präsidenten als Journalist gegen die Korruption in Ecuador gekämpft. Er wurde am 9. August 2023, elf Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen, erschossen, als er eine Kundgebung in der Hauptstadt Quito verließ. Wenige Stunden nach dem Attentat wurden sechs Verdächtige aus Kolumbien festgenommen, die jedoch später im Gefängnis ermordet wurden.

Später wurden noch sieben weitere Verdächtige festgenommen. Einer von ihnen starb, die Vorwürfe gegen einen anderen wurden fallengelassen. Fünf Verdächtige standen nun vor Gericht, darunter der Hauptverdächtige Angulo, der als einer der Anführer der Drogenbande Los Lobos gilt. Drei weitere Komplizen wurden zu zwölfjährigen Haftstrafen verurteilt.

Urteil ein "erster Schritt"

Nach der Gerichtsverhandlung erklärte der Anwalt der Familie Villavicencio, Hugo Espín, dass die Verurteilung der beiden Hauptangeklagten nur "ein erster Schritt" in der allgemeinen Untersuchung des Verbrechens sei.

So sei bei den durchgeführten Anhörungen die Existenz einer angeblichen "kriminellen Megastruktur" aufgedeckt worden, ebenso wie wichtige Versäumnisse der Behörden. "Weitere Prozesse werden beginnen", um die Wahrheit zu klären, sagte der Anwalt.

Espín stellte auch die Tatsache in Frage, dass der Schießbefehl aus einem Hochsicherheitsgefängnis über ein Mobiltelefon mit Breitband-Internetverbindung kam. So ein Gerät ist in solchen Gefängnissen verboten.

Zahlreiche militärisch gekleidete Polizisten stehen vor einem Hochsicherheitsgefängnis in Guayaquil in Ecuador
Das Hochsicherheitsgefängnis, aus dem vermutlich der Anruf mit dem Mordauftrag kamBild: Gerardo Menoscal/AFP/Getty Images

Zunehmende Gewalt

Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel.

Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen: Die Mordrate stieg von sechs Morden pro 100.000 Einwohner im Jahr 2018 auf 47 Morde pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr. Seit 2023 wurden in Ecuador auch fast ein Dutzend Politiker ermordet.

ch/kle (afp, efe)