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Kommentar: Lasst die Jungen ran!

Manuela Kasper-Claridge13. April 2015

Beim Machtkampf in der Chefetage des deutschen Autobauers Volkswagen ist kein schnelles Ende in Sicht. Manuela Kasper-Claridge aus der DW-Wirtschaftsredaktion hat ihre eigene Sicht auf den Streit.

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Hahnenkampf
Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Zwei ältere Herren, die sich nicht mehr verstehen. Warum muss uns das interessieren?

Der eine ist VW-Chef und Deutschlands höchstbezahlter Manager mit einem Jahreseinkommen von rund 16 Millionen Euro. Der andere ist Erbe und Enkel des legendären Autokonstrukteurs Ferdinand Porsche und über seine Familie Mitbesitzer von Volkswagen. Martin Winterkorn, 67 Jahre alt, und Ferdinand Piech, 77 Jahre alt. Zwei Machtmenschen, die sich lange gut verstanden und Volkswagen zu einem der erfolgreichsten Autokonzerne der Welt machten. Über zehn Millionen verkaufte Autos, Jahresumsatz 202 Milliarden Euro.

Es geht um die Zukunft

Aber jetzt geht es um die richtige Strategie. Und darum, wer letztlich das Sagen hat. Ein schwieriger, kampfeslustiger Miteigentümer, der den Weltkonzern Volkswagen im Stile eines autokratischen Familienunternehmers führen will, oder ein erfolgreicher Manager und begnadeter Ingenieur im Rentenalter? Beide stehen für die Erfolgsgeschichte Volkswagen. Ein Konzern, zu dem heute Unternehmen wie Porsche, Bugatti, MAN oder Scania gehören.

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Manuela Kasper-Claridge, Leiterin der WirtschaftsredaktionBild: DW

Aber hier geht es um die Zukunft von VW - und die kann nicht in den Händen der alten Herren liegen. Die haben ihre beste Zeit hinter sich, Volkswagen hat vielleicht seine beste Zeit noch vor sich. Jetzt müssen die Jungen ran, um die Zukunft des Unternehmens zu gestalten. VW will größter Automobilhersteller der Welt werden und den japanischen Konkurrenten Toyota vom Thron stoßen. Das Ziel ist greifbar nah, aber der Erfolg nicht sicher. Neue Ideen sind gefragt, und dynamische Manager, die Mitarbeiter und Kunden begeistern können. Eine neue Führung, die vergangene Fehler sachlich analysiert und noch nicht in langjährigen Machtkämpfen verschlissen ist. Denn bisher traut sich bei VW niemand, den beiden alten Herren mal so richtig die Meinung zu sagen. Das ist aber dringend nötig.

Ab in den Ruhestand

Die Ära Piech/Winterkorn war eine gute Zeit für das Unternehmen, die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: In nur sieben Jahren stieg der Gewinn von 6,4 Milliarden auf fast 18 Milliarden Euro, und es wurden so viele Autos verkauft wie noch nie vorher.

Das ist unstrittig, aber Etliches wurde auch falsch gemacht. Der VW-Absatz ist in den USA eingebrochen, die teure Fabrik in Chattanooga ist nicht ausgelastet, und Volkswagen hat noch immer keine Billigmarke wie andere Automobilhersteller. Die Abhängigkeit vom China-Geschäft ist groß, aber gerade dieses Geschäft schwächelt. Auch zum Thema Elektromobilität hat VW keinen Renner im Programm.

Man sieht: Es gibt viel zu tun, und deshalb müssen jetzt die Jungen ran. Neue Ideen und eine neue Dynamik sind gefragt. Das erwarten auch die rund 600.000 Volkswagen-Mitarbeiter. Die beiden älteren Streithähne sollten in den wohl verdienten Ruhestand gehen.