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Neuer Stern im deutschen Springreiten

19. Juli 2018

Seit zwei Jahren gehört Laura Klaphake zum Kreis der besten Springreiter. Anders als viele ihrer Konkurrenten ist sie keine Vollzeit-Sportlerin. Mit entscheidend für den Erfolg ist die enge Bindung zu ihrem besten Pferd.

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Deutsche Meisterschaft 2018 Springreiterinnen | Laura Klaphake
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Es gibt sicherlich schlechtere Voraussetzungen, wenn es darum geht, eine erfolgreiche Springreiterin zu werden, als Laura Klaphake sie vorgefunden hat: die Mutter Reitlehrerin, der Vater Kundenbetreuer und Verkäufer im Stall des Ex-Springreiters und erfolgreichen Züchters Paul Schockemöhle. Dem ehemaligen deutschen Olympiareiter gehört auch das Pferd, mit dem Klaphake seit knapp zwei Jahren sehr erfolgreich ist: Catch me if you can, eine zehnjährige Stute, die trotz ihres noch jungen Alters für ein Springpferd beste Anlagen mitbringt.

"Catch me if you can ist ein tolles Pferd mit großem Herz, das immer für mich mitkämpft", schwärmt Klaphake, die ihre erste EM-Medaille schon im Alter von 14 Jahren beim Pony-Springreiten gewann. "Sie ist unheimlich stark vom Kopf her. Zwischendurch lässt sie sich zwar manchmal von anderen Sachen beeindrucken, aber ich habe das Gefühl, wenn es wichtig ist, fokussiert sie sich."

Steiler Aufstieg im Jahr 2017

Klaphakes Stern ging endgültig im vergangenen Jahr auf. "2017 war ein unglaublich erfolgreiches Jahr für mich", erinnert sich die 24-Jährige. "Überall, wo ich mit Catch me if you can oder meinen anderen Pferden war, hat es gut geklappt. Ich war selbst überrascht." Sie wurde Deutsche Meisterin, anschließend bei ihrem Debüt im Großen Preis von Aachen auf Anhieb 13: "Mit der Platzierung in Aachen ging für mich ein Traum in Erfüllung." Danach nahm Bundestrainer Otto Becker die junge Reiterin mit zur Europameisterschaft in Göteborg und zum Nationenpreis-Finale nach Barcelona. "Das waren tolle Erlebnisse", sagt Klaphake.

CHIO Aachen 2018 | Laura Klaphake
Erfolgreiches Duo: Laura Klaphake mit ihrer Stute Catch me if you canBild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Auch in diesem Jahr gab es bereits Gründe zum Feiern: Im Juni ritt Klaphake im Nationenpreis von Rotterdam zwei Nullrunden und sicherte der deutschen Equipe Rang zwei. In Aachen ging es im Preis von Europa ins Stechen. Auch aufgrund dieses guten Ergebnisses nominierte der Bundestrainer sie für den prestigeträchtigen Nationenpreis vor heimischem Publikum.

"Sie macht das trotz ihres jungen Alters schon sehr routiniert und sicher. Das Paar ist in einer Superform im Moment", sagt Otto Becker der DW über seinen erfolgreichen Schützling. "Sie hat beim niederländischen CHIO in Rotterdam Super-Leistungen gezeigt, hier in Aachen auch. Wenn alles so bleibt, wie es ist, ist sie ein sehr heißer Kandidat für die Mannschaft bei der WM." Die Weltreiterspiele finden im September in Tryon in den USA statt.

Großer Ehrgeiz und gutes Zeitmanagement

Im Gegensatz zu anderen Athleten im Springzirkus ist Klaphake keine Vollzeit-Springreiterin. Neben dem Sport macht die Studentin gerade ihren Master in Immobilienmanagement - im Fernstudium. Ich habe eigentlich nie Langeweile, entweder reite ich oder ich lerne", beschreibt Klaphake, die in der norddeutschen Kleinstadt Mühlen lebt, wo sich auch die Reitanlage Paul Schockemöhles befindet, ihren Alltag. "Ich bin sehr ehrgeizig und möchte alles, was ich mache, gut machen. Deswegen nutze ich jede freie Sekunde. Manchmal nehme ich mir vielleicht ein bisschen wenig Zeit für mich. Meine Eltern versuchen, mich ein bisschen zu bremsen. Aber Zeitmanagement ist das A und O."

Trotz ihres sportlichen Höhenfluges und des vielen Lobes, das sie momentan erfährt, weiß Klaphake ihre Situation einzuschätzen: "Der Sport holt einen immer wieder ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Da muss man auch realistisch bleiben. Heute Top, morgen Flop - das passiert im Reitsport leider ganz schnell."

Becker: "Fleißig, akribisch, talentiert"

CHIO Aachen Otto Becker Trainer Springreiter
Bundestrainer Becker ist von Klaphake überzeugtBild: picture-alliance/dpa/F.Gentsch

Auch sie selbst weiß noch nicht, wie es in der etwas ferneren Zukunft weitergeht, zumal sie nicht beeinflussen kann, was mit ihrem besten Pferd passiert. "Es besteht die Abmachung, dass ich Catch me if you can bis nächstes Jahr noch reiten darf", sagt Klaphake. "Am Ende dieses Jahres setzen wir uns mit Paul Schockemöhle zusammen und schauen, wie es weitergeht." Immer wieder wird darüber spekuliert, dass die Stute möglicherweise verkauft wird. Ihr Wert ist durch die sportlichen Erfolge in jedem Fall gestiegen.

Bundestrainer Otto Becker macht sich dennoch keine großen Sorgen: "Grundsätzlich sehe ich ihre Reiterei und das ganze Management sehr positiv. Natürlich gehört das Pferd dazu, aber sie hat auch schon mit anderen Pferden Erfolge gehabt", sagt Becker der DW. "Sie ist eine Reiterin, die fleißig ist, die akribisch ist, die das nötige Talent für eine lange Karriere hat. Ich glaube und hoffe, dass wir noch viele Jahre Freude an ihr haben werden." 

Sollte es für Laura Klaphake tatsächlich so weitergehen wie bisher, dürfte ihre Zeit für andere Dinge als das Springreiten demnächst wohl noch knapper werden.