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Lebenserinnerungen eines Verfolgten

18. September 2012

Salman Rushdies Autobiografie beginnt mit dem Wort "Hinterher": nach dem Moment als er von der Todesdrohung des iranischen Revolutionsführers Khomeini erfuhr.

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Der Schiftsteller Salman Rushdie (Foto: picture alliance/ZUMA Press)
Bild: picture alliance/ZUMA Press

Der schiitische Ayatollah hatte 1989 eine "Fatwa", ein Todesurteil gegen Salman Rushdie wegen dessen Roman "Die Satanischen Verse" verhängt. Das Buch beleidige den Propheten Mohammed und den Koran, so Ruhollah Khomeini damals in Teheran. Für die Tötung des indisch-britischen Schriftstellers wurde eine Belohnung ausgesetzt. Ein Vorgang, der angesichts des sogenannten Karikaturen-Streits und des aktuellen Konflikts um das in den USA hergestellten Videos in dem Mohammed verunglimpft wird, beklemmend aktuell wirkt.

Jahrelang versteckt

Rushdie musste nach der Fatwa jahrelang im Untergrund an wechselnden Orten leben, beschützt von Polizisten und Leibwächtern. Jetzt hat der heute 65-Jährige seine Lebenserinnerungen veröffentlicht, in denen er diese Zeit ausführlich schildert. Sie erscheinen an diesem Dienstag gleichzeitig in 27 Ländern. In Deutschland bringt der Verlag C. Bertelsmann das 720 Seiten dicke Buch mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren heraus.

"Joseph Anton" nennt der Bestseller-Autor seine Autobiografie. Es ist eine Kombination aus den Vornamen seiner Lieblingsschriftsteller Joseph Conrad und Anton Tschechow - und zugleich Rushdies Tarnname während seiner Jahre im Untergrund. Das Buch ist seinen Söhnen gewidmet "sowie deren Müttern", schreibt der Autor.

Er würde die "Satanischen Verse" genau so wieder schreiben, sagte Rushdie dem deutschen Magazin "Der Spiegel". "Ich bestehe auf dem Recht der freien Meinungsäußerung - auch gegenüber Religionen." Auch wenn sich der Autor jetzt freier bewegen kann, als in den Jahren nach der Todesdrohung des mittlerweile verstorbenen Khomeini, formell aufgehoben hat der Iran die Fatwa nie. Im Gegenteil, erst vor wenigen Tagen erhöhte nach iranischen Medienberichten die staatsnahe Stiftung "15. Chordad" das Kopfgeld für die Tötung Rushdies auf 3,3 Millionen US-Dollar.

wl/sti (dpa, dapd, afp)