Best Actress in Berlin
26. Februar 2016Hand aufs Herz: Was ist das Tolle an den Oscars? Es sind weniger die Filme, um die es geht. Die guten und künstlerisch wertvollen setzen sich in der Regel auch ohne die Oscars durch. Und die schlechten vergisst man. Das Tolle an den Oscars ist die Show drumherum. Also der Abend, an dem die vielen kleinen goldenen Statuetten vergeben werden.
Und was ist das Besondere an diesem Abend? Der Rote Teppich natürlich. Doch da sind es nicht die schwarzen Roben der Herren, die über den Teppich schreiten, nicht die Smoking-Varianten und dunklen Fliegen und Krawatten - nein, es sind die Damen. Denn die beweisen am Oscar-Abend seit jeher viel Phantasie und manchmal auch Geschmack. Es sind also die Schauspielerinnen, die den Abend spannend machen.
In Berlin: "Best Actress"
Wer wird in diesem Jahr als "Best Actress" ausgezeichnet? Fünf Darstellerinnen stehen zur Auswahl: Cate Blanchett, Brie Larson, Jennifer Lawrence, Charlotte Rampling und Saoirse Roman.
"Best Actress" heißt auch eine Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen in Berlin, die zurückblickt auf eben jene Kategorie "Beste Hauptdarstellerin". In der Zusammenstellung aller 73 Frauen, die bisher ausgezeichnet wurde, kann man ins Schwärmen geraten.
Gut, an Janet Gaynor, die im Jahre 1929 für gleich drei Filme als erste weibliche Hauptdarstellerin mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, werden sich die wenigsten erinnern. Schon eher an Namen wie Mary Pickford, Katharine Hepburn und Bette Davis, die in der Folge zu den Oscar-Gewinnerinnen zählten. Und die Deutschen werden sich an Luise Rainer erinnern, die 1937 und 1938 in gleich zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Oscar erhielt - zu einer Zeit, in der in der Heimat der Schauspielerin die Nationalsozialisten das Heft in der Hand hatten. Gewonnen hat die Rainer die Trophäen aber natürlich für ihre Mitwirkung in zwei US-Amerikanischen Filmen.
Viele bekannte Namen
In den 1940er Jahren standen Leinwandgöttinnen wie Vivien Leigh, Joan Fontaine und Ingrid Bergman im Fokus, im Jahrzehnt darauf sind Namen wie Audrey Hepburn oder Grace Kelly in bester Erinnerung. Zwischendurch wurden auch immer wieder Ausländerinnen in Hollywood ausgezeichnet, nach der Rainer und der Bergman waren es 1956 zum Beispiel die Italienerin Anna Magnani oder vier Jahre später die Französin Simone Signoret.
Natürlich überwiegen amerikanische und britische Darstellerinnen in der Liste der Ausgezeichneten, ist der Oscar doch in erster Linie ein Filmpreis für die englischsprachige Filmwelt. In die Annalen der '60er und '70er Jahre trugen sich Stars wie Julie Christie und Elizabeth Taylor, Jane Fonda und Diane Keaton ein. Auffällig ist, dass in jenen Jahren, als die großen Hollywood-Studios in die Krise gerieten und "New Hollywood" mit Regisseuren wie Francis Ford Coppola oder Martin Scorsese die Bühne betrat, auch Schauspielerinnen ausgezeichnet wurden, die nicht zu den großen glamourösen Superstars der Branche gehörten: Ellen Burstyn und Louise Fletcher zum Beispiel, auch die Britin Glenda Jackson, die gleich zweimal gewann.
Auch Außenseiterinnen konnten gewinnen
Auch in den 1980er Jahren verewigten sich weniger bekannte Schauspielerinnen wie Geraldine Page und Marlee Matlin in den Oscarlisten - erst im vergangenen Jahrzehnt eroberten wieder vermehrt Leinwanddiven wie Julia Roberts oder Nicole Kidman die Oscarbühne. Bemerkenswert auch, dass 2008 die Französin Marion Cotillard gewann (unser Foto oben) - mit dem Film "La Môme", der (überwiegend) in französischer Sprache gedreht wurde.
Unter den fünf Nominierten des Jahrgangs 2016 sind mit Cate Blanchett und Jennifer Lawrence zwei dabei, die bereits einen Oscar in der Tasche haben. Für die anderen drei wäre es die erste Auszeichnung. Sicher ist nur eins: Alle fünf Damen werden voraussichtlich in aufregender Garderobe über den roten Teppich schreiten. Vor allem bei den Schauspielerinnen gehört es inzwischen zum unumstößlichen Oscar-Ritual: Vor dem Millionenpublikum präsentieren sie sich in Haut-Couture-Kleidern, mit auffallend teurem Schmuck und perfektem Styling.
Auch in der neuen Ausgabe von KINO geht es diesmal um die Oscars. Wir blicken zurück auf zehn deutschsprachige Oscargewinner der vergangenen Jahrzehnte.