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Lemke prangert Vermüllung der Meere an

28. Mai 2023

Die Flut an umweltschädlichem Plastikmüll belastet zunehmend Mensch und Tier. Bundesumweltministerin Lemke will auf einer UN-Konferenz in Paris gegensteuern.

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Honduras Müll Strand Omoa
Angespült: Plastikmüll an einem Strand in Zentralamerika (Archivfoto)Bild: AFP

Bei den bevorstehenden UN-Verhandlungen über ein Abkommen zur Eindämmung der Plastikmüll-Flut will Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf "starke und verbindliche Regelungen" dringen. "Die Vermüllung der Meere durch Plastik ist ein enormes Problem, das Umwelt, Tieren und Menschen schadet", betonte die Grünen-Ministerin.

"Beim Treffen der G7-Umweltministerinnen und Umweltminister im April haben wir uns ausdrücklich das Ziel gesetzt, die weitere Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden", sagte Lemke. "Auch das gibt uns bei der anstehenden Verhandlungsrunde in Paris Rückenwind." Dabei soll unter anderem über ein Verbot von Einwegplastikprodukten diskutiert werden. Die eigentlichen Verhandlungen in der französischen Hauptstadt sind von Montag bis Freitag angesetzt, vorbereitende Beratungen fanden bereits an diesem Wochenende statt.

Deutschland Berlin | Steffi Lemke
In Paris mit dabei: die deutsche Umweltministerin Steffi LemkeBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Plastik im Blut!

Die weltweite Plastikproduktion - größtenteils auf Basis von Erdöl - hat sich binnen 20 Jahren verdoppelt. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden 2019 insgesamt 460 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Zwei Drittel dieser Menge wird nach einmaligem oder wenigem Gebrauch weggeworfen. Nur zehn Prozent werden recycelt. Ohne Gegenmaßnahmen könnte sich die Plastikproduktion bis zum Jahr 2060 nochmals verdreifachen.

Millionen Tonnen Plastik landen Jahr für Jahr in der Umwelt und damit auch im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln, sogenanntem Mikroplastik. Dieses kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen eindringen. Die Auswirkungen sind noch gar nicht vollständig erforscht. "Plastik schädigt die menschliche Gesundheit, beschleunigt soziale Ungerechtigkeit, zerstört die Artenvielfalt und heizt die Klimakrise an", fasste die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Lage zusammen.

Mikroplastik
Mittlerweile fast überall zu finden: MikroplastikBild: Alexander Stein/JOKER/picture alliance

Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) lässt sich die weltweite Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent verringern. Dafür stünden schon jetzt alle Ressourcen bereit. Voraussetzung seien allerdings tiefgreifende politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft, so das UNEP.

Mehr Recycling?

Der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband Plastics Europe Deutschland (PED) forderten von der Pariser Konferenz die Einführung verbindlicher Recyclingquoten. Diese Vorgabe würde die weltweite Nachfrage nach recycelten Materialien erhöhen, hieß es.

Man sei entschlossen, die Kunststoffindustrie vom Verbrauch fossiler Ressourcen zu entkoppeln, versicherte PED-Hauptgeschäftsführer Ingemar Bühler. Um Kunststoffe auch in Zukunft sinnvoll einzusetzen, müssten sie recycelt und so lange wie möglich im Kreislauf verwendet werden. "Plastikabfälle sind eine wertvolle Ressource und dürfen nicht in der Umwelt landen", erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. "Wenn sie konsequent gesammelt und recycelt werden, können sie eine wichtige Rohstoffquelle für neue Produkte sein."

wa/sti (afp, dpa)

Gegen Plastikmüll: Nachfüllen statt Wegwerfen