Oberdorf: "Wichtig ist, wer im Trikot steckt"
23. Februar 2021DW: Lena Oberdorf, ihre Entwicklung schreitet rasant voran. Was haben Sie im Länderspiel gegen die Belgierinnen gelernt?
Lena Oberdorf: Ich glaube, mit jedem Spiel kommt ein bisschen Erfahrung dazu. Beim Testspiel gegen Belgien habe ich mich in dem einen oder anderen Kopfballduell ein bisschen wegchecken lassen. Bei dem Kontakt kurz vorher merkt man die Erfahrung der Gegnerinnen. Jetzt weiß ich, dass ich da ein bisschen Abstand halte und dann mit ein mehr Schwung reingehe. Dann kriege ich den Kontakt vorher nicht, und gewinne so das Duell. Und was man natürlich immer weiter lernt ist, dass man "einfach" bleibt und die einfachen Pässe spielt.
Wie läuft das Dreiländerturnier unter Corona-Bedingungen für Sie persönlich?
Es läuft für uns eigentlich ganz entspannt ab. Wir kommen ins Hotel, sind in unseren Zimmern bis zum Corona-Test und dann kriegen wir die Ergebnisse. Erst danach sind wir an unserem Tischgruppen zusammen. Insgesamt haben wir echt viele Regeln: immer mit Maske, alleine auf dem Zimmer, natürlich. Klar, ist es schade, dass man nicht so viel Kontakt zu den anderen Mädels hat, außer auf dem Fußballplatz, aber ich denke, da müssen wir uns jetzt einfach anpassen. Wir haben schon dieses Ansehen, sodass wir einfach spielen dürfen. Da müssen wir die Umgangsregeln einfach akzeptieren und alles, was dazu gehört. Es ist einfach schön, auf dem Platz stehen zu dürfen.
"Three Nations. One Goal", so lautet das Motto dieses Dreiländerturniers mit dem Ziel, auch die WM 2027 nach Belgien, die Niederlande und Deutschland zu holen. Wie wäre das?
Das wäre auf jeden Fall richtig cool. 2027 hoffen wir natürlich, dass es wieder Zuschauer geben wird, wovon man stark und ausgehen kann. Deswegen wäre es einfach umso schöner, weil dann wieder Familien ins Stadion kommen könnten. Die drei Länder sind nicht so weit auseinander, dass man nicht auch bei den Auswärtsspielen zugucken kommen kann. Es gibt viele schöne Stadien, sowohl in Holland, Belgien als auch in Deutschland. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wenn das klappt.
Sie spielen Innenverteidigerin oder defensives Mittelfeld, haben aber bei ihrem neuen Verein, dem VfL Wolfsburg, schon sechs Saisontore erzielt. Sind sie eher defensiv oder eher torgefährlich?
Ich glaube, gerade heutzutage ist es wichtig, dass man auch als Defensivspielerin torgefährlich ist und Tore schießen kann. Gerade kommt mir in Wolfsburg zugute, dass ich weiter vorne spiele, im Gegensatz zur Nationalmannschaft.
Aber dennoch darf ich ja bei Ecken und Freistößen mit nach vorne. Und Martina [Voss-Tecklenburg, d. R.] fordert ja auch immer wieder, dass wir Defensivspielerinnen uns vorne mit einschalten und deswegen ist man eigentlich beides: Defensivspielerin und auch torgefährlich.
In der Nationalelf haben Sie die Trikot-Nummer 6, im Verein die Nummer 5. Was ist ihre Lieblings-Rückennummer und hat sie vielleicht etwas mit Franz Beckenbauer zu tun, der auch immer die 5 trug?
Nein, damit hat es nichts zu tun. Mir ist eigentlich egal, welche Nummer ich habe, Hauptsache ich spiele von Anfang an (lacht). Die Nummer ist für mich zweitrangig. Ich habe früher mal gesagt, und meine Eltern haben es mir auch immer so erzählt: 'Es ist nicht wichtig ist, was auf dem Trikot draufsteht, sondern wer drinsteckt. Und deswegen ist es mir egal, welche Nummer hinten draufsteht. Hauptsache man spielt.
Lena Oberdorf, geboren am 19. Dezember 2001, ist eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Frauenfußball. Sie wechselte im Sommer 2020 von der SGS Essen zum Spitzenklub VfL Wolfsburg. Im April 2019 spielte sie zum ersten Mal in der A-Nationalmannschaft. Oberdorf wurde 2017 mit Deutschland U17-Europameisterin.
Das Interview führte Steffen Focke