Libanon: Kunst trotz Krise
Der Libanon erlebt seit über vier Jahren eine schwere Wirtschaftskrise. Auch die Kunstszene hat darunter gelitten. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat in Libanons Hauptstadt Beirut eine Kunst-und Designmesse stattgefunden.
Libanesisches Design in der ganzen Stadt
Seit über vier Jahren geht der Libanon durch eine schwere Wirtschaftskrise. Zahlreiche Menschen haben ihre Jobs verloren, viele auch das Land verlassen. Kunst und Kultur mussten zurückstecken. Doch immerhin die Kunst- und Designmesse "We Design Beirut" hat nun wieder stattgefunden. Sie will Künstlern und Kunsthandwerkern trotz Krise eine Möglichkeit geben, ihre Arbeiten auszustellen.
Nationales Erbe und Modernität
Die jährlich stattfindende Messe wurde 2010 gegründet. Sie musste ab 2019 jedoch pausieren, als die libanesische Wirtschaft einbrach – eine Krise, die die Weltbank als eine der schlimmsten in der jüngeren Geschichte bezeichnet. Die neu aufgelegte Ausstellung zeigte nun, wie sich libanesisches Design mit nationalem Erbe und Modernität verbindet. Auch diese Spiegel-Installation stand dabei im Fokus.
Im Dialog
Vier Tage lang wurden an verschiedenen Orten Arbeiten von über 150 Designern und Kunsthandwerkern ausgestellt. Ziel war, "die Vielfalt des libanesischen Designs trotz der Herausforderungen des Landes hervorzuheben", so Mit-Organisatorin Mariana Wehbe (Mitte), hier im Dialog mit Besuchern, gegenüber der Agentur AFP. Sie hatte die Schau zusammen mit dem Industriedesigner Samer Alameen organisiert.
Nachhaltigkeit als Kunstthema
Besucher betrachten dekorative Objekte und Möbel, die im Libanon entworfen wurden. Auch Designstudenten haben ihren Teil zu der Messe beigetragen. Sie haben das Thema "Nachhaltigkeit" in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt.
Kunst und Bürger-Engagement
Nach der Hafen-Explosion von 2020, bei der viele Stadtteile Beiruts zerstört und über 200 Menschen getötet wurden, zeigte sich erneut: Private Initiativen sind unerlässlich im Libanon, auf den Staat ist zumeist kein Verlass. So hatte Messe-Mitorganisatorin Wehbe in den Tagen nach der Explosion die Organisation Bebw'Shebbek gegründet, die Türen und Fenster von Häusern und Geschäften reparierte.
Kunsthandwerk bewahren
Viele libanesische Kunsthandwerker haben in den letzten Jahren ihre Arbeit verloren, weil Designer, die mit ihnen gearbeitet haben, das Land verlassen haben. Es fehlte oft an Materialien - zudem wurden auch Ateliers bei der Explosion zerstört. Es besteht daher bei vielen die Sorge, dass das Kunsthandwerk aussterben könnte. Daher wurden auch sie ausdrücklich zur Teilnahme an der Messe eingeladen.
Modernes Rattan
Dima Stephan, zum Beispiel, entwirft Rattanmöbel. Handwerker hätten ihr beigebracht, wie man traditionelle libanesische Stühle herstellt, berichtet sie. Dieses Handwerk war früher häufig eine Männerdomäne. Stephan fügt jetzt ihre eigene moderne Note hinzu.
Kunst aus verschiedenen Materialien
Neben Holzschnitzereien oder Keramik-Kunstwerken wurden auf der Messe auch Arbeiten und Kunsthandwerk aus recycelten Materialien präsentiert - und das in einem Land, das für seine Abfallkrise bekannt ist.
Unabhängig bleiben
Für Wehbe und ihre Mitstreiter ist es wichtig, dass "We Design Beirut" finanziell unabhängig bleiben wird. Wenn alles gut geht, soll die Messe nach der Unterbrechung seit 2019 von nun an wieder regelmäßig stattfinden.