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Linde startet grüne Autovermietung

Klaus Ulrich16. August 2016

Der Strom für das Elektro-Auto kann aus der Steckdose kommen - oder aus der Brennstoffzelle. Auf der Straße ist diese Technik aber eine absolute Rarität. Ein Autovermieter in München will das nun ändern.

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Deutschland Carsharing-Anbieter BeeZero SUV
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Elektro-Autos mit Batterieantrieb kennt fast jeder, auch wenn er noch nie damit gefahren ist. E-Autos, die mit Wasserstoff und Brennstoffzelle angetrieben werden, sind dagegen kaum bekannt. Bisher haben nur Toyota aus Japan und Hyundai aus Südkorea solche Fahrzeuge im Angebot – und zwar zu happigen Preisen.

Das Modell Mirai von Toyota kostet in Deutschland knapp 80.000 Euro und wurde seit dem Verkaufsstart im vergangenen Jahr hierzulande erst 20mal vom Kunden verlangt. ix 35 Fuel Cell SUV kostet rund 65.000 Euro. Er wurde bereits 2013 eingeführt und seitdem auf dem wichtigen europäischen Markt mit lediglich 400 Exemplaren auch nur in verschwindend geringer Stückzahl verkauft.

Den Südkoreaner kann man jetzt aber für relativ "kleines" Geld mieten - zumindest in München. Dort hat am Dienstag (16.8.2016) die Carsharing-Firma Beezero eröffnet, mit einer Flotte von 50 Hiundai SUVs. Die Fahrzeuge werden mit Wasserstoff betankt, der von einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt wird und damit einen Elektro-Motor antreibt. Die Vorteile gegenüber Fahrzeugen mit herkömmlichen Elektro-Antrieb: Die Reichweite beträgt statt 150 Kilometern mehr als 400. Der Wasserstoff-Tank ist zügig gefüllt, eine Aufladezeit von mehreren Stunden entfällt. Wasserstoff gilt als grüner Speicher für überschüssigen Windstrom.

Toyota Mirai Brennstoffzellenauto
So einfach wird ein Brennstoffzellenauto betankt.Bild: Toyota

Gutes tun und darüber reden

Aber welches Geschäftsmodell steckt hinter einer Autovermietung, die Fahrzeuge anbietet, für die es praktisch keine Tankstellen gibt? "Wie alle anderen Player in der Wasserstoff-Industrie befinden wir uns in einer Henne-Ei-Problematik", sagt Beezero-Sprecher Thomas Schaefer im Gespräch mit der DW. "Es gibt kaum Tankstellen, weil gesagt wird, es gibt kaum Autos mit diesem Antrieb, warum sollte man also Tankstellen bauen? Die Autoindustrie sagt, es gibt kaum Tankstellen, warum sollten wir solche Autos bauen?"

Beezero ist eine Tochter eines mächtigen Dax-Konzerns - die Rede ist vom Industriegase-Hersteller Linde. Mit Hilfe des Carsharing-Projektes will der Konzern die Brennstoffzellen-Technologie der breiten Öffentlichkeit näher bringen.

Neue Technologie wird "erfahrbar"

"Keiner sieht solche Autos, keiner spricht darüber", sagt Schäfer, "und das wollen wir ändern". Die Linde AG hat deshalb eine Tochtergesellschaft gegründet, die Linde Hydrogen Concepts GmbH, die wiederum mit der Marke Beezero an den Start geht. "Unter diesem Namen bieten wir ab sofort das erste Carsharing der Welt nur mit Brennstoffzellen-Autos an."

Thomas Schaefer Marketing Manager BeeZero
Bild: BeeZero

Die Technologie werde damit erlebbar, im wahrsten Sinne des Wortes "erfahrbar". "Das ist der erste Schritt, um die Henne-Ei-Problematik etwas aufzulösen", so Schäfer. "Wir wollen nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisch sehr günstiges Carsharing anbieten. Wir positionieren uns für mittellange bis lange Fahrten - raus aus der Stadt, Tagesausflüge, Wochenendausflüge."

Flankierende Tankstellen-Initiative

Das neue Carsharing-Projekt mache allerdings nur Sinn, weil es eine flankierende Initiative gebe. "Die H2 Mobility ist ein Konsortium bestehend aus Linde, Air Liquide, Shell, Total und Daimler, um nur die wichtigsten Mitglieder zu nennen. Diese Konzerne haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam bis 2020 bis zu 500 neue Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland zu bauen", erklärt der Marketing Experte. Bislang gibt es in Deutschland erst 20 Wasserstoff-Tankstellen.

Die Brennstoffzellen-Technologie leide gegenüber der Batterietechnik normaler Elektroautos an einem Informationsrückstand. "Wie die funktioniert - Stecker rein, Stecker raus - versteht jeder. Wasserstoff-Technologie ist genauso gut, aber wir müssen sie erlebbar machen, damit die Leute darüber reden."