Liza Minnelli ist 70
12. März 2016Scheinbar über Nacht eroberte "Sally Bowles" aus Bob Fosses Film "Cabaret" von 1972 die Herzen des Publikums im Sturm. Dafür gab es dann auch den Oscar für die beste Hauptdarstellerin. Aber was so aussah wie eine Traumkarriere, war in Wirklichkeit das Ergebnis harter Arbeit.
Ergeiz und Träume standen am Anfang ihrer Karriere
Gerüchten zufolge hatte sie für die Broadwayaufführung von Cabaret 20 mal vergeblich vorgesprochen, ehe sie für die Hauptrolle im Film ausgewählt wurde. Das klingt nicht gerade nach "Vitamin B", das in vielen Fällen die Karrieren berühmter Persönlichkeiten aus dem Showbusiness beflügelt. Liza May Minnelli ist die Tochter von Filmschauspielerin Judy Garland und Regisseur Vincente Minnelli und kam am 12. März 1946 in Los Angeles zur Welt. Die Eltern trennten sich 1951 und teilten sich fortan die Erziehung von Liza auf sehr unterschiedliche Weise. "Ich habe meinen Ehrgeiz von meiner Mutter und meine Träume von meinem Vater", wird Liza Minnelli zitiert. Die Traumfabrik von Hollywood und die Glitzerwelt des amerikanischen Showbiz waren Minnellis Kinderstube. Ständig wurde Wohnort und Schule gewechselt, einen Highschool-Abschluss machte sie nie. Stattdessen begann ihre Karriere zaghaft mit Gastauftritten neben ihrer Mutter und Besuchen an den Drehorten ihres Vaters.
Ein Teenager in New York
Als Teenager nahm Minnelli in New York eine Bühnenkarriere in Angriff. Das junge Mädchen mit dem intensiven träumerischen Blick beeindruckte in dem Musical "Best Foot Forward". 1964 erschien ihr erstes Solo-Album "Liza! Liza!". Für "Flora, The Red Menace" (1965) bekam Liza Minnelli den "Tony Award" als beste Musical-Darstellerin. Angebote für seichte Film-Musicals lehnte sie selbstbewusst ab und versuchte sich als ernsthafte Schauspielerin. In Alan J. Pakulas "Pookie" (1969) überzeugte sie als exzentrische Studentin und wurde für den Oscar nominiert.
Weltweiter Erfolg als Varietékünstlerin Sally Bowles
Dann die Rolle ihres Lebens: Der schwarze Bubikopf, der dunkle Lidschatten - Merkmale, die sie zu weltweitem Erfolg führten in der Rolle der "Sally Bowles", die Varietékünstlerin aus "Cabaret", die dekadente, erotische Songs zum Besten gibt und von einer Karriere als Schauspielerin träumt. Eine Rolle, mit der sich Liza Minnelli auch persönlich stark identifizierte. Seither gehören die Songs "Maybe This Time" und "Life is a Cabaret" zum Standardrepertoire in ihren Konzerten.
Die folgenden drei Filme fielen bei der Kritik wie auch bei den Zuschauern durch. Lediglich der in "New York, New York" von Minnelli interpretierte Titelsong wurde bekannt und durch Frank Sinatras Neuaufnahme 1979 zum Welthit sowie zur inoffiziellen Hymne der Stadt New York; bei einigen Gelegenheiten sangen Minnelli und Sinatra den Song später auch gemeinsam.
Höhenflüge und Tiefschläge
Am liebsten steht Liza Minnelli auf der Bühne, genießt den direkten Kontakt zum Publikum, die Live-Atmosphäre. Dabei setzt sie ihr darstellerisches Talent auch beim Singen ein, verkörpert, ja "schauspielert" ihre Songs, wie schon 1972 in der Show "Liza with a 'Z'". Ihre Konzertauftritte wurden mehr und mehr zur wichtigen Konstante in ihrem Leben; das bestand und besteht aus Höhenflügen, aber auch aus Krisen und Abstürzen: mehrere gescheiterte Ehen, Drogen und Alkohol.
Viermal heiratete Minnelli, viermal ließ sie sich wieder scheiden. Die Liste ihrer Krankheiten und Operationen ist mindestens eben so lang, wie die ihrer Filme: Zahlreiche Knieoperationen, beide Hüftgelenke wurden durch künstliche ersetzt, und eine Gehirnentzündung war so schlimm, dass die Ärzte ihr ein Leben im Rollstuhl prognostizierten. Außerdem kämpft Minnelli mit Alkohol, Drogen und Übergewicht - bis heute. Im Betty-Ford-Center, einer Drogen- und Alkoholentzugsklinik in Kalifornien, fand sie 1984 erstmals Hilfe und konnte ihre Karriere fortführen. Es wurde der Auftakt für ein erfolgreiches Comeback. Vor einem Jahr begab sie sich erneut wegen Drogenproblemen in eine Entzugsklinik.
Rückzug ins Private
Inzwischen hat sich Liza Minnelli aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen und wirkt gebrechlich. Das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Aber sie bereue nichts, betont Minnelli immer wieder. "Das Leben ist nun mal wie ein Kabarett: Man weiß nie genau, was kommt und ob es gut sein wird. Ich glaube, ich würde meine Fehler alle wieder machen."