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London zieht Assange-Wachen ab

12. Oktober 2015

Die britische Polizei hat nach mehr als drei Jahren die dauerhaften Wachen vor der ecuadorianischen Botschaft in London abgezogen, in der Wikileaks-Gründer Julian Assange lebt. Der tauchte unterdessen in Gallien auf.

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Polisten vor der ecuadorianischen Botschaft (Archivbild von 2012: Reuters)
Polisten vor der ecuadorianischen Botschaft in London (Archivbild von 2012)Bild: picture-alliance/empics/D. Lipinski

Tag und Nacht standen mehr als drei Jahre Uniformierte vor der Botschaft Ecuadors in London. Sie sollten Julian Assange festnehmen, falls er heraus kommt. Damit ist nun Schluss: Die Ressourcen der Polizei seien begrenzt und es sei "nicht länger angemessen", rund um die Uhr Beamte dort stehen zu haben, teilte Scotland Yard mit. Sollte Assange das Gebäude verlassen, werde die Polizei trotzdem "alles unternehmen", um ihn festzunehmen.

Die Überwachung der Botschaft Ecuadors rund um die Uhr kostete den britischen Steuerzahler bereits mehr als zehn Millionen Pfund (rund 13,5 Millionen Euro). Dies sorgte immer wieder für Proteste in dem von Sparzwängen gebeutelten Königreich.

"Die Situation hat sich dadurch nicht geändert", sagte Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson der Deutschen Presse-Agentur. Scotland Yard ersetze lediglich uniformierte Polizisten durch verdeckte Ermittlungen. Die Nachrichtenagentur PA berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, dass ein ecuadorianischer Regierungsvertreter ins Londoner Außenministerium gerufen worden sei, um den Fall zu besprechen.

Julian Assange (l.) im Juni 2013 mit dem ecuadorianischen Außenminister Ricardo Patino (Foto: Reuters)
Julian Assange (l.) im Juni 2013 mit dem ecuadorianischen Außenminister Ricardo PatinoBild: Reuters/C. Helgren

Assange lebt seit Juni 2012 in der Botschaft mitten in London, um sich der Auslieferung nach Schweden zu entziehen. Dort besteht ein Haftbefehl gegen den 44-Jährigen wegen angeblicher Sexualdelikte. Der Australier bestreitet die Taten. Er befürchtet, letztlich an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und möglicherweise die Todesstrafe drohen. Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren immer wieder geheime US-Dokumente und zog sich damit den Zorn Washingtons zu.

Die Entscheidung der britischen Polizei ändere nichts an der schwedischen Strafverfolgung, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Stockholm. Zuletzt sah es immer wieder so aus, als komme Bewegung in den festgefahrenen Fall. Im September erklärte Ecuadors Präsident Rafael Correa, sein Land sei offen für ein Justizkooperationsabkommen. Damit solle der schwedischen Seite die Möglichkeit gegeben werden, Assange in der Botschaft zu befragen. Dies fordert auch Assange selbst. "Wir verhandeln immer noch mit Ecuador und hoffen, bis Weihnachten eine Vereinbarung zu haben", sagte eine Sprecherin des schwedischen Justizministeriums in Stockholm. Missbrauchsvorwürfe gegen Assange sind bereits verjährt, allerdings droht ihm weiterhin eine Anklage wegen Vergewaltigung.

Präsentation des neuen Asterix-Bandes "Der Papyrus des Cäsar" (Foto: AFP)
Präsentation des neuen Asterix-Bandes "Der Papyrus des Cäsar", in dem eine Figur mit den Zügen Assanges auftauchtBild: picture-alliance/dpa/V. Isore

In welcher Form die nun stärker verdeckt ablaufende Operation fortgeführt werde, gab die Polizei nicht bekannt. "Seit Julian Assange in die Botschaft gegangen ist, ist viel Zeit vergangen", hieß es in der Mitteilung von Scotland Yard, "und trotz der Mühe vieler Leute gibt es keine zeitnahe Aussicht auf eine diplomatische oder rechtliche Lösung dieses Falls."

Unterdessen tauchte Assange an unerwarteter Stelle auf: Im neuesten Band der Asterix-Comicreihe trägt eine Art Investigativ-Journalist, der durch die Wälder Galliens schleicht, die Züge des Wikileaks-Chefs. Das verriet Jean-Yves Ferri, Autor des Bandes "Der Papyrus des Cäsar", bei einer Pressekonferenz in Paris. Die Figur heiße Polemix.

stu/sti (afp, dpa)