Lucky Luke feiert 75. Geburtstag
Der Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten und die vier Daltonbrüder verschreckt, wird 75. Viele neue Hefte feiern im Jubiläumsjahr die Comicfigur.
Geboren im Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Jahr 1946 erschuf Maurice De Bevere die Figur des Lucky Luke als liebevolle Western-Parodie, am 7. Dezember erschien das erste Comicheft. Anlässlich seines 75. Geburtstags hat der Egmont-Verlag zwei Hommagen an den Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten, veröffentlicht: jeweils ein Heft von dem renommierten Comickünstlern Matthieu Bonhomme aus Frankreich und Ralf König aus Deutschland.
Ein Held auf der Höhe der Zeit
In Königs Hommage "Zarter Schmelz" präsentiert Lucky Luke zum ersten Mal seine Brustwarzen. König ist nicht nur bekannt für seine Knollennasen, sondern auch dafür, Sexualität im Allgemeinen und Homosexualität im Speziellen als die Selbstverständlichkeit darzustellen, die sie ist - was ihm noch 1993 einen erfolglosen Indizierungsantrag vom Bayerischen Jugendamt bescherte.
Alles auf Anfang
Im Jubiläumsjahr erschien auch die 100. Ausgabe, deren Titel ausgerechnet "Western von Gestern" lautet. Sie wirft einen Blick zurück zu den Ursprüngen und enthält die beiden allerersten von Morris gezeichneten Lucky-Luke-Abenteuer, die bislang noch nicht in der Albenreihe erschienen sind. Das Cover wurde exklusiv für diese Ausgabe vom aktuellen Lucky-Luke-Zeichner Achdé entworfen.
So sah der erste Lucky Luke aus
"Ich hatte damals keinen Stil", sagte Lucky Luke-Schöpfer Maurice De Bevere alias Morris über seine frühen Arbeiten. "Das war eine Art Mischung aus Hergé mit viel Walt Disney und einem Schuss Max Fleischer, denn Popeye hatte mich stark beeinflusst. Erst dank Joseph [Gillain] konnte ich tatsächlich einen mehr oder weniger erkennbaren Stil entwickeln."
Immer cool und gelassen: Lucky Luke
Im Wilden Westen muss ein Held einfach so sein: Nie Angst oder Schwäche zeigen! Lucky Luke hat im Laufe seiner 75-jährigen Geschichte viele Abenteuer bestanden, bei denen er auf schillernde Persönlichkeiten der realen amerikanischen Western-Geschichte traf. Vor allem aber kämpfte er gegen die Daltons, die vier Verbrecher-Brüder, die es immer wieder schaffen, aus dem Gefängnis auszubrechen.
Jolly Jumper, der treue Schimmel
Jolly Jumper ist Lucky Lukes verlässlicher Partner. 1946 ließ Morris den "Lonesome Cowboy" zum ersten Mal mit seinem Apfelschimmel durch die Prärie reiten. Das erstaunliche Tier kann Tee kochen, seiltanzen und bisweilen sogar sprechen. Auch hilft er seinem Herrn oft aus der Klemme. In den frühen deutschen Übersetzungen, die zuerst bei Kauka erschienen, hieß Jolly Jumper übrigens noch Rosa.
Ein ideales Paar
Jolly Jumper kann auch Schach spielen. Immer wieder unterhält er sich munter mit seinem Reiter - dabei lässt der Schimmel gerne durchblicken, dass er Lucky nicht so ganz ernst nimmt. Seine Aufgabe ist es, auf den wagemutigen Cowboy aufzupassen, ihn rechtzeitig zu warnen. Dabei erfreut er den Leser immer wieder mit sarkastischen Spitzen und trockenen Kommentaren.
Lucky Luke und die Native Americans
Okay, die Begegnung mit den Native Americans verläuft nicht immer freundlich - Lucky landet auch schon mal am Marterpfahl. Doch meistens reitet der Cowboy ihnen entgegen und begrüßt sie mit erhobener rechter Hand: "Hugh!" In "Die Goldmine von Dick Digger" begegnet Lucky Luke 1947 zum ersten Mal einem Native American. Der Krieger der "First Nations" in den USA rettet dem Cowboy das Leben.
Der Wilde Westen
Die Serie ist eine Western-Parodie, spätestens seit der Erfinder Morris in New York die Macher des 1952 gegründeten MAD-Magazins kennengelernt hatte. Ab 1948 lebte der Belgier sechs Jahre lang in den USA, bereiste das Land von der Ostküste bis Kalifornien und Mexiko. Er legte sich ein umfangreiches Archiv über die Pionierzeit im amerikanischen Westen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.
Lucky Luke in der Wüste
Aus diesem Fundus konnte Morris schöpfen - auch nachdem er 1954 nach Belgien zurückgekehrt war. Er zeichnete Wüstenebenen mit Kakteen und Klapperschlangen, Mammutbäume und den mächtigen Mississippi, den schneebedeckten Chilcoot-Pass zum Klondike, Canyons mit bizarren Felsformationen, boomende Goldgräberorte und nach dem Rausch zurückgelassene Geisterstädte.
Achdé folgt auf Morris
Bis 1955 schrieb Morris die Lucky Luke-Geschichten selbst, dann löste ihn René Goscinny ab. Als dieser 1977 stirbt, wechseln die Autoren. Eine erste Serie erschien als Fortsetzungsreihe im Magazin "Spirou", danach vor allem in "Pilote". Ab 1958 konnte man Lucky Luke in Deutschland lesen. Seit 2002 wird die Comicreihe von Achdé gestaltet und seit 2016 von Jul getextet.
Lucky Luke kämpft gegen Rassismus
Lucky Luke hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Eine der auffälligsten Modifikationen: Seit 1983 trägt er nicht mehr lässig eine Zigarette im Mundwinkel, sondern meist nur einen Strohhalm. Und in der 99. Ausgabe bezieht er politisch Stellung: Weil 25 Prozent der Cowboys Schwarze gewesen sein sollen, taucht in "Fackeln im Baumwollfeld" erstmals ein schwarzer Sheriff auf.
Til Schweiger als Lucky Luke
2004 verkörperte der Schauspieler Til Schweiger den Cowboy mit der immergleichen Kleidung. Im Film "Die Daltons vs. Lucky Luke" kämpfte er gegen die vier Verbrecherbrüder. Eine Bande mit Familiennamen Dalton gab es im Wilden Westen übrigens tatsächlich: die Brüder Bob, Grat, Bill und Emmet. "Die Gesetzlosen" werden von Lucky Luke immer wieder zur Strecke gebracht.
Ein gebildeter Cowboy
Zum 75. Geburtstag ist sogar ein Lexikon als weltweite Erstveröffentlichung auf Deutsch erschienen: Rund 1650 Einträge haben Comic-Experten und Autoren Horst Berner und Volker Hamann zusammengetragen. "Für das alles und noch viel mehr mussten wir mitunter schneller schuften als unsere Schatten", so Berner.