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Lucys Kinder

Helle Jeppesen22. August 2007

HIV-positive Waisenkinder stehen in Indien oft vor dem Problem, dass sie von Kinderheimen nicht aufgenommen werden. Eine mutige Frau hat eine Lösung gefunden. Sie kennt das Problem aus eigener Erfahrung nur zu gut.

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Lucy mit einem Kind im Waisenheim, Quelle: Helle Jeppesen
Lucy mit einem Kind im WaisenheimBild: DW

Als sich Lucy Maruati vor zwei Jahren entschloss, eine Tochter zu adoptieren, war ihr noch gar nicht klar, welche Konsequenzen das für ihr Leben haben würde. Sie wusste zwar, dass ihre Adoptivtochter mit allergrößter Wahrscheinlichkeit HIV-positiv war und hatte sich darauf eingestellt. Doch dass die Adoption eines HIV-positiven Kindes die Gründung eines Kinderheims für Aids-Waisen nach sich ziehen würde, konnte sie sich damals nicht vorstellen.

Und doch, sagt sie heute, hätte es anders gar nicht kommen können: Die Not der Kinder war zu groß, um sie einfach zu ignorieren. "Viele Kinderheime wollen keine HIV-positiven Kinder aufnehmen. Dabei brauchen diese Kinder dringend ein Zuhause, wo sie sich ohne Diskriminierung sicher und geliebt fühlen können."

Fürsorge und Adoption

"Bei Heilung mag es Grenzen geben, nicht aber bei Fürsorge." Dieses Motto steht auf einem blauen Stoffbanner mit rosafarbenen Buchstaben im Kinderheim von Lucy Maruati. Seit dem Start im April 2006 können die Kinder, die hier aufgenommen werden, sicher sein, dass es an Liebe und Fürsorge nicht fehlt: Lucy Maruati, ihre Familie und andere freiwillige Helfer kümmern sich zur Zeit um acht Kinder - rund um die Uhr.

Lucys Tochter, Quelle: Helle Jeppesen
Lucys Tochter: "Solange sie lebt, soll sie glücklich sein."Bild: DW

Dabei haben sie immer ein Ziel vor Augen: Eine Adoption. "Wenn sie zur Adoption freigegeben sind, wollen wir, dass Familien sie adoptieren. Wenn sie nicht zur Adoption freigegeben sind, versuchen wir einfach zu helfen." Lucy erzählt von einem Mädchen, das sie aufgenommen haben, weil sich ihre Familie nicht um es gekümmert hat. "Nicht weil sie in irgendeiner Form böse waren, sondern weil sie über HIV nicht Bescheid wussten. In so einem Fall versuchen wir, die Kinder in ihre Familie zurückzubringen, und die Familien so aufzuklären, dass sie imstande sind, sich um das Kind zu kümmern."

Breite Unterstützung

Für die Heimleiterin ist es oft ein Kampf, das Essen, geschweige denn die teuren Medikamente für die Kinder herbeizuschaffen. Ihre Eltern unterstützen sie mit dem, was sie im eigenen Garten anbauen können; auch andere Familien im Ort tragen mit eigenen Anbauprodukten zur gesunden Ernährung der Kinder bei. Um weiter existieren zu können, ist das Kinderheim auf Spenden und das Ersparte von Lucy und ihrer Familie angewiesen.

Doch es geht nicht nur um materielle Versorgung, damit es den Kindern besser geht: "Liebe heilt, Liebe ist das Wichtigste. Wir tun hier nichts, was sie in anderen Heimen nicht auch tun. Aber wir lieben sie, so wie sie sind. Das ist es."

Glücklich sein, so lange sie lebt

Der Preis, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen, ist oft hoch. Denn viele der Kinder werden nicht lange leben. Lucy, die selbst Miso ist, also in Mizoram geboren und aufgewachsen, versucht ihre Botschaft auch an mögliche Adoptiveltern zu geben. Damals, als sie ihre Tochter adoptiert hat und wusste, dass das Kind HIV-positiv ist, hat sie sich viele Gedanken gemacht: "Wenn ich es adoptiere, werde ich diesem Mädchen ein bisschen Glück geben können, so lange es lebt. Ihr Glück wiegt schwerer als der Schmerz, den ich eines Tages vielleicht durchleben muss."

Foto: Helle Jeppesen
Einer der Aids-Waisen in Lucy Maruatis Kinderheim in AizawlBild: Helle M Jeppesen

Für Lucy ist nicht nur ihre Tochter, sondern sind alle Kinder in ihrem Kinderheim zur Lebensaufgabe geworden. Auch wenn sie manchmal nicht weiß, wie sie die nächste Miete bezahlen oder das Essen auf den Tisch bringen soll. Ans Aufgeben denkt sie nie: "Wenn du diese Kinder erst einmal gesehen hast - das macht doch glücklich. Sie haben doch nur uns, sonst niemanden. Das gibt dem Leben einen Sinn."