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Lufthansa bietet für Alitalia

16. Oktober 2017

Nach dem Zuschlag für einen Großteil der insolventen Air Berlin will sich die Lufthansa Teile der ebenfalls taumelnden Alitalia einverleiben. Eine endgültige Verkaufsentscheidung fällt aber erst in einem halben Jahr.

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Symbolbild Etihad steigt bei Alitalia ein
Bild: picture-alliance/dpa

Die Lufthansa hat kurz vor Ablauf der Bieterfrist ein Angebot für die kriselnde italienische Fluglinie Alitalia abgegeben. Es sei ein Konzept für eine neu strukturierte Alitalia mit einem fokussierten Geschäftsmodell eingereicht worden, teilte das Unternehmen mit. "Damit hat sich die Lufthansa Group gegen die Abgabe eines Angebots für die gesamte Airline entschieden", hieß es weiter. Über Details der Offerte sei Stillschweigen vereinbart worden. Den Bericht der Tageszeitung "Corriere della Sera", nach dem der deutsche Branchenprimus 500 Millionen Euro für Flugzeuge samt Crews und Verkehrsrechte der Alitalia ausgeben will, kommentierte die Lufthansa nicht.

Die Kranich-Airline erklärte, sie interessiere sich für Teile des weltweiten Netzverkehrs und Direktflüge innerhalb Europas. Wie der "Corriere della Sera" weiter berichtete, wäre mit dem Plan der Lufthansa eine Halbierung der Belegschaft auf rund 6000 Stellen verbunden. Die derzeit mit dem Management der Airline betrauten Staatskommissare lehnten den Plan der Lufthansa ab. Die Regierung in Rom will eine Zerschlagung und starke Einschnitte im Personal verhindern. Allerdings scheint fraglich, ob es überhaupt jemanden gibt, der Alitalia als Ganzes übernehmen würde - die Fluggesellschaft gilt als unsanierbar. Der Billigflieger Ryanair hatte bereits Ende September sein Interesse zurückgezogen.

Bis es zu einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft der seit Jahren in der Krise steckenden Airline kommt, dürfte es ohnehin noch dauern. Am Freitag hatte die Regierung in Rom die Frist für den endgültigen Abschluss des Verkaufsprozesses verschoben: Ende April 2018 soll alles unter Dach und Fach sein. Mit einer Verlängerung der Laufzeit des Brückenkredits von November dieses Jahres auf September 2018 und 300 Millionen Euro zusätzlich soll die Linie in der Luft gehalten werden.

Entscheidung erst im Frühjahr 2018

Spekuliert wird, dass eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Airline so lange hinausgezögert wird und der Staat die Linie so lange am Leben hält, bis Italien ein neues Parlament wählt. Derzeit wird der 4. März als möglicher Wahltermin gehandelt. Anfang Mai hatte der Staat der Fluglinie für sechs Monate einen Kredit von etwa 600 Millionen Euro zugestanden, nachdem die ehemalige Staatslinie Insolvenz angemeldet hatte. Dieser Kredit wäre bis November zahlungsfällig gewesen. Bis dahin sollte ursprünglich auch der Verkauf entschieden sein.

Verkehrsminister Graziano Delrio hatte bekräftigt, dass die Regierung mehr Zeit für die Prüfung der Angebote haben wolle, weil Alitalia nicht "verscherbelt" werden solle. Alitalia hielt sich in den vergangenen Jahren wie Air Berlin nur mit Geldspritzen der arabischen Etihad in der Luft. Das Unternehmen hat mehr als 11.000 Mitarbeiter.

Die Lufthansa wurde schon vor Monaten als Alitalia-Käufer ins Spiel gebracht. Doch der Dax-Konzern lehnte es ab, die einstige Staats-Fluglinie mit ihren milliardenhohen Schulden zu übernehmen. Nun pokert die Lufthansa aber doch mit einem Konzept für eine neu strukturierte "NewAlitalia" um den italienische Krisenflieger mit.

Lufthansa schielt auf italienischen Markt

In der vergangenen Woche hatte sich die Lufthansa mit Air Berlin auf eine Übernahme von rund 80 der insgesamt gut 130 Flugzeuge der zweitgrößten deutschen Fluglinie geeinigt. Damit soll vor allem die Flotte der Billigtochter Eurowings von 160 auf 210 Flugzeuge ausgebaut werden. In den  vergangenen Jahren hatte der Kranich schon die Schweizer Swiss Air, die belgische Brussels Airlines und die österreichische Austrian Airlines unter seine Fittiche genommen. Italien ist für die Lufthansa der zweitwichtigste Auslandsmarkt nach den USA. Ihr Marktanteil ist hier noch gering.

tko/myk (rtr, afp, dpa)